Die Pfeile des Ritters Falk

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Ausgabe Nummer 13 - Praios 1019 BF

Die Pfeile des Ritters Falk

Wohl über einhundert Koscher wollten sich messen im Wettstreite mit Pfeil und Bogen, denn ein jeder, der die Finalrunde erreichte, sollte einen nagelneuen Silbertaler mit des Fürsten Konterfei erhalten und den besten drei Schützen winkten sogar Golddukaten, sowie ein Köcher voller Elbenpfeile für den Sieger.

Selbst drei Elfen, die man in Angbar sonst vergeblich sucht, drei Angroschim aus dem Hügelvolk und einige von fern her angereiste Krieger fanden sich unter der Schar der Teilnehmer. Und noch viel mehr Bauern und Bürger Koschs, vielfach in ihren garnelblauen Trachten und Hauben ihrer Landsmannschaften oder mit schwarzen Angbarer Bürgerhüten gewandet, standen um die etwas abseits vom Hauptplatze gelegene Bahn für die Bogenschützen und jubelten den ihren zu.

Allein Adelige und Leute von Stand erblickte man hier kaum, schauten jene doch den dlen Rittern in deren blitzenden Rüstungen zu, wie sie sich gegenseitig von den Pferden warfen. Ausnahmen bildeten hier die Baronin Galana Fay von Gorbingen und die Rondrageweihte Illyana Tsafelde, die der Meinung war, Geweihte der Rondra sollten auch Bürgernähe suchen und daher — in halber Rüstung, denn sie mußte am selben Vormittag noch bei der Tjoste mitstechen — am Bogenschießen teilnahm.

Als obersten Schiedsrichter für diesen Wettbewerb hatte die Turnierleitung Baron Myros von Kystral erkoren. Es sollte zunächst niemand aus dem Kreise der obersten vier Turnierrichter so recht diese Aufgabe übernehmen, doch Duridan von Sighelms Halm sprach schließlich zu Baron Myros von Kystral: „Wertester Baron von Metenar, wacht Ihr doch am besten darüber, daß die Elfen beim Bogenschießen keine Magie wirken. Die Ritter bei der Tjoste werden dies gewißlich nicht tun, zudem fehlt ihnen ja wohl auch die Begabung dafür.“ Dieses unterstützten auch Baron Karras von Roterz und der Ardarit Araton, worauf der Schiedsrichter für die Bogner auserkoren ward.

Auf 40 Schritt mußte in der ersten Runde mit drei Pfeilen auf eine einen guten Schritt durchmessende Zielscheibe aus geflochtenem Stroh geschossen werden. Die Scheiben hatten je vier Rinde, wobei der innerste Ring fünf Punkte zählte und die äußeren drei, zwei und einen Punkt.

So mochte der Wettbewerb nun beginnen. Ein fürstlicher Herold rief die ersten Teilnehmer auf und Pfeil um Pfeil sollten nun den Scheiben entgegenfliegen, doch war der innerste Kreis, ein tellergroßer, schwarzer Punkt, nicht so leicht zu treffen, wie mancher sich’s wohl dachte, denn vom Angbarer See her bließ es zwar leichter, aber böiger Wind seitlich über die Schußbahn.

Die erste, die ihre drei Pfeile ins Schwarze lenkte, war Illyana von Tsafelde, die sich daraufhin eilig zu ihrem Zelte begab, den verbliebenen Teil ihrer Gestechrüstung anlegte, um alsbald in der letzten der Vorrunden vom Lanzenreiten mitzustechen. Insgesamt 14 Schützen sollte es an diesem Vormittage noch gelingen, mit allen drei Pfeilen das Schwarze zu treffen.

Einer der letzten Schützen in der Vorrunde war der Ritter Falk Barborn. Bis ins Morgengrauen hinein hatte er noch ausgiebig gezecht, aus Enttäuschung über sein vorzeitiges Ausscheiden beim Lanzengang und war zu dieser Stunde alles andere als ausgenüchtert. Da er sich jedoch für diesen Wettbewerb gemeldet hatte, wollte er ihn auch bestreiten und trat mit glasigem Blick, aber ruhiger Hand und vollen Mutes an die Markierung für die Schützen.

