Rauls Gefährten, Rohajas Wacht

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Ausgabe Nummer 44 - Rahja 1029 BF

Von edelsten Geschlechtern: Rauls Gefährten, Rohajas Wacht

Traviabund zwischen den hochedlen Häusern vom Eberstamm und vom Berg geschlossen

Schwer sind die Zeiten, da das Raul’sche Reich noch immer blutet aus den Wunden, die der lange Schatten des Unaussprechlichen geschlagen hat. Doch stark ist der Glaube an Kraft und Macht des Greifenthrons, an das, was von den Zwölfen gegeben wurde. So ist es denn ein Zeichen der Götter, wenn die alten Familien des Reiches, die Herz und Rückrat bilden, über die Provinzgrenzen zusammenfinden und -stehen in Einheit, einer neuen, leuchtenden Zeit voraus weisend. Noch größer gar ist die Freude, wenn es sich hierbei um die hochedlen und vermutlich ältesten Häuser vom Eberstamm und vom Berg handelt, die schon in der Zweiten Dämonenschlacht gemeinsam an der Seite Rauls des Großen stritten und zu Recht im Reigen der Gründer seines Reiches genannt werden.

Es ist nun doch schon gut zwei Götterläufe her, da sich die Unterhändler aus den Nachbarprovinzen Kosch und Nordmarken zu ersten Gesprächen einfanden, das Bündnis der uralten Geschlechter von Leu und Keiler symbolhaft und für alle Zeit wirksam mit der Schließung eines Traviabundes zu siegeln. Doch wer von beiden Parteien sollte den Ehebund vor den Zwölfen eingehen und zu welchen Konditionen? Darüber wurde lange Zeit debattiert und diskutiert, bis endlich die rechte Lösung gefunden und eine Verlobung ausgesprochen wurde.

Die Häuser Eberstamm und vom Berg

Erwählt wurden zum einen Ihre Wohlgeboren Alara vom Eberstamm zu Ochsenblut, Erbjungfer von Kaiserlich Ochsenblut im Garetischen. Die 992 BF geborene Jungfer ist von edelstem Geblüt und voll der Tugenden. Sie ist ebenso stark im Herzen wie im Verstand und Schwertarm. Werber aus dem ganzen Reich buhlten um Gunst und Hand der glänzenden Partie, die dareinst, so es der Götter Wille ist, nach ihrem Vater Ardo vom Eberstamm Burggräfin von Kaiserlich Ochsenblut werden soll. Alara ist Patenkind von Fürst Blasius vom Eberstamm und dem Paten von Kindesbeinen an in tiefer, verwandtschaftlicher Liebe verbunden.

Zum anderen aus den Nordmarken Seine Hochgeboren Sieggold Praiomund vom Berg j. H., ehedem Knappe des Nordmärker Herzogs, Hauptmann der Elenviner Glefenträger, Vogt von Herzöglich Arraned und erster Herzöglicher Erbkämmerer der Nordmarken. Der Hochgeborene Ritter gilt als Inbegriff eines tapferen Streiters für Reich und Nordmarken, doch ist er ebenso für sein diplomatisches Verhandlungsgeschick berühmt und von den Gegenparteien berüchtigt. Sein viel zitiertes Auftreten beim Reichskongress auf Burg Ochsenblut, auf welchem sich die beiden Brautleute erstmals begegneten, gibt davon nachhaltig Kunde. Der Nordmärker Herzog Jast Gorsam vom Großen Fluss schätzt ihn seit dessen Jugend an als getreuen Vasallen, weswegen Sieggold auch jüngst das höchst wichtige Hofamt des ersten Herzoglichen Kämmerers der Nordmarken als privilegiertes Erbrecht verliehen bekam.

Burg Berg zu Berg

Als Ort der Festlichkeiten wurde Burg Berg in der Baronie Berg zu Gratenfels, dem Lehen von Baron Ungolf vom Berg-Berg zum Berg erwählt. Eigens für die Eheschließung wurden große Dekorationsarbeiten durchgeführt, um einen angemessen feierlichen Rahmen bieten zu können. So wurden Maler von weither aus dem Almadanischen bestellt, die die Wandmalerei im Ahnensaal neu aufzufrischen hatten. Dabei wurde auch der Name der Braut Alara in den weit verzweigten Stammbaum derer vom Berg eingeführt. Ihr Name soll fürderhin dann Alara vom Eberstamm und vom Berg heißen.

