Streit um Ogertod

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Ausgabe Nummer 27 - Travia 1023 BF

Streit um Ogertod: Zwerge triumphieren

Tod zweier Vasallen schwächt Baronin weiter — Baron noch auf Pilgerfahrt

OGERTOD/BAR. ROHALSSTEG. Was der Streit um das sich rings um den Weiler Ogertod erstreckende Land gezeigt hat, ist wohl vor allem eines: Zwerge haben einfach einen längeren Atem als Menschen.

Wie der Kosch-Kurier in Ausgabe Numero 22 berichtete, besetzten die nahebei ansässigen Zwerge die Äcker der Ogertoder Menschen und drohten, die Aussaat zu verhindern, sofern ihnen nicht versprochen werde, daß in Zukunft keine weiteren Flächen in Richtung auf die nördlich gelegene, zwergische Siedlung Grünfels gerodet würden.

Diese Forderung war für die Menschen, die durch die schlechten Äcker beständig zu neuen Rodungen gezwungen waren, schlicht inakzeptabel. Sie war es, denn die Zwerge blieben stur. Trotz unzähliger Versuch Vogt Nirwulfs, die Zwerge zum Einlenken zu bringen, verließen sie die besetzten Äcker nicht. Dies hat nun dazu geführt daß viele Menschen, insbesondere erst vor einigen Jahren aus dem Hinterkosch zugewanderte, es aufgrund der sich abzeichnenden Hungersnot vorzogen, davonzuziehen.

So sind von einst 114 Einwohnern nunmehr lediglich 67 geblieben, die sich, v. a. um einer erneuten Verhinderung der Aussaat entgegenzuwirken, dazu bereit erklärten, die zwergischen Forderungen im vollen Umfang zu akzeptieren.

Das heißt nun, daß auf immer und ewig kein Mensch mehr nördlich der heutigen Feld-Wald-Grenze siedeln darf Unterzeichnet wurde der Vertrag von Nortgarin, Sohn des Nogasch, dem Berggreven der Hügelzwerge und von dem neugewählten Bürgermeister, dem Schnapsbrenner Ugalf, der den ins Hinterkosch verzogenen Mrik Gropten ersetzt hat aber auch von Baronin Nygra und Vogt Nirwulf höchstselbst.

Die Baronin soll während des Verlesens des Vertrages Tränen vergossen haben, so sagt man, und die anderen drei nicht ein Wort miteinander gewechselt haben. Erst habe Nortgarm mit ausdrucksloser Miene gezeichnet, dann Ugdalf mit finsterem Blicke, gefolgt von dem ob so viel ihm von beiden Seiten entgegengebrachter Feindschaft sichtlich verwirrten Vogt Nirwulf von Hügelland und schließlich die Baronin selbst.

Ihre Betroffenheit soll ihr in dem arg gebeutelten Dorfe viele Sympathien eingebracht haben, im Gegensatz zum Vogt Angbart, der, wie wir berichteten, sich vehement auf die Seite der Zwerge geschlagen hatte. Obzwar zur Vertragsunterzeichnung geladen, zog er es vor, in Salzmarken zu bleiben, und er tat wohl auch besser daran, denn die Stimmung im Dorf war voller Haß.

Auch Vogt Nirwulf bekam das zu spüren, nachdem die Zwerge fort waren. Die Baronin war zwar noch bemüht, einige beschwichtigende Worte an ihre Untertanen zu richten, doch dürften diese nicht viel bewirkt haben. Es bleibt abzuwarten, wie sich das weitere Verhältnis der Zwerge zu dem Menschen dort entwickeln wird. Sicher ist als irgendwo anderes im Kosch, wo die beiden Völker für gewöhnlich in guter Nachbarschaft leben und selbst die Besetzung der Koschimer Hallen durch die Erzwerge weiland dem keinen Abbruch tun konnte.

Ansonsten hat sich wenig getan in Rohalssteg. Der Baron Salfriedjes ist noch immer auf Pilgerfahrt, und wenig hat man von ihm vernommen, und die Baronin bestimmt derweilen die Geschicke des Lehens. Als Problem hat sich dabei lediglich erwiesen, daß zwei ihrer treuesten Vasallen, Ritter Hagen von Askrepan und Junker Henrik von Rahilja überraschend verstorben sind.

Die Nachfolge Ritter Hagens ist dereinst noch ungeklärt. Sein Lehen wird vom Vorsteher der hiesigen Hügelzwergsippe, Odmar, Sohn des Olbar, verwaltet. Odmar pflegt zwar gute Beziehungen zum Baronshause, doch wie er sich im Falle eines weiteren Konfliktes der Baronin mit den Hügelzwergen der Bergwacht Brek verhalten wird, darf als fraglich bewertet werden. Wahrscheinlich zöge Odmar es vor, den ungeliebten Posten alsbald wieder abzugeben, um sich dem wahren Leben, bestehend aus gutem Essen und erlesenen Tabaken, widmen zu können.

Doch solange kein Nachfolger gefunden ist, und die Baronin täte gut daran, dafür alsbald zu sorgen, ist dem nicht beizukommen. Die Nachfolge Junker Henriks ist zwar eigentlich gesichert, doch ist sein Sohn bereits seit Jahren auf Abenteuerfahrt und der Zeitpunkt seiner Rückkehr — wenn überhaupt! — höchst ungewiß.

Das bringt die Baronin bei den halbjährlich stattfindenden Treffen mit ihren Vasallen demnächst möglicherweise in größte Bedrängnis. Weiß sie doch nur noch den ihr stets getreuen Lusus Hersberg, den Verwalter der Ritterschaft Rohalssteg, sicher hinter sich. Denn der letzte im Bunde, Junker Born von Valoor, gilt als ein dem Schnapse verfallener Mann, getreu dem Namen Valpurg, in den seine Vorfahren ihren Stammsitz zu Ehren nämlichen Kaisers umbenannten.

Zwar hat er bisher bei Abstimmungen stets für seinen Baron gestimmt, doch weiß man, wie er sich verhalten wird, wenn er nun statt dessen einer Frau, dazu noch einer Novadi, gegenübersitzen wird? Und weiß man, was Vogt Angbart ihm zuvor noch erzählen mag, der dem Baron nicht in Freundschaft zugetan ist? Gewiß ist nur eines: Sollte Baron Conrad demnächst wieder die Baronie betreten, so wird er wohl wenig so vorfinden, wie er es zurückgelassen hat; auch wenn die meisten Rohalssteger nicht den Einruck haben werden, als hätte sich je etwas geändert.

Angbart Götterfried