Das Ende einer stolzen Generation

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Ausgabe Nummer 29 - Peraine 1023 BF

Das Ende einer stolzen Generation

Hardane zu Stippwitz gestorben — Witwer übergibt Geschäft dem Sohn

ANGBAR. Als die ersten nebligen Schwaden des Phexmondes sich über das Hügelland legten, verstarb Frau Hardane zu Stippwitz, die Gattin des Handelsherrn Gobrom zu Stippwitz siebenundfünzigjährig auf Gut Stippwitz. Der Witwer, einer der einflußreichsten Patrizier der Reichstadt Angbar, kündigte daraufhin seinen Rückzug aus dem Geschäft an.

Nach der Baronin Erma von Sighelms Halm verstarb damit innert kürzester Zeit eine weitere große alte Frau des Kosch: Hardane zu Stippwitz, Kind aus dem Fuhrmannshause Gratterer (dem zweiten an Größe nach dem der Markwardts) trat Anfang Phex auf dem heimatlichen Gut Stippwitz bei Angbar nach kurzer Krankheit den Flug über das Nirgendmeer an. Die resolute Frau, die acht Kindern das Leben geschenkt hatte, galt in der großen Familie als Mutter der Kompagnie, die es immr wieder geschafft hat, die widerstreitenden und oft zu nüchtern denkenden Zweige an einen Tisch zu vereinen, hier mütterlich mitfühlend, dort barsch tadelnd.

Für die Milde und die Freigebigkeit des Handelshauses — das etwa nach dem Orkensturm die Kontore für die Bedürftigen Angbars öffnete oder den koscher Streitern an der Trollpforte weitgehende Unterstützung angedeihen ließ — führen Kenner der Familie auf das Wirken Hardanes zurück, die ihrem Ehemann Gobrom zu Stippwitz nicht nur Gattin, sondern auch Stütze und Ratgeberin gewesen ist.

Der rechtschaffende Herr Gobrom verkündete nach dem so schwer zu verkraftenden Verlust, er werde sich anläßlich seines sechzigsten Tsatages aus dem Geschäft zurückziehen und dasselbe in die Hände seines Sohnes Garbo legen, der schon jetzt maßgeblich die geschäftlichen Aktivitäten des Hauses leitet. Ratsherr Gobrom ist der letzte lebende der drei Gebrüder, die 9 Reto das Handelshaus Stippwitz gründeten und zu seiner heutigen Blüte führten.

Am Grabe der „Mamá“ Stippwitz, die selbst aus den Reihen der hartnäckigsten Gegnern der Familie nur Lob erhielt, versammelte sich seit langer Zeit die komplette Familie: Neben dem Reichsvogt der Stadt Angbar, Bosper zu Stippwitz nebst Gattin und Kindern erschienen auch die Garether Stippwitz-Schnattermoors (die Familie um Herrn Raul zu Stippwitz-Schnattermoor, der weiland der Leibkämmerer unseres tapferen König Brins gewesen).

Hinter dem Witwer Gobrom schritten vier der sechs Kinder des Paares, von denen eines Konservator des Draconiterhortes zu Gareth geworden, ein zweites Ritter im Kosch (Herr Enno, der einstens Knappe des Frattdorfers war, als jener das Scheusal Greing stellte), ein drittes gar Zauberer, Adeptus maior der Puniner Akademie. Eine Tochter starb früh, der Sohn Halmar – verbandelt mit dem Metenarer Handelshaus Olberg – ist seit Jahr und Tag im Norden verschollen. Die Geschwisterriege führte Herr Garbo, der zukünftige Chef des Hauses Stippwitz, an seiner Hand den vierjährigen Enkel Raulbrin.

Neben diesen beehrten der gesamte Rat der Stadt Angbar (angeführt von den ehrenwerten Herren Odoardo Markwardt und Angbart Eisenstrunk) die Grabstätte auf Gut Stippwitz, zudem seine Exzellenz Duridan von Sighelms Halm und Kammerherr Polter zu Stielzbruk vom Hof des Fürsten sowie Vogt Nirwulf und eine Abordnung der Hügelzwerge. Der Götterdienst wurde von Borongeweihten aus dem Kloster Trolleck in Metenar ausgerichtet, das dem Handelshaus nicht nur wegen diverser Stiftungen verbunden ist. Im Gedächtnis blieb allen Anwesenden die wieder und wieder stockende Grabrede des Mütterchens Balboscha, Tochter des Broin, das seit Frau Hardanes Eheschluß vor beinahe vierzig Götterläufen ihr im Haushalt zur Hand gegangen war.

Einzig der Auftritt Praiodane von Stippwitz-Hirschfurten störte die trauernde Harmonie erheblich, streckt sie doch ihre Finger seit geraumer Zeit und mit beachtlicher Hartnäckigkeit nach dem Vermögen des Handelshauses aus. Gerade in der Übergabephase von Vater auf Sohn wird sie, vermutet man, ihren Erfolg suchen.

Beorn Siepe zu Hüttental