50 Jahre Anshold - Die Kündung des Boten

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Angbar, auf dem Brodilsgrund, 10. Peraine 1044 BF, am Morgen

Hatte den Praiosdienst zu Sonnenaufgang vor allem der Adel besucht, so war jetzt zur großen Tjoste ein buntes Volk auf dem traditionellen Turniergrund vor den Mauern zusammengelaufen: viele hundert Männer und Frauen, Kaufleute, Handwerker und Bauern, ja selbst Bettler, Kinder und Greise, Koscher, Garetier, Nordmärker, Greifenfurter, Angroschim, sogar der eine oder andere Elf, der von den Umstehenden argwöhnisch betrachtet wurde. Die geladenen Gäste sowie die Angehörigen der Tjostenden saßen auf der großen, schwarzgrün behängten Tribüne, in deren Mitte das Koscher Fürstenpaar thronte, umgeben von einer ritterlichen Ehrenwache aus der Gesellschaft der 42.
Fanfaren erschollen, und Herold Hernobert von Falkenhag ließ seine Stimme über den Platz hallen: „Es spricht der Fürst!“
Anshold vom Eberstamm erhob sich und winkte sogleich, dass man sich doch von den Knien erheben möge. Nach einigem Räuspern rief er: „Liebe Freunde, liebes Volk von Nah und Fern! Es rührt Unser Herz sehr, dass ihr so zahlreich gekommen seid, um mit Uns Unseren fünfzigsten Tsatag zu feiern. Mögen die Götter uns ein vergnügliches Fest gönnen, das allen noch lange in Erinnerung bleibt! Doch seht, wer kommt da herbei getrabt in nachtschwarzer Rüstung auf weißem Ross?“
Wer die Koscher Sitten nicht kannte, dem mochte nun Übles schwanen - doch beruhigte gewiss, dass das Pferd eine Schabracke mit dem Wappen der Rondrakirche trug. Der Schwarze Ritter zügelte sein Pferd vor dem Thron des Fürsten und senkte die Lanze.
„Wer seid, Ihr, Ritter auf dem weißen Roß, daß Ihr hierher kommt, gerüstet und in Waffen an einem Tag des Festes? Was ist Euer Begehr? Sprecht!“ So klang die Stimme des Fürsten über den Brodilsgrund.
Der Ritter öffnete das Visier und gab zur Antwort: „Mein Name ist Rondradan Zweiflamm vom Rhodenstein, und ich bin gekommen, Euch Botschaft zu bestellen: Die Ritter und Edlen des Kosch wie der Nachbarlande sind allesamt versammelt, sich zu turnieren, Rondra zum Ruhme und Euch zu ergötzen!“
„So lasst sie herein, Ritter, auf dass sie wacker streiten mögen in edlem Geiste. Doch zuvor empfangt für Eure Botschaft dies, Euer Gnaden, und seid uns Marschall und Richter der Spiele!“
Mit einer Verneigung im Sattel nahm der Ritter der Göttin den Stab aus der Hand Seiner Durchlaucht entgegen, und großer Beifall brandete auf, als so die „Kündung des Boten“ vorüber war, die seit jeher die Fürstlichen Turniere des Kosch eröffnet.