50 Jahre Anshold - Von Lanzen die brechen

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50. Geburtstag des Fürsten des Kosch, 11. Peraine des Jahres 1044 B.F., Angbar

Nachdem sich die beiden Angroschim mühsam den Weg zurück auf ihre Tribünenplätze gebahnt und dabei dem ein oder anderen menschlichen Adligen gelinde gesagt genervt hatten, ließen sie sich von alledem unbeeindruckt und gut gelaunt nieder, um sich dem Turnierplatz zuzuwenden.

“Wir haben es tatsächlich noch rechtzeitig geschafft”, kommentierte der Vogt von Nilsitz und strahlte zufrieden, während der Koscher Bergvogt neben ihm nur bestätigend nickte und bereits dabei war die Wappen der beiden Kontrahenten einzuordnen.

“Ein schwarzer Keil über goldenen Hämmern über goldenen Bergen”, gab Borindarax heraldisch nicht ganz korrekt die Blasonierung eines der Schilder über dem Platz wieder und fragte dann: “Wem gehört dies schöne Wappen?”

Ardo von Keilholtz”, antwortete Tharnax. “Ein erfahrener Tjoster, der schon viel gewonnen hat. Er stammt aus dem Greifenfurtschten und ist Baron von Kressenburg. Die drei goldene Gipfel im Schildfuß, darüber auf grünem Grund zwei gekreuzte goldene Hämmer sind das Wappen der Baronie, die an der Grenze zu Waldstein liegt.” Nun war es an dem jüngeren Zwergen aus den Nordmarken zu nicken. “Du kennst dich aus”, lobte er den Älteren. Dann kam er mit einer weiteren Frage auf das zweite Wappen zu sprechen. “Ein vertikal geteiltes Wappen. Links ein grüner, kahler Baum auf gold, rechts ein goldener… Hund!? auf grün?” Irritiert schüttelte Bordindarax den Kopf. “Wer denkt sich denn ein so… unschönes Wappen aus?”

Tharnax schnaubte amüsiert. “Das werter Freund kann ich dir auch nicht sagen. Ich weiß nur, dass es auch ein greifenfurtsches Wappen ist und der Tjoster ebenfalls ein Baron.

Zwei Greifenfurter im Finale”, kommentierte Tharnax anerkennend.

“Beachtlich”, bestätigte Borindarax, fand seine Neugierde aber noch nicht befriedigt.

“Zu wem aber gehört der Hund?”, fragte er daher und blickte kurz zu dem Freund, der an seiner Seite saß. Während die Tjostern unten vor der Tribühne ihre Visiere schlossen und ihre Knappen ihnen ihre Lanzen anreichten, die sie mit der Spitze gen Himmel annahmen.

Anselm… Hilberan von… Hundsgrab… Bugenbühl”, antwortete Tharnax stockend. Er hatte diesen Namen noch nicht oft vernommen beziehungsweise hatte ihn sich nie merken können. “Der Hund entstammt dem Wappen von Hundsgrab, wobei dort die Farben der Blasonierung vertauscht sind”, erklärte er. Borindarax hingegen lachte auf, was ihm einiges Kopfschütteln der Adligen und hochgestellten Höflinge in ihrer Nähe einbrachte.

“Hundsgrab?” Nochmals lachte der Vogt von Nilsitz und schüttelte den Kopf. “von Hundsgrab… du verarscht mich. Das hast du dir grade ausgedacht”, wehrte er sich dagegen das vernommene zu akzeptieren. “Niemand möchte von Hundsgrab heißen.”

Tharnax schloss kurz die Augen und schmunzelte über den Urenkel des Rogmarog von Isnatosch. Dann sah auch er zu seinem Freund hinüber und erklärte leise: “Ich habe mir den Namen mitnichten ausgedacht Borax. Er heißt wirklich von Hundsgrab.” Kurz musste nun auch Tharnax breit grinsen, wo er diese Tatsache über die Lippen brachte.

Ein Fanfarenstoß erscholl und beide Angroschim blickten wieder zur Tjostbahn herunter, wo beide Streiter kurz die Lanze hoben, um sich zu grüßen.

“Es geht los”, freute sich Borindarax und aller Unglauben über den seltsamen Namen waren vergessen.

