Ruhe und Frieden im Wengenholm?

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Ausgabe Nummer 55 - Rondra 1035 BF

Ruhe und Frieden im Wengenholm

Kann die geplagte Grafschaft wieder aufatmen?

Aus einem Brief Herrn Bohemunds von Falkenhag an seinen Vater. Mit freundlicher Genehmigung in Auszügen abgedruckt.

Mit dem Ende der Kämpfe kehrt im Wengenholm langsam wieder Ruhe ein. Doch seit dem Jahr des Feuers hat sich viel verändert. Viele Bauern und Handwerker sind dem Zug des Alagrimm und den Untaten von Räubern und Plünderern zum Opfer gefallen. Albumin wird wohl nie wieder aufgebaut werden. Sowohl die Burg als auch das Dorf sind zu oft zerstört worden. Ganz ähnliches gilt für das Dorf Rübfold oder so manchen anderen Weiler.

Die Bauern und Handwerker scheinen nach den Geschehnissen der letzten Jahre enger zusammen zu rücken und sammeln sich bei den wenigen größeren Orten, namentlich Zweizwiebeln und Auersbrück, doch auch die mächtigen Mauern der Burgen versprechen Schutz, und so wachsen die Siedlungen an Bärenstieg, Firntrutz und Bilchtrutz. Der größten Veränderung aber ist die Stolzenburg unterworfen. Zum fürstlichen Vogt über die Burg Stolzenburg, Erzminen, Erzdorf und die große Garnison wurde Feron von Nadoret erhoben. Der Sohn Perjins von Nadorets war schon mit Prinz Edelbrecht geritten. Nun hatte er ein starkes Kontingent in den beiden Feldzügen angeführt und war auch über den Winter an Graf Jalliks Seite geblieben. Es ist seine Aufgabe die fürstlichen Erzminen vor weiteren Übergriffen zu bewahren, sowie den gerade erkämpften Frieden zu bewahren. Es heißt, Graf Jallik sei Feron in persönlicher Freundschaft zugetan und habe sich beim Fürst für ihn verwendet. Dem Nadoreter unterstehen zweihundert Mann in den Farben des Kosch. Je eine Kompanie Bergschützen und Hellebardiere halten hier Wacht. Dazu kommt dann noch die Kompanie „Marschall Geldor“ unter Junker Reto von Bodrin- Hardenfels. Eine beeindruckende Truppe, welche gemeinsam mit den Streitern des Grafen in der Lage sein sollte, den Frieden zu bewahren. Zwar treibt noch immer Goro sein Unwesen, aber der listige Oger hat sich fürs Erste tief in den Borrewald zurückgezogen und unternimmt nur noch vereinzelt Überfälle.

Der Wideraufbau kann also beginnen. Vogt Feron hat bereits damit angefangen, die Stolzenburg wieder instandsetzen zu lassen und das Erzdorf weiter auszubauen, um den Abbau des Erzes effektiver gestalten zu können. Im Dorf herrscht jedenfalls schon eine geschäftige Aufbruchsstimmung und aus dem trüben Bergwerkerdorf könnte irgendwann ein florierender Ort inmitten der rauhen Bergwelt werden. Nichts soll mehr an die dunkle Herrschaft der Finsterzwerge erinnern – so zumindest scheint mir die Stimmung unter den Dörflern zu sein. Die Erzminen stehen freilich noch unter Wasser, und es wird sicherlich noch eine ganze Weile dauern, bis hier wieder Erz gebrochen werden kann. Derzeit konzentrieren sich die Bemühungen auf die Gobbelwand, sollen die Finsterzwerge hier doch eine gewaltige neue Erzader gefunden haben.

Derweil scheint jedoch, als hätten die verschiedenen Vorkommnisse zwischen Auersbrück und Zweizwiebeln während des Feldzuges zu einem vergifteten Klima gesorgt. Während sich Auersbrück stolz auf die neue Sendschaft beruft, setzen die Zweizwiebler auf den altbewährten Schutz durch den Adel. Bisher äußert sich die gegenseitige Abneigung lediglich in herben Beschimpfungen und groben Witzen, aber wer weiß schon, ob die Lage nicht bald wieder überkochen könnte. Der Tod Firnrichs von Zwiezwiebelns durch die Hand eines Auersbrückers ist jedenfalls noch lange nicht vergessen.

Doch der Adel hat durch die vergangenen Kämpfe und den Zug des Alagrimm vor sieben Jahre viele Köpfe verloren. Einige Adelshäuser sind gänzlich erloschen und andere haben den Einfluss auf ihre Lehen verloren, oder aber ihre Besitzungen wurden zerstört und sie machen sich nun als landlose Ritter auf die Suche nach neuen Herren. In der gesamten Grafschaft verbleiben wenig mehr als ein Dutzend Adelsgüter. Der Adel scheint dem Grafenhaus treu ergeben, doch zugleich tadeln viele den wachsenden Einfluss der Sendschaften.

Es wird sicherlich noch viele Jahre dauern, bis die Wunden verheilt sind und die Schäden behoben wurden. Eine gänzlich erfreuliche Nachricht aber habe ich aus der rauen Grafschaft: Unsere Nichte Mechtessa ist schwanger. Dem Grafenhaus zu Wengenholm, aber auch unserer alterwürdigen Familie steht also Nachwuchs ins Haus.