Des Fürsten allnächtliches Vergnügen

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Ausgabe Nummer 25 - Peraine 1022 BF

Zu Hofe: Des Fürsten allnächtliches Vergnügen

Allseits bekannt im Kosch ist, daß Seine Durchlaucht, Fürst Blasius vom Eberstamm, sich jeden Abend von einem Erzähler eine Geschichte erzählen zu lassen pflegt, auf daß er Ruhe findet und die schwere Bürde des Regierens zeitweilig zu vergessen mag.

Nun begab es sich jedoch einmal, daß Seine Durchlaucht, von Sorgen bedrückt, nicht einschlafen konnte und deshalb weitere Geschichten zu hören verlangte. Der brave Mann erzählte dem Fürsten noch zwei, allerdings kurze Geschichten. Seine Durchlaucht verlangte aber noch immer nach weiteren, der Erzähler jedoch bat um Vergabung, er habe Seiner Durchlaucht nun schon drei Geschichten erzählt, und nun sei er so müde, daß er sich kaum noch seiner Worte besinnen könne.

Da sprach Fürst Blasius: „Drei hast Du mir schon erzählt, gewiß, aber das waren nur ganz kurze. Ich will aber eine Geschichte hören, die mit vielen Worten erzählt wird. Dann werde ich Dir gestatten, daß Du schlafen gehst.“

Der gute Mann fügte sich und fing also an: „Es war einmal ein reicher Kaufmann, der dreitausend Dukaten besaß. Er ging zum Markt nach Elenvina und kaufte fünfhundert Schafe dafür, jedes für sechs Dukaten. Als er zurückkehren wollte, war der Große Fluß nach viel Regen stark angeschwollen und viel Land war unter Wasser. Da er das Wasser durch eine Brücke nicht mehr überqueren konnte, suchte er voller Aufregung ein Boot, das mit ihm zusammen jedoch nur zwei Schafe zu tragen vermochte.“ Bei diesen Worten schlief der brave Mann ein. Der Fürst weckte ihn und verlangte, daß der die Geschichte zuende bringe. Der Erzähler erwiderte:

„Der Fluß ist breit, das Boot winzig klein und die Herde zahlreich. So gestattet doch dem armen Kaufmann, seine Schafe überzusetzen, und dann werde ich die angefangene Geschichte zuende erzählen.“