Darpatische Nächte

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Ausgabe Nummer 35 - 1027 BF

Darpatische Nächte

Fürstliche Botschafterin in Rommilys reicht Demission ein

Angewidert zog Mechtessa von Lutzenstrand das Schwert. Bei der Göttin, die Katakomben quellen über von diesen Monstern! Geschickt parierte sie den Stich des Gegners und schnitt die Schreibfeder in zwei Teile. Eine rasche Riposte, und der Kopf des Unwesens rollte über den Boden ins Dunkel, Zwicker und Perücke zurücklassend. Mechtessa eilte weiter und hörte schon das Schlurfen des nächsten Schreiberlings, Kämmerers oder Hofschranzen hinter der nächsten Biegung des Gangs.

Doch anstelle des Ungeheuers trat unvermutet ihr Gatte hervor. „Eure Mutter wünscht Euch zu sprechen, Mechtessa“, sagte Kordan von Geistmark und öffnete eine verborgene Tür in der Felswand. Mechtessa trat hindurch und fand sich in einem großen Saal, gefüllt mit Gelehrten in schwarzen Talaren und Gecken in bunten Liebfelder Trachten.

Eine alte Frau ergriff ihre Hand – doch es war nicht Mechtessas Mutter, es war die Tante ihres Gemahls, Erma von Sighelms Halm (welche doch weiland während Mechtessas und Kordans Hochzeitsfeier sanft entschlummert schien). Die greise Priesterin der Frau TRAvia zog die Junkerin wortlos mit sich in die Mitte des Saals, wohin auch all die Gecken und Gelehrten drängten. In den Händen trug das Geschmeiß Diplome und Präsente, um den größten der Schmeichler und der Federfuchser zu ehren, für den hier ein Empfang gegeben wurde.

„Wieviel Kraft Mütterchen Erma noch in der Hand hat“, wunderte sich Mechtessa. Da sah sie den Thron in der Mitte, vor dem sich die Kriecher speicheltriefend niederwarfen — und auf dem Thron saß SIE. „Efferdane!“

Ihr Schrei hallte durch die Stuben der Koscher Botschaft, als Mechtessa schweißgebadet aus dem Schlaf hochfuhr. Vor ihren Augen stand noch immer das Traumbild ihrer Tochter, umschwärmt von Naseweisen und Intriganten, verehrt als ihre Königin. Die Junkerin schlüpfte unter der Decke hervor, schlurfte unsicheren Schritts zum Kabinett und holte eine Flasche Koschwasser hervor. „Mutter Erma“, murmelte sie zwischen zwei tiefen Zügen, „ich glaube, ich habe verstanden.“

Am nächsten Tag zur Praiosstunde brach ein berittener Bote nach Angbar auf. In der Tasche trug er einen kurzen Brief, gesiegelt mit den Wappen derer von Sighelms Halm und von Lutzenstrand: „Euer Durchlaucht, gnädigster Fürst. Vor sieben Jahren habt Ihr mir die Ehre erwiesen, Eure hohe Person und unser Koscherland am darpatischen Hofe vertreten zu dürfen. Ich habe Euch stets unter Einsatz meiner besten Kräfte gedient. Doch heute bitte ich Euch, mich von meinem Posten zu entbinden. Ich vermisse die Heimat, ich vermisse meinen Gatten, und ich möchte, daß unsere Kinder in rechter Koscher Art groß werden, nicht hier im Außerkosch, wo in jedem Kämmerchen eine Intrige wartet, um ihr Herz zu vergiften. Verzeiht meine unverblümten Worte, Durchlaucht, und nehmt meinen Rücktritt gnädigst an. Für immer treu — Mechtessa von Lutzenstrand-Sighelms Halm“.