Tuchfehde im Almadanischen
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Tuchfehde im Almadanischen
Droht der bislang allein commerciale Zwist dreier Städte zu eskalieren
KGR. ALMADA. Wenn die almadanischen Heißsporne auf ihre Blutfeinde zu sprechen kommen, durchsetzt sich ihre Sprache oft mit Wörtern, die gemeinhin dem Ungeziefer vorbehalten bleiben, das es „auszurotten, auszumerzen und vom Anlitz Deres zu tilgen gilt.“
In früheren Tagen taten es auch die almadanischen Städte und Dörfer den Großen nach, und kämpften im Gefolge der Grafen und Geschlechter gegeneinander. Ob uns — dem kaiserlichen Landfrieden zum Spott und Hohn — ein Rückfall in jene Götterläufe bevorsteht, oder ob es sich bloß ein weiteres Mal um das übliche Säbelgerassel der Olivenfresser drunten handelt, daß wird die nahe Zukunft offenbaren.
Alles begann mit den Infamien der Domña Radia v. Franfeld, die seit der Verpfändung Ragaths an die umliegende Mark Ragathsquell1 ihrem größten Konkurrenten, dem geschaßten Vogt Ludovigo Sforigan (welcher im übrigen des Barons von Metenars Großvater ist), gehörig dreinreden kann.
Die uralten Diskrepanzen mit der mächtigen Rivalin Punin im Hinterkopf, ließ sie sich noch ob ihrer traviagefälligen Barmherzigkeit rühmen, als sie einigen ausgesuchten, talentierten tobrischen Tuchweberfamilien aus Ilsur in Ragath Obdach gewährte — freilich nur unter der Bedingung, daß diese dort ihr Handwerk wieder aufnahmen und sich dauerhaft in Ragath anzusiedeln schworen.
Bislang nämlich, galt Ragath hinter dem gefallenen Ilsur und den beiden anderen almadanischen Städten, Punin und Taladur, nur als vierte Größe in der reichischen Tuchwerkerei — was sich nun ändern sollte. Allein, der Puniner Ratsmeister Abdul Assiref erfuhr früh von alledem, und trachtete fortan danach, den Ragathern schon im Vorfeld das Wasser abzugraben.
Ein unverzichtbarer Faktor bei der Tuchherstellung und -färbung ist das Alaun, das seit dem Falle Ilsurs nur noch in den Taladurer Minen an den Ostabstürzen des Eisenwaldes gefördert wird. Gegen die Zahlung von tausend Goldstücken im Mond, so erbot er seinem Amtsbruder, Vogt Dajon v. Taladur, solle das alleinige Schürfrecht auf Punin übergehen — unter ausdrücklicher Ausschließung von ragatischen Kaufleuten, Bergknappen und Montanen, die fürderhin notfalls mit Waffengewalt aus dem Minengebiet fernzuhalten seien.
Vogt Dajon aber wucherte genüßlich mit seinem Monopol, er wolle zunächst auch Frau Radia und zumal der eigenen, ansässigen Kaufmannschaft die Möglichkeit einer Offerte geben. In dieser zögerlichen Haltung sah er sich noch bestärkt, als er erfuhr, daß sein Neffe, der almadanische Landeskanzler Rafik v. Taladur, drunten in Punin dem Herrn Assiref aus anderem Grunde den Zwist erklärt hatte. Commercio zu betreiben mit Feinden des eigenen Fleisch und Blutes, das verbietet sich für einen Almadaner von vorneherein … Um dem Taladurer die Entscheidung etwas zu „erleichtern“, haben nun Puniner Gardisten die alte Zollfeste an der Straße nach Waldwacht wieder bezogen und erheben tüchtigen Maut von allen von dort kommenden Kaufleuten.
Das alles hat nun zur Folge, daß beim gemeinen Volk auf den Märkten aller drei genannten Städte harsche Mienen vorherrschen, da die Taktiererei nicht nur den Tuchpreis, sondern auch den vieler anderer Waren drastisch in die Höhe getrieben hat.
1 Ragath war bis zum Götterlaufe 26 reichsfrei; dann aber wurde die Stadt ob der horrenden Kriegslasten wider 50.000 Golddukaten an die umliegende Mark Ragathsquell verpfändet. Daher rührt es auch, daß die Stadt z.Zt. nur einen halben Greifen im Wappen führt. Der untere Teil ist kanzelliert, bis das Reich die Stadt wieder eingelöst hat.