Und es kamen die Gäste von weither, um der Schließung des Traviabundes beizuwohnen, nicht nur aus Gratenfels und den Nordmarken, nein, auch aus dem Kosch, Garetien und gar dem fernen Almada. Hochedle Damen und Herren, in prächtigen Reiter- und Reisezügen mit stolzen Rössern und prächtigen Gespännen. Unmöglich alle Protagonisten zu nennen, die da geladen und anwesend waren. Wir wollen uns allein auf die wichtigsten Teilnehmer beschränken und uns bei all jenen schon jetzt auf das Tiefste entschuldigen, deren Namen nicht genannt, freilich auch nicht vergessen wurde.

Vielerlei Gäste

Es erschien für das Haus vom Berg der Hausherr Ungolf vom Berg-Berg zum Berg, Baron zu Berg, noch immer voll der Trauer über den tragischen Verlust seiner innigst geliebten Gemahlin Hitta vom Berg-Berg, der verstorbenen Reichsrätin für Kriegswesen. Boron hab sie selig! Dann seine Tochter Grimberta Haugmin vom Großen Fluss und vom Berg, der Erbin von Baronie Berg nebst ihrem Gemahl Prinz Hartuwal vom Großen Fluß, des Reiches Erzkanzler und Erbprinz der Nordmarken sowie deren beider mittlerer Sohn Ludowarth Jast vom Großen Fluss sowie auch Raduvera vom Berg j. H., Geweihte der Rondra am Elenviner Hof, die Schwester des Bräutigams und Rondrian Acca vom Berg-Berg zum Berg, der Herold der Nordmarken.

Aus der Koscher Fürstenfamilie kamen Thalia von Eberstamm-Weidenhag, des Reiches Schatzkanzlerin, mit ihrem Sohn Harad, die Grüße und Mitgift von Fürst Blasius vom Eberstamm mit sich führten.

Natürlich waren auch die engsten Verwandten der Braut anwesend, so Vater Ardo vom Eberstamm zu Ochsenblut, Burggraf von Kaiserlich Ochsenblut mit seiner Gemahlin Godelind und den Söhnen Raulbrin, einem Geweihten des Götterfürsten und Halwart vom Eberstamm zu Ochsenblut, ein ehrbarer Rittersmann, der kürzlich schwer verwundet war und trotz seiner Schmerzen anreisen konnte. Schließlich all die Ritter, Junker und Barone des Reiches in großer Schar, allein den Graf von Gratenfels Alrik Custodias suchte man vergeblich. Der weniger als Freund des Hauses vom Berg bekannte Graf, so wurde unter vorgehaltener Hand berichtet, soll gar keine Einladung erhalten haben, was von offizieller Seite her jedoch entschieden zurückgewiesen wurde. Sein Fehlen bleibt so unerklärt.

Eine prachtvolle Turnei...

Groß war der Rahmen der Festivitäten, die sich über mehrere Tage hinzogen, sollten doch alle Gäste bei der Laune gehalten werden. Gaukler und Musikanten von Nah und Fern strömten herbei, boten Kurzweil bei Spiel und Tanz. Würziger Gersten- und feiner Rebensaft floss in Strömen und erlesene Speisen verließen die Burgküche bei Tag und in der Nacht. Für den Adel war neben vielem mehr eine Bärenhatz geboten, sowie ein Ritterturnier, das manchem angereisten Koscher nicht minder stark in Erinnerung bleiben wird, als die Hochzeit selbst.

Denn kein Geringerer als der im Koscherland wahrhaft bekannte Ritter Falk Barborn von Siebental war’s, der durch allerlei Lanzenglück, Tollkühnheit und Tapferkeit das finale Gestech mit dem edlen Ritter Hartman Runegard von Ebersweiler, dem Ogerbezwinger von Merselbach erreicht hatte. Mancher Spötter, der es schon als großen Sieg des Siebentalers verbuchte, den Weg zur Baronie Berg gefunden zu haben ohne sich zu verreiten, wurde mit jeder überstandenen Runde stiller.

Dieser schien sein Glück, nach all den verlorenen Tjosten der letzten Jahrzehnte endlich ein Finale erreicht zu haben, selbst kaum fassen zu können und hatte bereits im Vorfeld mit mitgeführtem Ferdoker Bier gefeiert, vernachlässigte daraufhin bereits im ersten Ritt sträflich die Deckung und bekam die Lanze des Merselbachers mit ganzer Wucht zu spüren. Der Schlag erklang weit übers Feld und die Zuschauer sprangen raunend von ihren Sitzen, doch der Siebentaler hatte sich derart in seinem Steigbügel verfangen, dass er nicht stürzte, sondern kopfüber im Sattel hing. Schnell richtete ihn sein Knappe Metzel wieder auf, reichte ihm eine neue Lanze und ein frisches Bier. Nun war es am hünenhaften Ebersweiler zu feiern — siegesgewiss reckte er die Faust empor, lachte und spottete laut über den „Koscher Bauchreiter“, nahm die neue Waffe und trabte zum zweiten Gestech gegen seinen angeschlagenen Gegner.

