Sonnenfürsten: Unterschied zwischen den Versionen

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====Der Sommer von Feuer und Blut====
====Der Sommer von Feuer und Blut====
Von [[Kathay]], dem dritten der Priesterkaiser, erhoffte sich mancher im Koschland mildere Zeiten und Steuern – war Seine Erhabenheit (heut’ mag man sich dessen nicht mehr rühmen) doch ein gebürtiger [[Bragahn (Stadt|Bragahner]]! Allein, sein segensreiches Wirken beschränkte sich darauf, in seinem Heimatort den Bau einer weiteren [[Feste Osch|Zwingfeste]] zu befehlen, den Koschern ersparte er kein Taggebet und keinen Kreuzer. Als der Erhabene im Götterlaufe 414 BF mit prunkvoller Bagage das Reich durchzog, schickte er sich gar an, den Fortgang der Arbeiten selbstselbstens in Augenschein zu nehmen.  
Von [[Kathay]], dem dritten der Priesterkaiser, erhoffte sich mancher im Koschland mildere Zeiten und Steuern – war Seine Erhabenheit (heut’ mag man sich dessen nicht mehr rühmen) doch ein gebürtiger [[Bragahn (Stadt)|Bragahner]]! Allein, sein segensreiches Wirken beschränkte sich darauf, in seinem Heimatort den Bau einer weiteren [[Feste Osch|Zwingfeste]] zu befehlen, den Koschern ersparte er kein Taggebet und keinen Kreuzer. Als der Erhabene im Götterlaufe 414 BF mit prunkvoller Bagage das Reich durchzog, schickte er sich gar an, den Fortgang der Arbeiten selbstselbstens in Augenschein zu nehmen.  


Zu [[Leuwensteyn]] im [[Vinansamt]]schen hatte die Hofgesellschaft Gastung genommen, als es einer Frau aus dem Volke gelang, an all den Geweihten, Greifenreitern, Söldlingen und Dienervolk vorbei unerkannt – mit sündiger [[Hexen]]kraft wohl, wie der Groß-Inquisitorius hernach verkündete – in das Gemach des Erhabenen Meisters Einlass zu finden. Zu töten aber vermochte die Tochter Satuarias ihn nach neuesten Quellen nicht – es heißt, dass niemand anders als Graf [[Gurvan von Wehrheim]], ein Wahrer der Ordnung, der Versuchung der Macht erlag und den verwundeteten Kaisers hinterrücks erschlug.  
Zu [[Leuwensteyn]] im [[Vinansamt]]schen hatte die Hofgesellschaft Gastung genommen, als es einer Frau aus dem Volke gelang, an all den Geweihten, Greifenreitern, Söldlingen und Dienervolk vorbei unerkannt – mit sündiger [[Hexen]]kraft wohl, wie der Groß-Inquisitorius hernach verkündete – in das Gemach des Erhabenen Meisters Einlass zu finden. Zu töten aber vermochte die Tochter Satuarias ihn nach neuesten Quellen nicht – es heißt, dass niemand anders als Graf [[Gurvan von Wehrheim]], ein Wahrer der Ordnung, der Versuchung der Macht erlag und den verwundeteten Kaisers hinterrücks erschlug.  


