Rund um Brodils Grund

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Ausgabe Nummer 13 - Praios 1019 BF

Rund um Brodils Grund

Abseits des Turnierfeldes hatte der Puniner Magister Zordan Erillion von Hohenstein mit seiner Begleitung in einem Zelt Quartier aufgeschlagen, daß nicht minder prächtig als das manchen Barons war und gewiß die der armen Gratenfelser Rittsleute an Schönheit um vieles übertraf.

Er ließ nun bekannt tun, daß er die Sprößlinge hoffnungsvoller Eltern in Augenschein nehmen wolle, ob sie gar einen Funken Magie in sich trügen. Wie mußte sich der studierte Herr wundern, daß bis auf den Knappen Brin von Garnelhaun (des Vinansamter Page kaum jemand seine Künste in Anspruch nehmen wollte. Denn auch die Angbarer Städter — so weltgewandt und freisinnig sie sonst sind — haben sich eine gesunde Vorsicht vor der Zauberei bewahrt.

Ähnlichen Mißtrauen begegnete das gute Dutzend Elfen (ein im Koscher Lande sonst selten geschautes Volk), die das festliche Treiben in die Fürstenstadt gelockt hatte — wie Ilcoron Nachtwind, um sich im Wettstreit mit Pfeil und Bogen zu messen, gleich Eldor aus dem Dunkelwald, einem durch rauhe Jugend und menschliche Zieheltern zu einem ruppigen Kriegsmann gewordenen Waldelben oder dem schüchternen, doch neugierigen Gilaroêl Lärchenfreund.

Die eingangs erwähnte Magus von Hohenstein war nun ehrlich verblüfft ob des Mißtrauens seiner Person, ja, seinem ganzen Stande gegenüber — hatte er sich doch nie mit den Eigentümlichkeiten und Sitten des Koscher Landes beschäftigt. Fragend wandte er sich an den gleichfalls zu Punin studierten Baranoir Mi Taer, seit kurzem erst im Dienst des Herrn von Vinansamt. Ganz ähnliches sei ihm widerfahren, antwortete dieser, als er im Auftrage S. Durchlaucht selbst eine Expertise bezüglich des unlängst den Süden des Kosch verheerenden Drachen durchgeführt habe. Den Zutritt zur Burg Fürstenhort habe man ihm verweigert, zudem habe er allerhand Merkwürdigkeiten des astralen Netzes festgestellt.

Gewiß sei dies so, bestätigten die anwesenden Collegi ihnen, so der hocherfahrene Bragahner Hofmagus Ceytorax. „Und von den Göttern wohlgefügt,“ warf der alte Erz-Observatorius Eisenkober ein. „Wer will zu sagen wagen, wieviel schwarzmagisches Gesindel, Hexer und Druiden, hier ihre böse Kunst zu tun suchten, wenn wir Wächter Rohals nicht auf des Koschbasaltes Kräfte bauen könnten.“

„Schwarzmagie? Was versteht Ihr darunter, werter Collega? Ich selbst habe durchaus Respekt vor dem Weg der Linken Hand. Zuweilen ist es notwendig, altes und gefährliches Wissen zu studieren“, entgegnete Magister Zordan.

Damit hatte er eine Behauptung aufgestellt, die eifrig angezweifelt wurde. „Ihr gräulich gesinnter...“, wollte der greise Erz-Observatorius seiner Empörung Luft machen, konnte seinen Satz jedoch nicht beenden. „Ein wissenschaftlicher Disput zu diesem Thema, meine Herren.“, schlug der Magus Shorgan aus Bärenklamm vor.

Lächelnd ging Zordan von Hohenstein auf die Herausforderung ein und führte seine Standesgenossen zu einem unweit gelegenen Steinpavillon. Seine Bemerkung, diesen habe er von einem Dschinn erbauen lassen, lenkte die Diskussion vorübergehend auf ein anderes Thema, bis sich die Gelehrten auf die spätere Hinzuziehung zwergischer Baumeister einigten.

Viel ereignete sich noch, was nicht Eintrag in des Herolds Falkenhag Turnierbuch finden sollte. Baron Myros von Metenar ward in des Praios Heilige Halle bestellt — ob’s an der Vertreibung der Hilberianer, dem Ende des Rhôndurer Magierseminars oder reichsrichterlichen Belangen lag, wußte niemand zu sagen. Wohl mag dem Hesinde verehrenden Baron beim Gang zum Tempel nicht gewesen sein. Hatte er ein Geheimnis zu verbergen?

Ungenannt blieben die Söldner des Sturmbanners, die fleißig unter dem gemeinen Volk nach Rekruten führ ihr Fähnlein suchten: „Du scheint mir hier der einzige zu seun, der mit wahrem Verstand sein Leben bestreitet. Hast du schon mal über ein Leben als Söldner nachgedacht? Du kommst weit ’rum, erlebst viel, lernst wahre Kameraden kennen und verdienst dabei noch einen prallen Goldbeutel. Einer Frau aus deinem Holz müßte das doch gefallen, oder?“ sprach so der Zwergenkrieger Andrasch die Kriegerin Celissa an.

Sein Gefährte Random vom Amber suchte mit gewandter Rede unter den Freiherren und Baronen nach neuen Auftraggebern. „Euer Hochgeboren haben sicherlich schon von dem Söldnerhaufen „Das Sturmbanner“ aus der Landgrafschaft Ysilia gehört. Nein, Potztausend auch! Ich hoffe, ich stehle Euch nicht die Zeit, wenn ich Euch nun einfach davon berichte. Ihr müßt wissen, werter Baron, ich zähle selbst zu den wackeren Streitern. Wir ...“ — so mag er manchen Söldling vermittelt haben.