Magierfehde um grünen Turm?

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Ausgabe Nummer 12 - Firun 1018 BF

Magierfehde um grünen Turm?

Unbestätigte Gerüchte berichten von Zauberei und Dämonen

FERDOK/HOHER AMBOSS. Seit mehreren Monaten bereits kursieren in den Ferdoker Landen immer wieder absonderliche Gerüchte, die allesamt mit einem merkwürdigen grünen Turm im abgelegensten und unzugänglichen Teil der Baronie Hoher Amboß zusammenhängen.

Jüngst erregten in der Stadt Ferdok zwei Abenteurer Aufsehen, die jenen Turm betreten haben wollten und von dort ganz und gar aufregende Ding berichten konnten. Helmbrecht Jolen befragte Karmel, einen ehemaligen Ferdoker Wachsoldaten und einen Zwerg namens Gyfti, Sohn des Galgin im „Bardenkrug“, wo die beiden bei Ferdoker Bier wiederholt ihre Geschichte vortrugen.

Sie sahen schon reichlich abgekämpft aus, die Wämse an vielen Stellen aufgerissen und dunkelrot verfärbt von ihrem Blute und sorgenvollen Blicken, als würden sie gejagt. Das Wort zu dieser vorgerückten Stunde im Bardenkrug führte der Zwerg Gyfti:

„Wir kamen von Rohezal — ihr kennt ihn doch sicher, den legendären Weißmagier aus dem Amboßgebirge. Wenn es überhaupt einen menschlichen Zauberer gibt, dem man vertrauen kann, dann wohl ihm. — Prost — Also Rohezal hatte wohl von einem finsteren Dämonenbeschwörer gehört, der doch tatsächlich so dreist war, sich ebenfalls einen Turm im Amboß zu bauen. Nicht gleich in Sichtweite, aber immerhin. Wir vier, ja wir waren da noch zu viert, aber Walsrok, dieser feige Streuner und Gyna, auch so ‘ne Magierin ahben sich von dem Geschwätz der Zauberer dort einlullen lassen. Ich sag´s ja, den Zauberern kann man einfach nicht trauen, auch wenn mann noch so lange mit ihnen zusammen umhergezogen ist.

Wir vier zogen also nach Osten und nach ein paar Tagen konnten wir gegen Abend diesen unheimlichen grünen Turm am Ende eines Tales sehen und ein paar Holzhütten standen auch darum. In der Nacht sah ich dann nicht allzu weit entfernt ein Leuchten und ich ging los um nachzusehen, wer oder was das war. Als ich sie dann eingeholt hatte, sah ich, daß es wie ich Angroschim waren; sie wollten ebenfalls zu jenem Turm, um dem finsteren Dämonenbeschwörer dort den Garaus zu machen. Ich wollte zwar noch meine Kameraden holen, doch die anderen wollten, daß wir Angroschim unter uns blieben.

Irgendein Dämon muß uns aber verraten haben, denn als wir ankamen und gerade das hintere Portal öffnen wollten, wurden wir überrascht, magisches Feuer explodierte um uns herum und mehrere dunkle Krieger — vielleicht waren das ja auch Dämonen — drangen auf uns ein. Sollten sie nur kommen, sie sollten meine Axt schmecken! So ein bißchen Hokuspokus macht mir keine Angst. Jawohl! — Prost!

Die anderen aber hatten die Hosen voll und verdrückten sich. Da war ich alleine, aber einem, am besten dem schwarzen Magier selber, wollte ich noch den Schädel spalten. Bevor ich aber jemanden erreicht hatte, konnte ich mich plötzlich nicht mehr bewegen und dann ging bei mir auch schon das Licht aus.

In einer stinkenden dunklen Hütte bin ich dann aufgewacht, gefesselt natürlich. Etwas später kamen dann auch meine drei Kameraden herein. Ich dachte schon, die haben sie jetzt auch erwischt, aber sie waren nicht gefesselt, nur Waffen hatten sie auch nicht mehr. Gyna hat dann erzählt, sie hätte mit den Zauberern geredet und so schlimm seien sie gar nicht. Einen der Zauberer, einen gewissen Kalidor kenne sie gar von früher aus dem Lieblichen Feld und der Herr von dem Turm, Andras Mar-wo-lett... oder so, tue im übrigen nichts anderes als Rohezal auch. — Lächerlich! Naja, jedenfalls, so hieß es, seien wir wieder frei und könnten am Morgen gehen.