Aller Welt aber tat man kund, die Krötenhexe habe den Erhabenen gemeuchelt, und sie ward dafür gerichtet. Doch kein Fluch kam über ihre Lippen, da man sie blendete und ihr das Augenlicht nahm, bevor man sie den Flammen übergab. Ihr Scheiterhaufen war nur der Funken, der viele weitere entzündete: Rasch stellte man Sonnenvogt [[Vinan XII. Kathay von Zwischenwasser|Vinan XII.]] einen [[Hilborn der Gleißende|Groß-Inquisitorius]] zur Seite, während der Sonnenvogt selbst sich mühte seinen Eifer zu beweisen, sich fortan zum gestrengen Herrscher wandelte und zur eigenen Mahnung den Beinamen Kathay gab. Bald versuchten sich der Sonnenvogt, der Groß-Inquisitorius (der seinen Sitz bald am [[Trolleck]] errichten ließ) und die [[Prailucata von Drift|Graf-Inquisitor]]in zu [[Ferdok (Stadt)|Ferdok]] gegenseitig in Glaubenseifer und Gnadenlosigkeit zu überbieten. Wo eben noch Ruhe und Milde herrschten, rollte nun eine umso gleißendere Feuerwalze durchs Land. Rachsüchtig durchstreiften die Schergen der Inquisition das Land, ohne Gnade suchten sie wahrhaftige und vermeintliche Feinde ihrer Herrschaft zu strafen und „metenarische Zustände“ auszumerzen, wo immer noch eine Geweihte oder ein Baron Großherzigkeit gezeigt hatte.
Aller Welt aber tat man kund, die Krötenhexe habe den Erhabenen gemeuchelt, und sie ward dafür gerichtet. Doch kein Fluch kam über ihre Lippen, da man sie blendete und ihr das Augenlicht nahm, bevor man sie den Flammen übergab. Ihr Scheiterhaufen war nur der Funken, der viele weitere entzündete: Rasch stellte man Sonnenvogt [[Vinan XII. Kathay von Zwischenwasser|Vinan XII.]] einen [[Hilborn der Gleißende|Groß-Inquisitorius]] zur Seite, während der Sonnenvogt selbst sich mühte seinen Eifer zu beweisen, sich fortan zum gestrengen Herrscher wandelte und zur eigenen Mahnung den Beinamen Kathay gab. Bald versuchten sich der Sonnenvogt, der Groß-Inquisitorius (der seinen Sitz bald am [[Trolleck]] errichten ließ) und die [[Prailucata von Drift|Graf-Inquisitor]]in zu [[Ferdok (Stadt)|Ferdok]] gegenseitig in Glaubenseifer und Gnadenlosigkeit zu überbieten. Wo eben noch Ruhe und Milde herrschten, rollte nun eine umso gleißendere Feuerwalze durchs Land. Rachsüchtig durchstreiften die Schergen der Inquisition das Land, ohne Gnade suchten sie wahrhaftige und vermeintliche Feinde ihrer Herrschaft zu strafen und „metenarische Zustände“ auszumerzen, wo immer noch eine Geweihte oder ein Baron Großherzigkeit gezeigt hatte. So fand auch der letzte [[Rondra]]-Tempel ein Ende - aber nicht ohne dass zumindest ein einfacher Geweihter namens [[Leubold der Wahrer|Leubold]] mit der Schwertscheide [[Baduar vom Eberstamm|Baduars]] und dem Wissen um die alten Liturgien des Koscher Ritus fliehen konnte.


