Neuigkeiten aus der Hauptstadt - Kosch-Kurier 80

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Ausgabe Nummer 80 - Efferd 1047 BF

Neuigkeiten aus der Hauptstadt

Ereignisreich begann das neue Jahr in Angbar, und so können wir der geneigten Leserschaft auch dieses Mal einen Korb voller Neuigkeiten präsentieren.

Der letzte Ratstag des Reichsvogts

Der Ratstag am 5. Praios endete mit einer Überraschung: Reichsvogt Bosper zu Stippwitz verkündete in seinem jährlichen Rechenschaftsbericht vor den Bürgern, dass dies sein letzter Ratstag gewesen sei, da er bei der nächsten Wahl nicht wieder kandidieren werde. Dreißig Jahre an der Spitze der Reichsstadt seien wahrlich genug, der mittlerweile 75-Jährige wolle das Feld für einen Jüngeren räumen und sich anderen Dingen widmen – vor allem seiner Familie.

Bei der Erwähnung des „Jügeren“ soll Odoardo Markwardt grimmig geschaut haben, ist der ewige Konkurrent des Vogts doch bereits 80 Götterläufe alt. Dass er bei den nächsten Wahlen antreten wird, um doch noch in die Neue Vogtei einzuziehen, ist aber unwahrscheinlich.

Fürstliche Gnade missbraucht

Anlässlich von „Fürstlich Gnaden“ am 2. Praios kam es zu einem kleinen Skandal um eine Schneiderin, die sicher nicht reich war, aber auch nicht eben am Hungertuch nagte. Sie hatte sich als Bettelweib verkleidet und griff nun beherzt bei den Almosen zu, welche der gute Fürst an die Ärmsten der Armen verteilen ließ. Der Betrug flog jedoch auf, und nur mit Mühe konnte sich die Scharlatanin vor der wütenden Meute in Sicherheit bringen. Nicht erspart blieb ihr freilich die Prangerstrafe, zu der sie bald darauf verurteilt wurde. Selten gab es auf dem Platze so viel Hohngelächter, und selten wurde so viel Unrat geworfen.

Unerträgliche Hitze

Am 15. Praios war es dermaßen heiß, dass selbst im geschäftigen Angbar viele die Arbeit ruhen ließen und sich für einige Stunden in den kühlen Schatten begaben. Auch hartgesottene Schmiede, welche die Arbeit mit Feuer und Glut gewohnt sind, stöhnten unter der unerträglichen Hitze.

Manch einer fürchtete schon, der Herr Praios zürne der Stadt; doch bereits am nächsten Tage zogen dunkle Wolken auf, und ein ordentliches Gewitter sorgte für Abkühlung. In einen der Türme am Rohalstor schlug der Blitz ein, doch der heftige Regen verhinderte, dass der Brand sich ausbreiten konnte. Der Turmwächter Viburn Siebenrüb kam jedoch zu Schaden und musste ins Spital gebracht werden.

Schandtat noch ungeklärt

Der Vorfall um die Schändung der Bundesstele (siehe Ausgabe 79) ist noch immer ungeklärt. Dabei hatte sich Seine Exzellenz, Nirwulf Sohn des Nirdamon, höchstpersönlich mit der Sache befasst. „Der Bund auf Ewig ist eine der Säulen, auf denen die Stärke des Kosch beruht“, erklärte er gegenüber dem KOSCH-KURIER. „Durch Einigkeit sind wir stark, nicht durch Zwietracht.“

Die Schmierereien an der Stele sind natürlich längst beseitigt, der symbolische Schaden aber bleibt.

Ganz schön freizügig

Für große Aufregung sorgt die neueste Attraktion in der „Khunchomer Karawanserei“, dem tulamidischen Lokal der Gaststuben Aventuriens: Dort tritt seit Anfang Rondra eine echte Sharisad auf – so nennt man im Lande der ersten Sonne die Tänzerinnen. Ihre Darbietungen übertreffen an Anmut, Eleganz und Freizügigkeit alles, was man in der Ehernen gewohnt ist. Es heißt, nicht nur junge Kavaliere lägen der exotischen Schönheit zu Füßen – auch gestandene Männer und gar Frauen schwärmten von der glutäugigen Nedime, der Perle vom Mhanadi

In manchem bürgerlichen Hause hat das schon für Streit gesorgt, und auch die Priesterschaft der Travia schüttelt missbilligend den Kopf. Davon lässt sich Kubax Sohn des Duro, der Inhaber der Gaststuben, jedoch nicht beeindrucken: Man könne es eben nicht allen Zwölfen in Alveran rechtmachen, erwiderte der Angroscho gelassen. Rahjagefällig sei die Darbietung allemal …

Besonders süffig

Das traditionelle Praioswendbier im Hause Wackerbusch ist heuer außerordentlich gut geworden – und zwar so gut, dass Owilmar Wackerbusch sich kaum vor Gästen retten konnte. Viele Persönlichkeiten der Stadt und des Umlandes kamen, um auf das neue Jahr anzustoßen – und den vielgelobten Gerstensaft zu kosten. Alle waren sich einig: „Das ist ein Meisterwerk der Braukunst, bei Ingerimm und Angrosch!“

So wundert es nicht, dass der Vorrat rascher als sonst verbraucht war, während die Nachfrage stieg. Dies brachte den Brauer in einige Verlegenheit, denn wie sich herausstellte, war das „Meisterwerk“ nicht etwa das Ergebnis einer neuen Rezeptur, sondern eines dummen Zufalls. Und wie das so ist mit den Zufällen: Sie lassen sich nicht wiederholen. So versiegte der köstliche Quell nach nur zwei Tagen; zurück blieb die Erinnerung an ein wirklich hervorragendes Bier.

Karolus Linneger