Almadaner Anmaßungen
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Almadaner Anmaßungen
Heliodan wurde in der Capitale der Südprovinz brüskiert
PUNIN/FSTM. ALMADA. War noch der Zug des einen und heilen Boten des Lichts, des Jariel Praiotin XII. Heliodan, durch unserer schöne Koschprovinz einem vielumjubelten Triumphmarsch gleichgekommen, so wurde der hehre Kirchenfürst auf seinem weiteren Weg südwärts auf das Schändlichste brüskiert.
In bewährter Manier stützen wir uns, wie vom Aventurischen Boten ein um das andere Mal vorexerziert auf den Bericht eines Augenzeugen, in diesem Falle niemand geringeren als Se. G. Duridan von Wildreigen, Greifen-Rat in der Bagage des Greifenwartes der heiligen Stadt.
Haferyaquirien — so heißt mancher Südläner spöttisch unseren Kosch, auf dessen Scholle mehr gedeiht, denn dünner Hafer, und der anderes im Topf hat als tagein, tagaus faden Haferbrei.
Ich wollt’, daß er sein Spotten ließe,
und ihm sein Pferd das Maul voll sch...!
Man mag einem altgedienten Diener des Greifen dies herbe Wort verzeihen, doch zu tief sitzt die Schmach der jüngstens erlittenen Demütigung noch in unserem Herzen. Siedeln im Kosch, auf oft mehr denn 1000 Schritt über dem Meer, das geht einher mit der klaren, ungebrochenen Sonneneinstrahlung während der langen Dauer des Tages, die den Koscher Landsaß’ von klein auf mit Ehrfurcht vor dem himmlischen Götterfürsten lehrt. Ehrfurcht, gepaart mit Kaiser- und vor allem Kirchentreue, wie sie so manchem Untertan in unseren mittäglichen Nachbarlanden nur zu gut zu Gesicht stünde...
Wir hatten die Wetterscheide des Amboß hinter uns gelassen, und erfreuten und des warmen Sonnenscheins, der sich hehr und gülden über Haine und Flure fächerte. Zu Ragath noch hatte uns der Hohe Inquisitions-Rat Amando Laconda daVanya einen ansehnlichen und denkwürdigen Empfang bereitet, und so zogen wir frohen Mutes weiter durch das Gekräusel der von Weingärten bedeckten Höhen. Winzernde Landsassen und Tagelöhner entlang des Weges jubelten uns zu, und boten uns in demütigster Verbeugung den Tagesgruß. So ging’s das burgengesprenkelte Yaquirtal hinab, über dem die umherschwirrenden Schmetterlinge in der flimmernden Mittagshitze wie Feuerfunken wirkten.
Se. Erhabenen Weisheit garselbst, der Heliodan, verließ seine getragenen Thronsessel unter dem weiß-goldenen Baldachin, um ein Stück des Weges auf seinem prächtigen Schimmel zu reiten. Allein die grimmigen Geleitreiter der Sonnenlegion, wohl zweimal hundert an der Zahl, beließen die Hand argwöhnisch am Schwertknauf — ritt man doch auf Grund und Boden, der sich dem Lumeriansketzer, dem Falschen!, zugewandt hatte.
Am dritten Tage unseres neuerlichen Rittes, nachdem wir auf Baronsburgen und in den Tempeln Gastung genommen hatten, waren es endlich die hohen Türme und Kuppeln der Gilbornsstadt Punin, die fern am Horizont im Sonnenlicht glänzten.
„Die Capitale!“ rief da der Heliodan mit weithin schallender Stimme aus. „Von dort soll unser Zug wider das lästerliche Elenvina beginnen!“
Unser Einzug in die Stadt des hl. Gilborn hatte gleichwohl etwas Gespenstisches: Keine Seele außer unserer gewaltigen Schar war auf der sonst dichtbevölkerten Brücke Kaiser Rauls zu erblicken, die allhier die grünen Fluten des Yaquir überspannte. Die Stadtbüttel am Tor warfen sich in den Staub mit der uns gebührenden Hochachtung; gleichwohl wollte es scheinen, als sie sich plagen müßten, ihre vorfreudige Häme zu verbergen. Die engen Hauptgassen und die ansteigenden Treppenwege der Stadt waren nicht — wie bislang allüberall entlang des Heliodans Durchzugsweges — mit bunten Girlanden, Greifen-Fahnen und Praiosblumen geschmückt — nein, die Gassen wirkten gar über die Maßen leer, verlassen und ausgestorben.
Hier und da konnten wir gerade noch sehen, wie Kinder schnell in Hauseingänge gezogen wurden, wenn unser prächtig-heiliger Zug in eine öde Gasse einschwenkte, anderswo wurden die Fensterläden geschlossen, just in dem Moment, in dem die Sänfte des Heliodans vorübergetragen wurde. So weilten also doch lebendige Seelen in der ansonsten borongefälligen Stadt, doch was für welche!
Der Erhabene sprach kein Wort, doch konnten wir sehen, wie sich sein Antlitz in dunklem Zorn verfinsterte. Auf dem riesigen, aber menschenleeren Platz des Schweigens befahl er zu halten, gerade damitten zwischen Tsatempel und Haus des Raben. Endlich erkannten wir auch den Grund unseres Haltens — von der Gasse her, die vom Schlosse der Almadanerkönige herunterführte, nahte zu Fuß ein gebeugtes Männlein, angetan in der Tracht der Puniner Ratsherrn.
„Her zu Uns! Hiernieder, du Wurm, im Angesichte des Schatten PRAios’ auf Deren! Sprich, wo birgt sich der Herr dieser ketzerischen Stadt?“ Die Stimme des Heliodans bebte in heiligem Zorne, daß der arme Mann zitternd auf die Knie fiel.
„Der Herr Reichsvogt bittet’s zu pardonnieren, aber er weilt derweilen am Hofe seiner Großbase, Ihro Durchlaucht Irmegunde von Darpatien.“
„Sei’s drum! So schickt Uns nach dem Stadtvogt!“ Die Stimme des hehren Lichtboten überschlug sich vor Wut.
„Der Herr Stadtvogt läßt sich entschuldigen — gestern erst ritt er aus zu einer Jagdpartie.“
„Der Zorn des Herrn über euch alle!“ donnerte da der Kirchenfürst, und es gebrach ihm wahrlich an Courtoisie. „So schickt nach dem Rest Eures lästerlichen Rates!“
Der Gesandte war aschfahl geworden ob des Fluches, den der Erhabene über ihn geworfen hatte. „Ich... ich bitte um Vergebung... aber der Herr Stadtvogt... die Jagdpartie... ich meine, äh, er hat die anderen Damen und Herren Ratsmitglieder mit sich genommen!“
„Genug, genug, hier verweilen Wir nicht länger! Packt Euch, Ihr Tor!“ Der Lichtbote stampfte zürnend mit dem Fuß auf den Boden. „Weiter, weiter, wider das lästerliche Elenvina! Ihr, Wildreigen“, der Erhabene wies auf mich, „erinnert Uns gleich bei Unserer Rückkehr nach Neu-Gareth, daß Wir den Puninern den Kirchenzehnt verdoppeln, ach was, verdreifachen! Und nun weiter hinan, wider das lästerliche Elenvina!“
Wir, seine Gefolgsschar, nahmen den Ruf auf: „Wider das lästerliche Elenvina!“