Im Dörflein [[Firnholm]] schließlich geschah es, daß die Geweihte Firuns – eine aufrechte Frau und fromm allen Zwölfen – sich weigerte, ihren Hut zu ziehen, als des Lichtboten Leib-Inquisitorius  vorbeiritt. Als Ketzerin wurde sie gerichtet und der Tempel – ein kleines Holzhüttchen nur – ein Raub der Flammen. Im darauffolgenden Winter werden die Hochlande von Bären heimgesucht, einem erst, zweien dann, dreien hernach, vieren, fünfen und ungezählten mehr. So flohen die Menschen Firnholm und die Nachbartäler, denn auch diese ereilte bald darauf des Eisigen Jägers Fluch.
Doch auch andere Geweihte der Zwölfe mussten sich nun vorsehen nicht als Gegner der praiosgefälligen Ordnung gesehen zu werden. In [[Angbar]] hob man einen vermeintlichen Kult des [[Namenloser Gott|Namenlosen]] aus und ließ den "Oberschamanen" [[Ferrik]] aufknüpfen, weil er das Bild einer Ratte auf die Brust tätowiert hatte - ohne zu wissen, dass diese in seiner südlichen Heimat als Tier des [[Phex]] gilt. Die Vogtvikarin von Angbar, die [[Graue Grimma|Graue Grimma]], brach daraufhin mit den alten Traditionen ihres Kultes, predigte fortan den redlichen und ehrbaren Handel und ließ einen öffentlichen Tempel bauen.
Etwa zur selben Zeit ritt der Leib-Inquisitorius des Priesterkaisers zur Jagd durch die [[Koschberge]]. Er, [[Hagrobrandt]] von Namen, war ein grausamer Herr, der sich daran ergötzte Bären auf glühende Eisen zu schicken, auf dass dieser tanze und damit die Überlegenheit des Menschen beweise. Im Dörflein [[Firnholm]] schließlich geschah es, dass [[Iralda von Firnholm|Iralda]], eine einfache Geweihte [[Firun]]s – eine aufrechte Frau und fromm allen Zwölfen – sich weigerte, ihren Hut zu ziehen, als der hohe Herr mit seiner Gesellschaft vorbeiritt. Als Ketzerin wurde sie gerichtet und der Tempel – ein kleines Holzhüttchen nur – ein Raub der Flammen. Im darauffolgenden Winter werden die Hochlande von Bären heimgesucht, einem erst, zweien dann, dreien hernach, vieren, fünfen und ungezählten mehr. So flohen die Menschen Firnholms und der Nachbartäler, denn auch diese ereilte bald darauf des Eisigen Jägers Fluch.


Da es aber an rechten Helden fehlte, die den Kampf wider die Tyrannei wagen wollten – die aufrechtesten waren der Inquisition leicht auszumachen und schnell gerichtet – , ward das Joch nicht abgeschüttelt, obzwar der Unmut schwelte wie der Brand eines Köhlers. Erst als Kunde von des Herrn Rohals Erhebung das Koschland umherging, ward die Zwingburg zu Bragahn geschleift und allerorten die Priester des Greifen davongejagt. In der verlassenen Abtei Leuwensteyn aber hauste fortan junges Volk, Rohalsjünger, die tagein, tagaus, nichts als musizieren, dichten und andere Leichtigkeiten kannten.
Da es aber an rechten Helden fehlte, die den Kampf wider die Tyrannei wagen wollten – die aufrechtesten waren der Inquisition leicht auszumachen und schnell gerichtet – , ward das Joch nicht abgeschüttelt, obzwar der Unmut schwelte wie der Brand eines Köhlers. Nur wenige Zeugnisse des leisen Widerstandes sind bis heute in den Chroniken verzeichnet, wie etwa die Zerstörung des [[Fürstenpass]]es auf dem [[Baduarsteig]]s zwischen [[Angbar]] und [[Fürstenhort (Burg)|Burg Fürstenhort]], den die Zwerge eines Winters mit Eis vom Felsen sprengten. Viel häufiger finden sich lange Listen von Prozessen gegen Aufständische und Ketzer, Berichte von Folterungen, Grausamkeiten und lodernden Scheiterhaufen. Im Mahnerschrein der Abtei [[Prasunk]] kann man bis heute Relikte jener Tage betrachten: Das Herz der vermeintlichen Attentäterin auf Priesterkaiser Kathay, Hexenschädel oder in Gläsern sorgsam eingelegte Zungen lästerlicher Redner.
 
Erst als über fünfzig Jahre nach der Ermordung Kathays die Kunde von des Herrn [[Rohal der Weise|Rohals]] Erhebung im Koscherland umherging, brach sich der aufgestaute Unmut Bahn, ward die Zwingburg zu Bragahn geschleift und allerorten die Priester des Greifen davongejagt. Es sollte lange dauern, und die Mühen vieler volksnaher und weiser Geweihter benötigen, bis sich die Achtung der Koscher vor der [[Praios]]kirche halbwegs erholte.


== Zeittafel ==
== Zeittafel ==

Version vom 18. November 2007, 17:01 Uhr