Aus Rauch und Trümmern

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Ausgabe Nummer 39 - Efferd 1028 BF

Aus Rauch und Trümmern

Wiederaufbau in Angbar schreitet voran

ANGBAR. Langsam, aber stetig gehen die Arbeiten in der vom Feuer des Alagrimm verwüsteten Stadt am Grauen See voran. Hunderte von fleißigen Händen sind jeden Tag damit beschäftigt, Schutt und Trümmer fortzuräumen, beschädigte Gebäude auszubessern oder neue zu errichten. Wer Angbar noch von früher kannte und liebte (und es kennen, heißt es lieben!), dem mag nun das Herz bluten, schreitet er durch die Gassen:

Viele schöne, alte Bauwerke, Denkmäler aus Väterszeiten, sind vernichtet und unwiederbringlich verloren, die Viertel Barschensee und Kruming fast gänzlich zerstört. Viele wackere Bürger haben zwar ihr Leben retten können, doch alles andere verloren: Haus und Hof, die Werkstatt, Hab und Gut. Dafür steht manche Kammer leer, weil die Besitzer ein Opfer des nächtlichen Kampfes geworden sind, und in Travias Namen haben die Armen und Mittellosen dort Quartier genommen — zumindest so lange, bis der Rat der Stadt eine Lösung gefunden und alle Verhältnisse nach Fug und Recht geordnet haben wird.

Großer Dank gebührt den zahlreichen Geweihten der Mutter Travia, die nach der Katastrophe in die Stadt gekommen sind, in der es ja bislang kein Haus der Wildgans gab, was schon so manchen Reisenden im gastfreundlichen Koscherland verwunderte. Nun wurde in den ausgebrannten Mauern des ehemaligen Efferdtempels, dessen Geweihte (welch Frevel!) ein Opfer des Alagrimm geworden sind, ein Armenquartier eingerichtet und ein Herdfeuer geweiht — die Glut dafür stammte jedoch nicht aus dem Rommilyser Muttertempel, sondern aus dem Heiligtum des Herrn Ingerimm zu Angbar. In festlichem Zuge waren die Geweihten der Travia zum Haus der Ewigen Flamme gezogen, um dort die gesegnete Glut aus den Händen Meister Ibraloschs entgegenzunehmen. So kam es, wie es schon lange als Legende im Volk der Hügelzwerge erzählt wird: dass der Herr Ingerimm die Frau Travia zur Gattin nahm und diese an seiner Esse das erste Herdfeuer entfachte. Im Zeichen der Wildgans finden nun die Frierenden Wärme, die Hungernden Speise, die Trauernden Trost und die Verzweifelten neue Hoffnung.

Ebenso gebührt den Brüdern und Schwestern vom Orden der Therbûniten großer Dank: Nachdem das alte Siechenhaus vor den Mauern der Stadt ein Raub der Flammen geworden war, haben sie in einem leer stehenden Bürgerhaus ein Spital eingerichtet, in dem die zahlreichen Verwundeten und Versehrten umsorgt werden. Die greise Fürstinmutter, Frau Thalessia höchstpersönlich, ließ es sich nicht nehmen, dem Spital einen Besuch abzustatten — ebenso wie man sie des öfteren mit kleinem Gefolge in den Straßen sieht, wo sie den Wiederaufbau begutachtet, die Fleißigen lobt, die Trägen aber schilt und anspornt.

Am schönsten jedoch ist zu sehen, wie die braven Angbarer ihr Bestes tun, um die Not ihrer unglücklichen Mitbürger zu lindern: Wessen Haus noch steht, der hat gewiss den Nachbarn und seine Familie aufgenommen; wessen Vorratskammer noch gefüllt ist, der bringt einen Teil davon zum Traviaschrein. Freilich, nicht alle Menschen oder Zwerge sind mit einem Male ein Muster an Frömmigkeit und Tugend geworden, doch wer in diesen Tagen durch die Gassen geht, der wird so viele herzensgute Taten sehen und „Travia vergelt’s Euch!“ hören, dass er wieder Hoffnung schöpfen mag.

Karolus Linneger