Auf Rachepfaden
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Auf Rachepfaden
Zorniger Meister Holbosch sorgt für Aufruhr in Gasthof
ANGBAR. Im „Schwan & Eber“, einem Gasthof auf dem Wege nach Angbar, kam es jüngst zu einem kleineren Aufruhr. Noch immer war Meister Holbosch auf der Suche nach jenem dreisten Burschen, der ihm nächtens den Bart geschoren hatte (der Kosch-Kurier #24 berichtete), und die Tatsache, daß er ihn noch nicht gefunden, machte ihn nur noch grimmiger.
Trotz der Wärme der Frühjarssonne in einen dicken Kapuzenmantel gehüllt, um seine Schmach zu verbergen, betrat er brummend den Schankraum. Gerade wollte er fragen, ob man den unnützen Burschen vielleicht gesehen, als er mit einem Ruf des Erstaunens stehenblieb. Stand doch der Gesuchte dort am Tresen und schlürfte gemütlich ein Ferdoker!
Seinen Knüppel schwingend, trat der Angroscho von hinten heran und hieb dem Menschen den Stecken über den Rücken, den Kopf vermochte er nicht zu treffen. Der Kerl ging zu Boden, doch oh weh! es war gar nicht der vermaledeite Bartscherer, sondern ein unbescholtener Fuhrknecht namens Grisbald Humping, der dem Gesuchten von hinten ja ähnlich sehen mochte.
Er war auch recht angetan von dieser Behandlung, um kaum daß er sich aufgerappelt hatte, tönte er, er werde es dem „Kurzen“ mit der Peitsche geben wie einem allzu trägen Zugochsen. Aber Meister Holbosch wehrte sich statthaft. Eine Prügelei entstand, in die im Nu zwei weitere Fuhrleute hineingezogen wurden. Holzkrüge lernten das Fliegen, Schemel gaben ihre Bindung zu Sumus Erdboden auf, und um ein Haar wäre ein Leuchter umgestürzt und hätte den Roten Hahn aufs Dach der Taverne gesetzt. Schließlich landete der Angroscho nach einem Kinnhaken Grisbalds direkt vor dem flackernden Kamin, wo sein ergrautes Haupthaar zu allem Unglück Feuer fing.
Durch das beherzte Eingreifen der Wirtsleute konnte der Gevatter zwar vor schlimmeren Verbrennungen gerettet werden; allein, die Schmach wog schwer: mußte er doch den Schaden mit blankem Silber zahlen und noch in der selben Nacht ungastlich und nun gar ohne Haar seine Wanderschaft fortsetzen. Daß ihn die Wirtsleute nicht noch beim Landvogt zur Anzeige brachten, mag er wohl nur der Tatsache zu danken haben, daß diese schon froh waren, kein größeres Unglück erlitten zu haben, wie weiland im Jahre 28, als durchziehende nordmärker Söldlinge den Gasthof in Brand setzten.