Rauschendes Fest an der Rakula

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Ausgabe Nummer 69 - Hesinde 1044 BF

Rauschendes Fest an der Rakula

Neuer Efferdgeweihter zünftig empfangen

RAKULBRUCK, Efferd 1044 BF. Zu einer im wahrsten Sinne des Wortes feucht-fröhlichen Feier geriet die Begrüßung des neuen Efferdgeweihten. So etwas hatte der Grenzort in der Ferdoker Mark schon lange nicht mehr gesehen!

Aus dem fernen Albernia war der junge Swafnian Engstrand angereist, um künftig dem Nymphentempel vorzustehen. Vogt Ungolf von Plötzbogen ließ es sich nicht nehmen, den Neuankömmling persönlich zu dessen neuer Wirkungsstätte zu geleiten. Kaum hatte Engstrand seine Habseligkeiten in der Wohnkammer abgelegt, lud er auch schon zu einer ersten Andacht ein – was sich viele der Rakulbrucker und auch Reisende nicht entgehen lassen wollten.

Dabei verzichtete er auf allzu große Förmlichkeiten und gab offen seiner Freude Ausdruck, dass der kleine Tempel so gut gefüllt war. Auch in Zukunft solle das Haus des Launenhaften jedem offenstehen. Nun überreichte Ulfried Ulmentreu von den Badilakanern Salz und Brot: Auf die neue Heimstatt und gute Nachbarschaft! Swafnian, der sich sogleich beim Vornamen anreden ließ, füllte einen Becher mit Wasser und nahm zweimal einen Schluck. Vor dem zweiten Mal hatte er ein wenig Salz hineingestreut, als symbolische Geste, dass die Diener Efferds sowohl für Süß- als auch Salzwasser zuständig seien.

Ein Vertreter des Bundes der Alttreuen überbrachte ein Geschenk, eine wunderschön gefertigte Delphinstatue aus blauem Stein. Dabei drückte er sein Bedauern aus, dass die Zwerge so wenig für Efferd und Wasser übrig hätten – und wurde gleich darauf von Efferdhilf Gildemon korrigiert. Der Efferd-Geweihte von Ferdok wies darauf hin, dass Bruder Emmeran den Großen Fluss befahre und wie er selbst den Flussvater verehre.

Wohl um einen längeren Disput über das Verhältnis zwischen Efferd und dem Flussvater zu vermeiden, meldete sich nun Droga Swafnildsdottir lautstark zu Wort, die Efferd- und Swafnirgeweihte von Wallerheim, der Swafnian auf seiner Fahrt über den Großen Fluss ebenso einen Besuch abgestattet hatte wie dem Ferdoker Kollegen und die er beide zu seinem Antritt eingeladen hatte. Die „junge Droga“, wie sie auch genannt wird, war in Begleitung einiger Wallerheimer Thorwaler angereist, die in ihrer traditionellen Kleidung recht urtümlich wirkten.

Sie rief, und die folgenden Worte sollen als direkte Zitate wiedergegeben werden: „Wasser trinken, schön und gut – aber damit es nicht langweilig wird, sollten wir das noch in anderer Form tun! Ein zünftiges Besäufnis und dann ein Besuch im Rahjatempel, natürlich um der Göttin zu gefallen. Was meint ihr?“ – „Das wohl!“, stimmten ihre Begleiter ein.

„Da mache ich gerne mit“, antwortete Engstrand, „aber vorher wäre ein ordentliches Bad angemessen. Da in diesem Tempel auch die Quellnymphe der Rakula verehrt wird, würde ich am liebsten einmal tatsächlich bis zur Quelle der Rakula wandern.“ Hier machten nun viele der Anwesenden betretene Gesichter. Das stelle sich als sehr schwierig dar, erklärte man, wegen der Fehde in Garetien – denn die Rakula entspringe in der Nachbarprovinz!

„Ja, schade, dass das derzeit nicht geht“, hob die junge Droga wieder zu sprechen an, „aber dann müssen wir eben auf andere Weise Körper und Geist reinigen. Nimm doch hier ein Bad in der Rakula! Wenn du zuerst gehst, komme ich nach!“ Das ließ sich Engstrand nicht zweimal sagen. Unter Jubelrufen folgte die versammelte Menge ihnen an den Fluss.

Die Badilakaner zogen hörbar die Luft ein, als sich Swafnian bis auf die Unterkleidung entblößte und ohne großes Federlesen in die Rakula sprang, kurz darauf gefolgt von Droga und ihren Mannen. Ja, selbst Vogt Ungolf machte mit – und von einigen der anwesenden Damen ließen sich ob seines wohl anzusehenden halbnackten Körpers einige Kommentare vernehmen, deren Inhalt schon ein wenig in die Richtung des nächsten Teils der Festivitäten deutete.

So endete der Tag für die mutigen Badenden tatsächlich in einer ausgelassenen Feier im Rahjatempel, bei der Launen und Rausch noch einmal eine ganz andere Bedeutung bekamen. Der Verfasser dieser Zeilen musste sich ob seiner Korrespondentenpflicht selbstverständlich weitestgehend zurückhalten, kann dafür jedoch aus eigener Erfahrung berichten, was für anregende Gespräche über Genuss und Leidenschaft mit Charine der Rubinroten bei einem guten Glas Wein möglich sind. Über den Rest dessen, was an diesem Abend noch geschah, sei der Mantel des Schweigens gebreitet.

Festzuhalten bleibt, dass Swafnian Engstrand einen hervorragenden Einstand gegeben hat! Bereits jetzt ist mit der Wallerheimer Schwester im Geiste vereinbart, in naher Zukunft die gesamte Baronie zu bereisen, die ja in weiten Teilen von Wasser begrenzt wird und auf Efferds Wohlwollen angewiesen ist, schließlich wächst hier der Hopfen fürs Ferdoker Bier. Auf dass Efferds Segen auch weiterhin auf der Ferdoker Mark liegen möge!

Gobrom Findling

Die Fehde in Garetien hat dem Handel und Verkehr an der Grenze geschadet. Kein Wunder, dass diese Gelegenheit genutzt wurde, um sich einmal von den Alltagssorgen abzulenken und wieder einmal richtig zu feiern!