Doch dieser hatte die Häme seines Gegners durchaus vernommen und schloss schnaubend das Visier vor seinem roten Antlitz, ehe er mit wahrhaft rondrianischer Leidenschaft seinem treuen Ross die Sporen gab — einen wilden Galopp ritt und seinen Gegner derart gezielt vom Sattel hob, dass dieser noch einige Schritt weit durch die Luft flog und benommen liegen blieb. Erst ein kühles Ferdoker des Ritters Barborn gab dem Unterlegenen die Lebensgeister zurück — und es heißt, dass beide noch so manches Bier in neuer Freundschaft folgen ließen, als sie im Kreis der Ritter bis spät in die Nacht den bemerkenswerten ersten Turniersieg des Siebentalers — und den anschließenden Ritterschlag von dessen langjährigen und immerhin zwanzig Lenze zählenden Knappen Metzel von Uztrutz — begossen.

...und ein freigiebiges Fest

Für den Pöbel wurde vor den Toren der Burg frei das Bier ausgeschenkt und ein mächtiger Ochs knusprig gebraten. Auch ein Turnier im allseits beliebten Imman wurde abgehalten, zu dem aus den Nordmarken die Arraneder Bären und die Elenviner Hengste sowie aus dem Kosch Vorwärts Angbar und Wacker Wallerheim antraten, welche das ferne Garetien, die Heimat der Braut, im Sinne der aus dem Kosch stammenden Familie vertraten. Den Gesamtsieg konnten mit spektakulären 22 : 8 Toren die Arraneder Bären für sich in einer ansprechenden, wenn auch von zahlreichen Rüpeleien unterbrochenen Finalpartie entscheiden, so dass es am Ende zu einem allseits zufrieden stellenden Unentschieden im freundschaftlichen Duell der Nachbarschaftsprovinzen Nordmarken und Kosch kam.

Der Traviabund

Fragloser Höhepunkt der Festivitäten war freilich die Zeremonie zur Schließung des Ehebundes zwischen Sieggold Praiomund vom Berg und Alara vom Eberstamm zu Ochsenblut, die vor ausgewählten Publikum in der ebenso kleinen wie kostbar ausgestatteten Burgkapelle begangen wurde. Als Zelebrant war der Geweihte Winrich Herdfried von Altenberg-Sturmfels aus dem Travia-Tempel zu Elenvina angereist. Aber auch Raduvera vom Berg und Raulbrin vom Eberstamm zu Ochsenblut sprachen in Ausübung ihres Priesteramtes die Segenswünsche aus. Blumen in allerlei erdenklichen Farben sollen beim Höhepunkt der Zeremonie, da das Eheeinverständnis gegeben wurde, aus dem Gewölbe der Kapelle herab geregnet sein, und Tränen in den Augenwinkeln manch eines der anwesenden Verwandten will man gesehen haben.

In diesem Moment konnte es jeder sehen: Glücklich ist das Reich — denn all der unvorstellbare Krieg, Brand und Niedergang der letzten Jahre hat es nicht gebrochen — ebenso wenig wie er diese beiden Häuser brach, deren Wurzeln im Dunkel der Legende liegen, die alle Höhen und Tiefen des Raulschen Reiches in unverbrüchlicher Treue Seit’ an Seit’ durchlebten und bestritten.

Ungebeugt wie eh und je stehen diese zwei ältesten Geschlechter aus Altreichscher Zeit, stellvertretend für das Fundament, auf denen die Ordnung Rauls des Großen begründet wurde und bis heute ruht. Gemeinsam gehen sie nun voran in eine gemeinsame Zukunft. So möge dem uredlen Paar über all die Zeit hinweg das Wohlwollen der Zwölfe gewiss sein, auf dass eine stolze Nachkommenschaft in reicher Zahl das Licht Deres erblicke, das Kaiserreich stütze und den Ruhm des Reiches mehre und ihnen unser geliebtes Reich in eine neue Blüte folge!

Nohanwoll Kromsinger