50 Jahre Anshold - Auf der Anreise
„Er wird unruhig.“
„Eigentlich ist es noch nicht seine Zeit. Glaubst du, wir sollten die Meisterin informieren?“
„Machst du das? Ich traue mich nicht zu den hohen Herren nach vorne.“ Dem jungen Burschen war sein Unwohlsein deutlich anzusehen. „Ich bleibe lieber bei ihm und versuche ihn ruhig zu halten. Du bist schon länger dabei. Ich weiß nicht mal, ob die Meisterin mich kennt. Außerdem sehe ich gerade nicht passabel aus. Hier, der Fleck. Siehst du? Was, wenn die Meisterin meint, ich hätte mich um ihn nicht gut gekümmert, nur weil ich ... “
„Ich informiere die Meisterin. Beruhige dich wieder.“ Mit einem Kopfschütteln und amüsiert genervtem Augenverdrehen klopfte der Ältere dem Jungen auf den Rücken, bevor er sich zum Gehen wandte. „Im Beutel neben der Kiste ist noch eine Weste. Die wird den Fleck verschwinden lassen. Schaue, dass alles gerichtet ist, falls die Meisterin mich begleitet.“
Etwas später betrachtete nicht nur der junge Bursche, in einer etwas zu großen Weste mit herzöglichem Wappen neben den deutlich kleineren Tandoscher und Waldmarkter Zeichen, fasziniert, wie der von ihm so ängstlich bewachte Vogel über ihnen majestätische Kreise zog. Die Ehre, dass gerade er dieses edle Tier und die herzögliche Falkenmeisterin Nadane von Waldmarkt-Tandosch bei der Reise in den Kosch begleiten durfte, machte ihn Stolz. Ihm war, als würde er selbst den Wind spüren, der den Vogel nach oben trug, ihn fordernd umspielte und Kreise ziehen ließ.