Wenn drei sich streiten - Tot ist einfacher
17. Efferd, Sindelsaum
Gamsbart Wangenmoos staunte nicht schlecht, als eines Nachmittags ein Eselkarren mit einem Sarg und vier Söldnern vor dem Dachsbau auffuhren. Der Sprecher der Söldner, der sich als Bolzer Ferdoker vom Basteybund vorstellte, zeigte Gamsbart den Steckbrief für Alrik Lobesam, und öffnete dann unvermittelt den Sarg, in dem die sterblichen Überreste Alriks lagen.
Gamsbart hatte nicht damit gerechnet, dass der Sarg mit einem Mal geöffnet würde. Der Verwesungszustand des Mannes und der Gestank taten ihr übriges und Gamsbart hätte sich beinahe übergeben. Statt die Leiche beim Baron vorzuzeigen, ließ er sie von seiner Gehilfin Ilme wegbringen, damit sie unter die Erde kommen konnte.
Die Söldner brachte er zu seiner Amtsstube. Der Baron brauchte sich mit solchem Gesocks wirklich nicht persönlich beschäftigen. In der Amtsstube angekommen, schenkte sich Gamsbart erst einmal ein Hügelbräu ein und gab auch dem Söldner Bolzer eines. Die anderen drei waren schon in den „Apfeltod“ gegangen.
„Und wie habt ihr ihn gefunden?“, fragte Gamsbart schließlich.
„Ach das war mehr Zufall. Eigentlich waren wir wegen einem ganz gewöhnlichen Geleitauftrags in Gareth. Wir hatten den Steckbrief vor der Abreise gesehen und wir hatten uns gesagt, wenn ich viel Gold in der Tasche hätte, wo würde ich dann hin gehen? In den Hinterkosch sicherlich nicht und auch Greifenfurt oder Andergast sind keine Feierdestinationen. Almada ist nett, aber von Angbar muss man lange durch den Kosch und aus dem wollte er ja schnell raus, also blieb eigentlich nur noch Gareth. Dort kann man Gold gut durchbringen und bei all den Leuten fällt man nicht so schnell auf.
Also haben wir in allen Kneipen nach einem Koscher mit viel Gold gefragt und dann hatten wir ihn bald. Er wollte natürlich nicht mitkommen, also haben wir ihn kalt gemacht.“ Als Bolzer Gamsbarts schockiertes Gesicht ob der lapidaren Erzählung sah, warf er ein „tot lässt es sich leichter transportieren und auf dem Steckbrief stand nicht, ob tot oder lebendig. Also haben wir ihn in einen Sarg gepackt und sind heimgegangen. Unterwegs hat zwar mal der ein oder andere gefragt, aber wir haben halt erzählt, dass er ein toter Kamerad war, dem wir versprochen hatten, ihn daheim im Kosch zu begraben. Da fragt dann so schnell keiner mehr und einen Sarg macht sowieso keiner freiwillig auf. Tja, und so sind wir dann halt bis hierher gefahren und jetzt hätten wir gerne unser Gold.“
Gamsbart nickte abwesend und brachte Bolzer zu Grimwulf von Borking, dem Verwalter der Baronie, und ließ den Söldner auszahlen. Dieser machte sich dann sofort auf den Weg in den „Apfeltod“ und am nächsten Tag zogen die vier immer noch angetrunkenen Söldner zurück in die Neue Bastey, um es sich dort „mal so richtig gut gehen zu lassen“. Den Eselkarren hatten sie bereits an einen örtlichen Händler weiterverkauft. Gamsbart war derweil froh, dass diese schreckliche Familiengeschichte ein Ende gefunden hatte.