Greifenfurts Kanzlerin auf Kriegsrat ermordet

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Ausgabe Nummer 35 - 1027 BF

Greifenfurts Kanzlerin auf Kriegsrat ermordet

Edle verdächtigten wenig geschätzten Baron statt in die Schlacht zu eilen

WEIHENHORST/GREIFENFURT. Auf dem von der Markgräfin Irmenella von Wertlingen einberufenen Kriegsrat kam es zu allerlei bestürzenden Ereignissen, von denen uns der dort anwesende Falkenritter Wolfhart Leon Sigiswart von Aarenfels berichtete. Im Folgenden seien nun seine Worte getreulich wieder gegeben.

„Zu dritt waren wir auf den Kriegsrat zu Weihenhorst gereist, um das Wort für unsere Heimat zu führen. Hardger Kusi von Mönchsbach, mein Freund und Namensvetter Wolfhardt von der Wiesen und ich selbst natürlich. Prinz Edelbrecht indes war schon mit anderthalb Hundert Mann tapfer vorausgeeilt, dem Schwarzpelz entgegen, und konnte so nicht selbst erscheinen. Und gleichwohl wir ihn lieber begleitet hätten, so sahen wir doch die Notwendigkeit an seiner Statt hier zu bleiben und den Märkern zu zeigen, daß sie nicht allein standen gegen die Orken.

Dennoch fieberten wir allesamt sehnsüchtig dem Ende des Kriegsrates entgegen, um die Pferde zu satteln und endlich mit einem größeren Entsatzheer dem Prinzen und natürlich den Weidenern zu Hilfe zu eilen. Jede Stunde, die wir länger debattierten, stimmte zumindest mich zunehmend mißmutiger und ich verfluchte schon den Moment, in dem ich dem Prinzen versprochen hatte hierher zu reisen.

Mehr noch als das Verstreichen der Zeit aber erfüllte es uns mit tiefem Grimm, daß augenscheinlich die Greifenfurter weder planten dem Prinzen alsbald nachzueilen, noch überhaupt Entsatz ins überrannte Weiden zu senden. Wir fragten uns just, mehr noch als manch andere Gesandtschaft, was wir denn hier überhaupt verloren hätten, als es unerwartet zu einem Streit zwischen der Meisterin der Mark, Frau von Gluckenhagen, und dem Baron von Plaue kam, der gegen den Befehl der Frau Meisterin nach Osten ziehen wollte.

Dazu muß man wissen, daß der Baron ehedem aus Tobrien stammte und sein dortiges Lehen im Zuge der Invasion des zwölfmal verfluchten Sphärenschänders verloren hatte. Nun war er in Greifenfurt neu belehnt worden, sah aber nicht ein, die Treue Tobriens zum Weidener Herzogtum nicht auch im Exil aufrecht zu erhalten.

Wie bereits erwähnt, kam es zu einem lautstarken Streit zwischen den beiden, woraufhin von Plaue erbost den Saal verließ und der Fortgang des Rates auf den nächsten Tag verschoben wurde.

Das Ganze nahm dann aber eine traurige Wendung, als die wackere Frau von Gluckenhagen am nächsten Tage tot an der Turmmauer unterhalb des Ratssaales aufgefunden wurde, scheinbar des nachts von einem Unbekannten aus dem Fenster gestürzt.

Freilich fiel da der Verdacht sofort auf den Herrn von Plaue, obschon dieser ein hochgeborener Baron von Stande war! Wir anwesenden Koscher hielten ihn allerdings für unschuldig, da wir ihm schon auf der Anreise begegnet waren und ihn zwar als einen aufbrausenden und jähzornigen, aber dennoch aufrichtigen und ehrlichen Mann kennen gelernt hatten.

In den folgenden Stunden wurden dann Beweise gesammelt und Anschuldigungen ausgesprochen, derweil wir immer mehr um das Heil unseres Prinzen fürchteten. Schließlich gipfelte das Ganze in einem Prozeß gegen den Baron von Plaue, in dessen Verlauf vielerlei Unordnung im Gerichtssaal herrschte — und solches im Lande des Herrn Praios! Ein paar anständige Greven oder gar ein pfiffiger Kiepenkerl hätten da sicherlich schneller für Ruhe gesorgt...

Nun sei’s, wie es ist: Der Baron wurde nicht verurteilt, aber seine Schuld ließ sich auch nicht gänzlich widerlegen, und so legte man die Entscheidung in die Hand des Götterfürsten selbst, dass er den Schuldigen richten und den Unschuldigen verschonen möge auf seiner gefahrvollen Reise. An der Spitze eines Entsatzheeres unter Führung des Barons von Nebelstein brachen also von Plaue und wir Koscher gen Weiden auf, um Herrn Edelbrecht beizustehen.

Trotz allem blieb uns dieser Kriegsrat nicht in bester Erinnerung und ein schaler Geschmack von Verrat und Niedertracht verdarb die Freude darüber endlich gegen den Orken zu ziehen ...“