Von Traviabund & Rahjenglück

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Ausgabe Nummer 18 - Rahja 1020 BF

Von Traviabund & Rahjenglück

ANGBAR. In unserm schönen Koscherland — nicht anders als im alten Herzogtume Weiden — hält man es nach guter Sitte, daß Mann und Weib nicht leichtsinnig den Traviabund eingehen, wie‘s im Almadanischen oder Garetischen gang und gäbe. Bekanntlich trägt der Stand des Brautwerbers große Ehre und Verantwortung, die jedoch — Frau Travien sei‘s geklagt — zuweilen auch in den falschen Händen liegen mag.

So trug sich neulich in der Fürstenstadt folgendes zu: Auf dem Wochenmarkt pries ein junger Angroscho namens Xetolosch Galante (welcher Gewandung und Zungenfärbung nach in Beilunks Tunneln geboren ward) seine Künste als Brautwerber an und prahlte auch damit, daß es für ihn keine noch so spröde Maid und keinen noch so hartherzigen Gesellen gäbe, als daß sie nicht zu gewinnen wären.

Nun ist’s bekannt im Eisenviertel, wo die Schmiede und Schmelzer und Plättner wohnen, daß kein Mädchen hübscher anzuschauen ist denn die Nichte von Meister Malzan Gutbrot, die Jungfer Alisa. Man sagt, daß viele junge Männer der Stadt ihr Herz an sie verloren hätten, zumal sie auch eine gute Partie ist.

Und so geschah‘s, daß schon am nächsten Tag sich ein junger Schmiedegeselle bei Xetolosch meldete. Bald war‘s verdingt, daß der Zwerg Jungfer Alisa einen Brief und ein schönes Amulett überreichen möchte — frohgemut überließ der selige Jüngling seinem Boten die teuer ersparte Gabe.

Bald schon gab Xetolosch dem jungen Manne den Bescheid, sich um die nächtliche Praiosstunde vor dem Fenster der Schönen einzufinden.

Hätte doch der Geselle auf seinen Verstand gehört, daß solches nicht anständig wäre! Aber Frau Rahja hatte sich wohl seiner bemächtigt. Doch wie staunte da der junge Schmied, als er sich zur besagten Stunde einfand und zwar nicht die Angebetete erblickte, wohl aber zwei andere Burschen mit demselben Ansinnen. Schnell kam es zum Streite und bald auch zum Handgemenge. Durch den Lärm erwachte Meister Gutbrot, der solches gar nicht leiden mochte. Mit drei großen Kübeln Spülwasser brachte er die Streithähne auf der Gasse zwar zum Schweigen, doch die Peinlichkeit der Situation lag auf der Hand.

Als man die Gardisten zum Quartier des Xetolosch schickte, war dieser schon längst wieder auf und davon; mit sich hatte er Werbegelder und Geschenke der Geprellten im Werte von fünf Dukaten genommen. Wie zu erwarten, hatte er sich gar nicht um die Gunst von Jungfer Alisa bemüht.

Um die Ehre seiner Nichte Alisa aber zu retten, verkündete Meister Gutbrot am nächsten Morgen im Gildenhaus der Schmiede, daß sie seit einem halben Mond mit einem Vetter zweiten Grades aus Steinbrücken verlobt sei — womit er den drei jungen Freiern zugleich einen Korb gab und die Spötter auf seiner Seite wußte.

Solches sei allen eine Lehre, die Gebote der Frau Travia und des Anstandes einzuhalten. Allzu schelmisch mag Gevatter Phex sonst mit einem umgehen!

K. L.