Baregrond und der Keiler
Aus Koscher Sagenwelt: Baregrond und der Keiler
Vom Ursprung des Hauses Eberstamm
„So sprach der Menschling von seinen Ahnen: Sein Vater war Bardon, Balduins Sohn, welcher ein Sohn des Brodumin war. Brodumin war der Sohn Anghards, und Anghards Vater war Broderic. Broderics Vater war Drabandus, der Sohn Beremans, und dieser war der Sohn von Baregrond Eberstamm, dessen Namen sich der Meister der Pforte wohl entsann, Und so gewährte der Meister der Pforte ihm Einlass in die Tunnel und führte ihn vor den König unter dem Berg. Diesem aber zeigte Baduar die Gürtelschließe seines Waffenbruders Raul als Zeichen, in wessen Auftrag er spräche. Und der König unter dem Berg erkannte sie wohl, da er selbst sie dem kindlichen Herrscher der Menschen gesandt hatte, und ließ Baduar wissen, dass er ihn also als Obersten der Menschen im Koschland anhören wolle.“
So steht es auf einer Stele in den Hallen von Koschim geschrieben, welche die Fürstenerhebung Baduars bezeugt. Das uralte Haus Eberstamm gehört damit zu einem von nur vier Adelsgeschlechtern unserer Zeit, dessen Herkunft sich hieb- und stichfest bis in die Zeit vor Bosparans Fall zurückverfolgen lässt (die anderen sind die Häuser Firdayon und Garlischgrötz im Alten Reiche und das Haus vom Berg, dessen Ahnherrin, die Heilige Leonore, wie Baduar vom Eberstamm in der Zweiten Dämonenschlacht focht).
Stammland des Fürstenhauses sind die Berglande des südlichen Kosch in der Gegend der heutigen Baronie Fürstenhort, wo lange vor Bosparans Fall ein gewaltiger Keiler sein Unwesen trieb und Mensch und Zwerg bedrängte. Lange glückte es niemandem, das Untier zur Strecke zu bringen, und mancher, der es versuchte, fand dabei den Tod. Mehr als einmal sollen es zwergische Krieger gestellt und waidwund geschossen haben, doch gelang es dem mächtigen Eber trotz vieler Wunden aus dem Kreis seiner Häscher auszubrechen und nur Tage später zurückzukehren, als habe er niemals die Bolzen und Spieße in seinem Leib verspürt.
Schließlich aber machte sich Baduars Ahnherr Baregrond auf die Suche und stieg dem Untier heimlich nach. Da erkannte er, dass der Keiler Mal um Mal zu einer mächtigen Eiche inmitten eines dickichten Forstes zurückkehrte, um sich daran zu reiben, und siehe, was immer an Wunden er trug, schloss sich wieder. Da trat Baregrond zwischen den Keiler und die Eiche und forderte ihn zum Kampf. Und wenn ihm auch der Eber nach Kräften zusetze und manche Wunde schlug, so war es doch Baregrond, der nun von der Kraft des Baumes zehrte und schließlich den Keiler erschlug, weshalb man dem Helden den Beinamen Eberstamm gab.
Baregronds Nachfahren errichteten unweit der Stelle eine Burg, die wie ihr Geschlecht den Namen Eberstamm tragen sollte. Man vermutet, dass es sich wohl eher um einen Wehrturm gehandelt haben mag, wie ihn in unserer Zeit etwa die Ritter von Vardock und Rüpeln nahebei bewohnen.
Wo genau aber die magische Eiche einst stand, welcher der Kampf mit dem Eber standfand, weiß heute keiner mehr genau zu sagen. Es heißt jedoch dass der Heilige Baduar aus ihrem Holz den Dämonenspeer fertigte, mit dem er an der Seite Rauls in der Zweiten Dämonenschlacht wider die Mächte focht, die Hela-Horas auf das Heer der Garether herab rief.
Baduar und seine Nachfahren residierten als Fürsten von Kosch gleichwohl jedoch nicht mehr auf Burg Eberstamm, sondern zu Ferdok und später zu Gareth. Erst Halmdahl vom Eberstamm kehrte viele hundert Jahre später in das Stammland seines Geschlechts zurück — als dort der Drache Greing Scharfzahn in einer Klamm hauste. Halmdahl gelang es, den Drachen von seinem Hort zu vertreiben, nachdem er ihm mit seiner Lanze eine Wunde geschlagen hatte. Der Hort des Drachen aber fiel an den Halmdahl, und an Greings Klamm ließ er darauf die heutige Feste Fürstenhort erbauen.
Burgholdin d.J., Geweihter Hesindes