50 Jahre Anshold - Ehret den Adel
Angbar, auf dem Jahrmarkt, 10. Peraine 1044 BF, am Nachmittag
In der Neuen Bastey vor der Taverne zum Pfeffersack unterhalten zwei Possenreißer das zusammengelaufene Volk. Beide sind lang, dünn und bleich, offensichtlich Brüder, und haben sich den Zuschauern als der lange Hugold und der längere Hugold aus Salmingen vorgestellt. Nach ein paar Sprüchen über die berühmte Großzügigkeit der Angbarerinnen und Angbarer und Witzen über die Nachteile von Ferdoker Bier beginnt man sich auf die angereisten Adeligen einzuschießen.
„Ist das nicht Hirschgalf von Nimmfurten?“, ruft der lange Hugold.
„Was, der da vorne?“
„Nein, der Zweite dahinter!“
Verhaltenes Gelächter.
Der längere Hugold kneift die Augen zusammen. „Du ich glaub, das ist Falk Barborn, die Zierde der Koscher Ritterschaft.“
Da brüllt der lange Hugold: „Achtung, ein Ritter!“ Blitzschnell ziehen sie schwarze Gugeln aus dem Gürtel, streifen sie über und mimen schweigend eine Boronprozession.
„Ich glaub, er ist weg“, flüstert der lange Hugold. Die Gugeln kommen wieder runter. „Man muss da schrecklich aufpassen. So ein Ritter ist schnell beleidigt und greift nach dem Schwert oder der Peitsche.“
„Oder zum Eisenhandschuh wie der Geistmärker Baron.“
„Oh ja, der Geistmärker. Der hat bekanntlich noch weniger Humor als Dukaten in der Kasse.“
„Das ist ein ganz scharfer Hund.“
„Der Geistmärker?“
„Nein, der Köter dahinten, der an die Straßenecke pinkelt. Ich würde nie etwas Schlechtes über den Baron von Geistmark sagen -“
„Achtung! Wolfhardt der Sängerfürst!“ Gleich sind die Gugeln wieder auf, die stille Prozession beginnt erneut, doch bevor sich das Publikum versichern kann, ob der dichtende Baron von Oberangbar wirklich zugegen ist, haben die Hugolde die Gugeln wieder ausgezogen und die beiden Possenreißer nehmen sich jetzt den glücklosen Vogt von Fürstenhort vor ...