Auf der Sindel nach Grobenwies
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Auf der Sindel nach Grobenwies
Ein Reisebericht aus Sindelsaum
BRN. SINDELSAUM, Travia 1044 BF. Als Krambold kommt man ja viel herum und zuweilen meint man, dass man im Kosch jeden Stock und jeden Stein kenne, aber neulich in Sindelsaum, im Wirtshaus „Zur Brücke“, wurde ich eines Besseren belehrt.
Ich saß dort bei gutem Stippwitzer Weißbier und vorzüglichem Essen und schaute ein paar Dörflern dabei zu, wie sie ihre Rennmäuse gegeneinander antreten ließen. Das Rennen der Mäuse schien viele Gäste angezogen zu haben, darunter sogar den Baron Erlan von Sindelsaum und seinen Nachbarn Thalian Has von Hügelsaum, die einträchtig beieinander saßen. Die Rennmaus des Schreiners Binsbart Hackler gewann das Rennen letztlich.
Im Anschluss kam ich mit einigen Flussschiffern und ihrer Sprecherin Ilpetta Apfeltopf ins Gespräch und hörte von einem Ort, der Grobenwies genannt wurde und weiter die Sindel aufwärts liegen soll. Angeblich ist es fast unmöglich, zu Fuß dorthin zu kommen, denn der Ort liegt tief im Baduarsforst. Ab und an kommen aber zwei Schiffer aus Grobenwies in Sindelsaum an und laden ihre Waren für den Weitertransport nach Angbar ab.
Das Gesagte machte mich natürlich neugierig, und da der Ort ja so abgelegen war, würde ich dort sicher auch ein paar meiner Waren verkaufen können. Darum nahm ich auch die dreitägige Wartezeit auf mich, bis die beiden Schiffer wieder nach Sindelsaum kamen. Sie waren sichtlich überrascht, als ich sie darum bat, auf ihrer Heimreise mitkommen zu dürfen, aber da ihr Kahn nun bis auf ein paar Vorräte für ihr Gut leer war, hatten sie nichts dagegen, mich mitzunehmen, denn flussaufwärts freuten sie sich natürlich über eine helfende Hand beim Rudern.
Ich muss zugegeben, dass ich wenig Erfahrung mit dem nassen Element habe, aber ich stellte schnell fest, dass die beiden Schiffer den Fluss wie ihre Westentasche kannten. Geschickt vermieden sie die stärksten Strömungen und Untiefen, von denen es zunehmend mehr gab. Mehr als einmal hatte ich das Gefühl, dass es hier nicht weitergehen würde, aber die beiden steuerten stets mit großer Sicherheit die besten Stellen an, und so erreichten wir gegen Abend den Ort Grobenwies. Ich war recht froh, angekommen zu sein, gilt die Sindel doch als magisch – nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn ich im Wasser gelandet wäre!
Grobenwies selbst ist recht unscheinbar und wenig mehr als ein großer Hof im Wald. Auffällig ist jedoch sogleich, dass hier so gut wie keine Landwirtschaft betrieben wird, denn außer einem Garten mit Küchengemüse war von Anpflanzungen weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen wird hier Kupfererz gebrochen. Die Kupfermine war einst in den Wirren der Kaiserlosen Zeiten aufgegeben worden, bis die verstorbene Kormunde von Eichental in einem Archiv auf Vermerke über die Mine gestoßen war. Daraufhin wurde der Ort Grobenwies wiederaufgebaut und die Arbeit an der Mine hat erneut begonnen.
Ich war ein wenig verwundert, betreibt das kleine Volk doch sonst die meisten Minen im Kosch, aber der Vogt Born von Rohenforsten erklärte mir, dass das Kloster Ingrahall hier eigentlich die Abbaurechte besitzt, sie aber langfristig verpachtet hat, da das Vorkommen zu klein und abgelegen ist. Wozu sich mit einer kleinen Kupfermine abgeben, wenn man in Ingrahall Mondsilber abbauen kann?
Viel mehr gibt es über den Ort eigentlich nicht zu sagen. Wie in anderen entlegenen Dörfern auch waren die Leute fast mehr an meinen Geschichten als an meinen Waren interessiert; dennoch hat sich die Reise gelohnt, auch wenn ich eine Woche warten musste, bis die beiden Schiffer wieder nach Sindelsaum fuhren. Vogt Born, der hier für seinen Sohn Baltram die Stellung hält, war jedoch ein ausgezeichneter Gastgeber und bewirtete mich jeden Abend mit Hügelbräu und deftigem Essen.