Er nahm seinen ersten Pfeil in die Hand, legte ihn in die Sehne und schickte ihn im weiten Bogen zum Ziel. „Ooooh!“ riefen die Zuschauer, als das Geschoß weit über die Zielscheiben hinweg in die Wiesen pflog, andere aber begannen heftig zu applaudieren, und nachdem sich herumgesprochen hatte, daß der Ritter zu Siebental einen fast zweihundert Schritt entfernten Hasen erlegt hatte, setzte tosender Beifall an. Das Publikum hatte sich wieder beruhigt, der Hase, ein langohriger Hügelpüschel lag neben seinem Bezwinger, da hatte sich der Ritter Falk wieder beruhigt und legte seinen zweiten Pfeil ein.

Dieser flog nun geradewegs zu der anvisierten Scheibe. „Hurra, mitten ins Schwarze“, jubelte der Ritter gemeinsam mit den ausgelassenen Zuschauern und es dauerte eine Weile, bis die neben ihm stehende Hammerl Bernskoppel dem wackeren Recken deutlich gemacht hatte, daß er das Schwarze ihrer Scheibe getroffen hatte.

Sichtlich verlegen nahm sich Falk Barborn jetzt vor, sich bei seinem letzten Schuß besonders sorgfältig zu konzentrieren. Er hatte seinen Bogen schon gespannt, da rief jemand aus der Menge: „Und jetzt schieß einen Kohlkopf, dann gibt’s heut abend Hasenpfeffer!“ Prompt drehte sich der Ritter Falk jäh zu dem unverschämten Ausrufer um, bemerkte noch, daß er noch den gespannten Bogen in Händen hielt, und ließ gerade rechtzeitig den Pfeil in die Luft gehen. Den frechen Unruhestifter konnte er allerdings nicht finden und und den Tumult im Zeltlager der Ritter ignorierend begab er sich mit Bogen und Karnickel in der Hand zu seinem eigenen Zelt, um sich erst einmal auszuruhen. Später wollte der Siebentaler herausgefunden haben, daß sein Pech beim Bogenschießen das Werk eines unverforenen Kobolds oder Schelmen war, und schwor sich, diesen aufzufinden und für seine Streiche angemessen zu bestrafen — der Magus Myros Stragon von Kystral allerdings konnte keine Spuren von Schelmenzauberei erspüren.

Der dritte Pfeil aber dennoch ein Ziel gefunden und zwar das Hinterteil des Streitrosses von Vogt Kordan von Blaublüten-Sighelms Halm, das dessen Schildknappe gerade über das Gelände führte. Das Pferd ging durch, raste wie von der Maraske gestochen über den Platz, zwang mehrere Ritter und Bürger zum Ausweichen und riß auch noch das Zelt von Mieltra dem Löwen um, bevor es von Hannibal von Gonschomir-Havelstein zum Stehen gebracht werden konnte.

Der Baron von Bärenklamm ergriff die Zügel des Pferdes und schwang sich tollkühn auf den Rücken des durchgehenden Pferdes, das sich jedoch mit aller Kraft gegen seinen neuen Reiter wehrte, umhersprang und sich heftig aufbäumte, am Ende aber durch den kräftigen und kühnen Krieger inmitten der Zelte, in denen sich die Ritter für die anstehende Tjoste vorbereiteten, beruhigt und zum Stehen gebracht. So fragte man sich doch, warum solch ein Ritter nicht mit den anderen beim Turnier reiten mochte.

Dem verletzten Roß wurde hernach sofort das fehlgeleitete Geschoß entfernt und die Wunde behandelt, aber schon kurz darauf mußte es den Vogt der Geistmark beim Lanzenstechen tragen, denn so schnell leider kein Ersatzpferd zur Verfügung stand.