Der Drachentöter
Der Drachentöter
Aus seiner Burg, dem hohen Sall aus altem Stein
Sitzt Winnegram, der Schwerterheld,
Der beste Krieger einst im Feld.
Und an der Wand von eines Ochsen Haupt: sein Horn,
Das drang dereinst durch Schlacht und Sturm,
Wenn er es blies vom höchsten Turm.
Dereinst! so viele Winter sah er seither schon.
Sein Bart ist weiß, und weiß sein Haar,
Allein sein Auge strahlt noch klar.
Wie sollte er vergessen, daß er einmal trug
Das Schwert des Koscher Waffenherrn
Und einen Harnisch — wie ein Stern!
Sein Blick, er gleitet an der grauen Wand entlang,
Dort blinkt der Orkhelm, welch ein Stück!
Sein erster Lohn für Siegesglück,
Daneben hängt in roten Falten ein Gewant,
Der Gräfin Hände stickten drein
zwei Liebeszeichen, silberfein.
Und auch der Schild aus blankgehämmertem Metall:
Der Zwergenfürst mit langem Bart
Gab ihm dies Werk mit auf die Fahrt.
So schweift sein Auge nun die ganze Wand entlang,
Sein Wandern streift die Jahre ab,
Und er vergißt das Bild vom Grab.
Und seine Finger, von der Gicht geplagt und dürr,
Sie klammern sich um seinen Stock,
Zum Harnisch wird der Flickenrock,
Das morsche Holz in seiner Hand ist kühl wie Stahl,
Durch Fenster dringt ein schwaches Licht ———
Wie’s sich auf Schwertes Klinge bricht!
Doch da? Was schnaubt und nebelt hinter dem Kamin?
Der heiße, bittre Schwefeldampf!
Ein Lindwurm! Her zum letzten Kampf!
Nun Winnegram! Jetzt gilt’s, noch einmal schütz’ das Land!
Was zögerst Du? Das Schuppentier ———
Schlag zu, der schönste Sieg ist Dir!
Dort ragt der kohlenschwarze Leib, das Auge glüht,
Allein, sein Schwert, es wird zu schwer,
Der morsche Arm, er hält’s nicht mehr.
Es stockt der Atem, steht das Herz, der Blick wird trüb.
Im Herd verlischt das glühnde Rot.
Und alles schweigt. Der Held ist tot.