Den ersten Lanzengang entschied der Hundgraber für sich, da der Kresseburter etwas zu langsam anritt und seine Lanze nicht rechtzeitig in die Horrizontale kam, um das Schild seines Gegners zu treffen. Im zweiten Durchlauf klappte es jedoch besser und beide Lanzen fanden ihr Ziel und brachen. Beide Ritter blieben jedoch fest im Sattel.

“Alle Achtung”, sagte Borindarax. “Bei dieser Wucht einfach stoisch sitzen zu bleiben. Das will gekonnt sein.” Der ältere der beiden Angroschim nickte. “Sie sind beides erfahrene Kämpen und stehen wohl nicht aus Zufall im Finale.”

Im dritten Lanzengang, welcher das Duell bereits jetzt zu einem der längsten des Turniers machte setzte der Kressenburger voll auf Angriff und schaffte den Ausgleich nach Lanzen. Es stand zwei zu zwei. Tharnax rieb sich die Hände. “Das ist wirklich spannend.”

Lanzengang vier zeigte dann deutlich, wie kräftezehrend die drei zuvor bestrittenen für die Kontrahenten gewesen waren. Beide Streiter schafften es zwar, ihre Lanzen routiniert durch ihre überragende Erfahrung ins Ziel zu führen, sie aber nicht von Schild abgleiten zu lassen. Beide wurden durch die Wucht aus ihren Sätteln gehoben und landeten unsanft im Sand der Arena. Die Zuschauer sprangen auf und lautes Raunen und vereinzelte Anfeuerungsrufe für den ein, bisweilen auch den anderen wurden laut. Die Koscher waren sich nicht sicher, wem sie ihre Sympathie schenken sollten.

Auch Borindarax spang auf. “Uuuhhhhh”, kommentiert der Vogt langgezogen. “Ich weiß zwar nicht genau, wo ihre Heimat liegt, aber ich wette das hat weh getan.” Milde schüttelt der Bergvogt von Ârxozim den Kopf über den Ausruf des jüngeren. Dann kehrt langsam wieder Ruhe ein. Die Zuschauer setzten sich wieder, während unten auf der Tjostbahn die Knappen ihren Rittern beim Aufstehen halfen, ihnen ihre Rösser brachten und ihnen die Steigbügel hielten, auf dass sie wieder aufsitzen konnten.

Alles dauerte sehr lange, länger als die vier zuvor gesehenen Lanzengänge. Beide Ritter waren am Ende ihrer Kräfte. Es war ein wahrlich episches Duell, des 50. Geburtstag des Fürsten würdig, auch wenn beide Streiter keine Koscher waren.

Kurz war unsicher, ob beide Reiter wieder zu den Startpunkten der Tjostbahn finden würden oder wollten, zumindest hatte dies den Anschein. Aber wer tatsächlich geglaubt hatte, einer der beiden dachte ernsthaft darüber nach aufzugeben, wurde eines besseren belehrt.

Ardo von Keilholtz aus dem älteren Haus und Anselm Hilberan von Hundsgrab‐ Bugenbühl nahmen erneut Aufstellung und nun erhoben sich die Zuschauer ohne Ausnahme allein aus Ehrerbietung gegenüber den beiden Rittern und ihrer Leistung. Hier und jetzt wurde Rondra alle Ehre gemacht, das spürte ein jeder, der des Schauspiels ansichtig wurde.

Ein fünftes Mal hoben die Ritter ihre Lanzen, um sich gegenseitig zu grüßen und um zu bezeugen, dass sie einander Respekt zollten, dann donnerten erneut die Hufe, Schilde wurden angelegt und die Turnierlanzen senkten sich ab.

Erneut fanden beide Ritter ihr Ziel. Anselm jedoch schaffte es nicht sich zu halten und flog aus dem Sattel, während Ardo ebenfalls schwer getroffen die Wucht jedoch abzufangen vermochte und schräg im Sattel sitzend bis zum Ende der Bahn trabte.

Jubel brandete auf. Die Entscheidung war gefallen.

“Großartig”, rief der Vogt aus und klatschte enthusiastisch in die Hände.

Tharnax indes verzog das Gesicht. Er sah, dass der Gefallene nur vermochte sich im Liegen auf die Seite zu drehen. Er war also nicht Bewusstlos. Dennoch eilten ein Heiler und zwei Träger mit einer Bare herbei, um den Unterlegenen in eines der Zelte zu tragen. Das Duell forderte seinen Tribut.