Neuigkeiten aus den Grafschaften - Kosch-Kurier 80
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Neuigkeiten aus den Grafschaften
Manches hat sich ereignet in den drei Grafschaften, sei es bei Festen und Feiern oder im harten Alltagsleben. Was uns verlässliche Zeugen geschildert haben, bringen wir hier der geneigten Leserschaft zur Kenntnis.
Memorandum verbrannt
TWERGENTRUTZ. Beim diesjährigen Trutzfest in Twergentrutz wurde feierlich ein Exemplar des „Sylbrigen Memorandums“ verbrannt. In diesem Buch wettert die Vögtin Grothissa Götnisch gegen den Einfluss der Zwerge im Kosch und spart auch sonst nicht mit Vorwürfen gegen die Kinder des Herrn Angrosch. Dafür hat man auf dem Trutzfest wenig Verständnis, dient diese Feier doch der Erinnerung an die Befreiung der Wergenburg durch ein zwergisches Heer und der Erneuerung des Bundes auf Ewig.
„Ich weiß nicht, was man drunten in Bärenfang unter ewig versteht“, erklärte Uriel Flammbart, der Ingerimmgeweihte des Ortes, „aber hier heißt ewig ewig, also für immer.“
Langfinger in Rhôndur
RHÔNDUR. Auf dem Rhôndurer Stadtfest, das stets auch viele Gäste aus dem Umland anzieht, machte ein Taschendieb reiche Beute. Mehrere Bürger und Besucher klagten, dass ihnen die Börse oder sonst ein Wertgegenstand abhanden gekommen sei. Obwohl die Büttel danach besonders wachsam waren, konnten sie den Schuft nicht finden.
Zwar wurde am Abend ein Mädchen dabei erwischt, wie es lange Finger machen wollte, doch stellte es sich dabei so ungeschickt an, dass selbst die strengsten Kläger ihr nicht die anderen Taten zur Last legen wollten, die doch mit phexischer Gewandtheit verübt worden waren.
So wird das diesjährige Fest einigen in schlimmer Erinnerung bleiben und allen anderen zur Mahnung gereichen.
Pilger zu Boron gegangen
TROLLECK. Ein wahrhaft borongefälliges Ende nahm der Kalmunszug für zwei hochbetagte Pilger aus Rhôndur: Am Abend des 15. Rondra schlossen sie in ihrer Koschtaler Herberge die Augen, um sie nie wieder zu öffnen. Der Rabe hatte die beiden, die seit vielen Jahren fromm die Wallfahrt von Trolleck nach Moorbrück absolvieren, über Nacht zu sich geholt. Die den Pilgerzug begleitenden Geweihten segneten die friedlich Entschlafenen. „Sie sind angekommen“, erklärte Surxinda Kreuthenstyn, die Äbtissin der Kalmuniten wortkarg, aber vielsagend.
Flussschiff auf Grund gelaufen
GARNELHAUN. Mitte Praios lief die „Silberne Möwe“, ein Frachter aus Havena, in der Nähe von Borking auf Grund. Den Praiosmond über war es sehr heiß und trocken gewesen, so dass der Große Fluss Niedrigwasser führte und einige Stellen – zumindest für ortsfremde Schiffer – gefährlich wurden.
Dergleichen Unfälle kommen immer wieder vor; erwähnenswert ist der Vorfall deshalb, weil die Kapitänin der „Silbernen Möwe“ in Nadoret noch geprahlt hatte: „Gegen die Gefahren des Deltas ist der Oberlauf des Großen Flusses geradezu ein Kinderspiel.“
Ertrunken ist bei dem Unglück niemand, doch es dauerte lange, bis die „Möwe“ wieder flott gemacht werden konnte, und teuer wurde der unerwünschte Zwischenhalt auch.
Kind in den Brunnen gefallen
UNTERANGEN. Ein schrecklicher Unfall ereignete sich beim Flussfest am 1. Efferd in Unterangen: Wie üblich hatte man den Dorfbrunnen feierlich geschmückt, um den Herrn Efferd zu preisen und um genügend (aber nicht zu viel) Wasser zu bitten.
Da geschah es, dass der kleine Viburn Grünblatt auf den Brunnenrand kletterte, um mit den bunten Bändern zu spielen – und hinab in den Schacht stürzte.
Zwar gelang es den Leuten, den Buben aus der Tiefe zu bergen, doch Leben steckte nicht mehr in dem kleinen Körper. So wurde aus einem freudigen Fest ein Trauertag in dem Dorf.
Hochzeitsglocken auf Lehmig
LEHMIG. Als vor einigen Wochen die beiden Rittleute Alerich von Rohenforsten und Ulmarde von Schack beim Dunkelforster Burgturnier aufeinander trafen, hatte offenbar nicht nur die alveranische Leuin ihre Hände im Spiel, sondern auch die Herrin Rahja – denn am 17. Efferd wurde in Lehmig Hochzeit gefeiert. Der Rondrabund wurde durch die Salminger Geweihte Leuengunde vom Berg geschlossen. Bei Ferdoker Bier und gutem Essen wurde noch bis spät in die Nacht gefeiert.