Also ich traute dem noch immer nicht, und das zu recht, ich hatte es schließlich selbst erlebt. Mit meinem Freund Karmel hier, denn Karmel konnte ich wenigstens noch vertrauen — Karmel, Prost. — bin ich dann in den Turm hineingeschlichen. Wir haben dann unsere Waffen wiedergeholt und sind nach oben gegangen, um diesen Andras zu stellen. Wir kamen kaum in seine Gemächer, als schon eine abscheuliche Dämonenkreatur auf uns losstürmte.

Ich konnte den Magier noch mit einem schnellen Hieb niederschlagen, bevor diese Bestie auf uns eindrang, mehr als zwei Schritt groß war sie, sah fast aus wie ein stehender Säbelzahntiger mit einem Fell von violetten und gelben Streifen, einem Maul größer als mein Kopf und Zähne wie Dolche, Klauen, die dich mit einem Hieb zerreißen und einem Schwanz wie eine metallene Peitsche. Wir wehrten uns tapfer, aber wenn wir auch trafen, wir konnten diesem Dämon nicht einmal einen Kratzer zufügen.

Wir waren so gut wie verloren, doch auf einmal betrat Gyna den Raum. Sie hätte uns mit ihren magischen Kräften helfen können, der blutende Magier war’ dann kein Problem mehr. Aber was macht diese Verräterin, sie tut nichts und sieht tatenlos zu, wie wir niedergemacht werden. — Magier! Ich hab’s schon immer gewußt, denen kann man nicht trauen. Gyna soll sich bloß nicht mehr blicken lassen, diese Verräterin. Soll sie doch da bei diesem grünen Turm bleiben. Dann sind es schon drei Zauberer dort. Ich sag euch, seid auf der Hut, dort oben im Amboß braut sich Schreckliches zusammen.

Getötet hat uns der Dämon dann doch nicht — vermutlich hatten sie noch viel schlimmere Dinge mit uns vor, ihr könnt euch ja ausmalen, was solche Schwarzmagier mit einem anstellen können. Nach Ferdok sollten wir gebracht werden und dort vor Gericht gestellt werden. Wer’s glaubt! Gefesselt wie Regenwürmer haben sie Karmel und mich weggebracht, aber meine Freunde, die Angroschim, haben uns befreit.

Also, wir sind in Ferdok. Und wo ist dieser Andras? Soll er nur kommen. Wollen mal sehen, wer dann vor Gericht kommt! Morgen geht Karmel zu den Praiosheinis, die wissen wenigstens, wie man mit solchen Schwarzmagiern umgeht. — Jawohl! Prost, Karmel. — He, wach auf! — Wirt, noch’n Ferdoker!

Ob Karmel am nächsten Morgen im Praiostempel vorgesprochen hat, ist unbekannt, darf aber bezweifelt werden, da das Ferdoker Haus des Sonnengottes seit den Unruhen um Derian Palagion nur von einem einzigen Geweihten, dem alten Ubriel Gelsach besetzt ist und von dort wohl kaum Konsequenzen zu erwarten sind. Mit unbekanntem Ziel abgereist sind an jedem Markttag allerdings Gyfti, Sohn des Galgin und Karmel und so für dringend gewünschte, weitere Befragungen nicht mehr zugänglich.

Einen weiteren Tag später nämlich ritt eine Kriegerin in die Stadt ein, die, wie sie sagte, in Diensten von Magister Andras Marwoleath vom Grünen Turm stehe, und verlangte eine Audienz beim Grafen, dem sie ein Schreiben zu überbringen habe.

In diesem Schreiben, das unsere Redaktion leider nicht zu Gesicht bekommen konnte, soll jener Andras Marwoleath den Magier Rohezal beschuldigen, Attentäter, namentlich eben jene Abenteurer Gyfti und Karmel, gegen seine Person ausgesandt zu haben und bezichtigt Rohezal desweiteren der Beschwörung von Daimoniden. Neben einer Entschuldigung von Seiten Rohezals verlangt Magister Marwoleath eine Ergreifung und Verurteilung der beschuldigten Attentäter.

Graf Growin äußerte sich in dieser Angelegenheit eher zurückhaltend. Da niemand ernstlich zu Schaden gekommen sei, werde er, da weder Ankläger noch Angeklagte zugegen seien, auch keine übereilten Maßnahmen ergreifen. Er will aber zunächst eimmal den Grünen Turm im Auge behalten, als auch nach dem Zwergen Gyfti und Karmel suchen lassen. Über den Streit zwischen zwei Zauberern und eventuelle schwarzmagische Aktivitäten mögen kompetentere Stellen urteilen.

H.J.