Von Fest und Quest’ zu Cumrat
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Von Fest und Quest’ zu Cumrat
Mit einer Schar der edelsten seiner Vasallen war der durchlauchte Fürst Blasius gen Cumrat gezogen, ins Almadanische, wo auf des Reiches neuer Feste Hochzeit gehalten werden sollte zwischen dem Prinzen Alarich Sigismund Ruhmrath von Gareth-Sighelmsmark und einer liebreizenden Prinzessin aus dem Hause Firdayon, zu besiegeln den Bund zwischen den Reichen, der seinerzeit zu Weidleth beschworen und gesiegelt war.
Und welch Ort sollte würdiger sein als die neue Pfalz des Raulschen Kaisertums, zu deren Bau ein jeder Lehnsmann in den Provinzen sein Scherflein beigetragen hatte? Staunend betrachten Gäste des Festes nun die stolzen Mauern, wehrhaften Tore und prächtigen Kammern der kaiserlichen Burg. Den Baron von Vinansamt sah man höchst durch die Burg wandeln und höchst aufmerksam die Wände betrachten, den er hatte in den von ihm beigetragenen Koschbasalt sein Wappen meißeln lassen und wollte nun schon, wo die Gabe Verwendung gefunden hatte.
Das schließlich aber ein unverhoffte Nachricht die Festgesellschaft ereilte — daß die Prinzessin Lorindya vom Feenvolk entführt worden sei und nur freigegeben werde sollte, wenn des Reiches Rittsleute sieben mal sieben spaßige Questen zu erfüllen wüßten, den Lichtwesen zum Pläsier — ist an anderer Stelle schon berichtetet worden (und von den Taten einiger Koscher Recken wollen wir hernach noch erzählen). Schließlich aber gelang’s, die holde Braut auszulösen, so daß an jenem Frühlingstag das Sakrament der Travia gespendet werden konnte. Und alsdann haben all die edlen und hohen Herrschaften des Reiches bis tief hinein in die laue Almadaner Nacht gefeiert, deren herrliche Temperaturen zu loben die Gäste nicht müde wurden.
Der Bräutigam war ein Sohn des tapferen Burggrafen Sighelm, der in der Rommilyser Blutnacht sein Leben gab, um das der koscher Gesandten Mechtessa von Lutzenstrand-Sighelms Halm und ihres ungeborenen Kindes (der späteren Erbin der Baronie Geistmark mithin) zu erretten. Seine Knappschaft hat der Prinz am Hofe des Herzogs der Nordmarken verbracht (gleich dem Sohn unseres Fürsten, Herrn Edelbrecht, bevor diesen sein Vater in den Tagen der Kirchenspaltung zurück in die Heimat zu sich befahl). Gleichwohl, sprach der Fürst zum Prinzen Alarich, erinnere er sich seiner noch gut als des flinken Knaben, dem sein Edelbrecht zuweilen freilich auch eine Tracht Prügel versetzt habe.
Mehr allerdings als über diesen Schwank aus seiner Jugend freute sich der Bräutigam über die Gabe des Fürsten, einen prunkvollen Bierhumpen aus koscher Silber: „Niemals leer soll er werden, dafür wollen Wir sorgen“, gelobt der Fürst, in dessen Bagage gleich ein ganzer Vorrat feinsten Ferdokers für die Festgesellschaft mitgeführt wurde.
„Ich danke Euch“, sprach der Burggraf, den Pokal umfassend, doch wollte Seine Durchlaucht diesen nicht aus seinem Griff entlassen und nahm ihn gar wieder an sich, was manchen aus den entlegenen Grafschaften freilich wunderte. „Wir wollen ihn für Euch eintrinken, wie es Koscher Brauch entspricht“, belehrte der Fürst den jungen Brautmann, und dieser ließ es wohl geschehen.
Als aber die horasische Delegation dem edlen Brautpaar ihre Aufwartung machte und dies den übrigen Gästen gar zu ausführlich schien (denn kurz zu fassen ist nicht der Liebfelder Art, und obendrein formierten sie sich im Halbkreis vor dem Paare, ganz als ob sie die beiden gänzlich für sich einnehmen wollten), in jener langen Weile also gewährte der Fürst auch dem Grafen Growin an seiner Seite einen Schluck und mancher neidete den beiden Herren die kühle Würze.
Der Cantzler Duridan machte dem Fürsten ein Zeichen: Von drüben her winkte der Hofmeister des Weidenschen Herzogstums, der die greise Herzogin, des Herrn Waldemars Mutter, nach Cumrat begleitet hatte. Da ließ der Fürst geschwind den Ministerialen den Krug herüber tragen, und mancher staunte, welchen Zug die Weidenerin an den Tag legte, die doch wahrhaft ergraut und vom Alter gebeugt war.
So ward der Krug des Burggrafen gleich durch drei hochedle Münder gebührend eingetrunken. Und, wie der Graf von Ferdok, Meister Growin, treffend bemerken: Unermeßlich groß war die Vielzahl der Spezereien, die Barone aus allen Landen des Reiches des prinzlichen Paar zum Geschenk machten — was aber unter all den Köstlichkeiten den meisten Anklang fand — selbst beim Prinzen Mukus von Rabenmund — und während der Feierlichkeiten allerorten genossen wurde, war das gute Bier nach koscher Braugebot.