Wenn drei sich streiten - Das letzte Puzzlestück
19. Praios, Dachsbau
Erlan von Sindelsaum genehmigte sich eine weitere Aprikose. Die Dinger waren ziemlich teuer, kamen sie doch aus Almada, aber Ambros hatte ihm eine Fuhre getrockneter Aprikosen geschickt, und so mümmelten Erlan und sein Page Idamil nun Aprikosen, während sie dem Bericht der Gardistin Mora Zweifeld zuhörten. Er hatte sie und einige andere seiner Leute nach Zwischenwasser geschickt, um mehr über den Ermordeten Ibrom herauszufinden.
Mora hatte den Dorfvorsteher von Eichweiler, Alarich Lobesam, mitgebracht, der ein entfernter Verwandter Ibroms gewesen zu sein schien.
Das Gespräch wurde kurz unterbrochen, als Gamsbart Wangenmoos, der Dorfwaibel, in das Zimmer platzte. Er war spät dran und wirkte einmal mehr etwas derangiert. Erlan konnte ein Lächeln nur knapp unterbinden. Gamsbart war eine treue Seele und oft ein kluger Kopf, was das Aufklären von Verbrechen anging, aber er war auch etwas tollpatschig.
„Fassen wir noch einmal zusammen.“, setzte Erlan das Gespräch fort, „Ibrom wurde von seinem Vater enterbt und hat sich seither als Knecht durchgeschlagen. Woher er all das Geld hatte, dass er auf einmal scheinbar besaß, weiß niemand. Er hatte zwei Geschwister, aber die sind beide fortgezogen und der Vater ist kürzlich gestorben.“
„Stand das damals nicht im Kosch-Kurier?“, fragte Gamsbart „Darf ich kurz in der Bibliothek nachschauen?“, nuschelte er mehr zu sich selbst und verließ das Zimmer, nur um kurz darauf mit einer Ausgabe zurück zu kommen.
„Die drei Enterbten erhoben Klage, doch es nützte ihnen nichts. Der älteste Sohn schrieb sich daraufhin bei den Bergschützen ein, der zweite verdingte sich als Knecht bei einem Nachbarn — die Tochter aber zog hinaus in die weite Welt, um als Glücksritterin... nun ja...“, so lautete die letzten Zeilen des Berichts.
Gamsbart wirkte nun ganz fieberhaft. „Ibrom war eines der Kinder. Er ist nun tot, ebenso wie der Vater, der erst kürzlich starb. Vielleicht wusste er, wo der Vater einen Notgroschen versteckt hatte, denn warum sollte er ausgerechnet jetzt zu Geld gekommen sein? Die Tote aus der Neuen Bastey könnte seine Schwester gewesen sein, die als Glücksritterin ausgezogen war. Auch sie war plötzlich zu Geld gekommen, also hatte sie entweder Ibrom auf dem Gewissen oder die beiden haben den Notgroschen geteilt und der Bruder, der sich bei den Bergschützen einschrieb, hat entweder beide oder aber die Schwester ermordet.“
Gamsbart zog eine Skizze heraus und reichte sie Alarich. „Ja das war sie.“, bestätigte Alarich. „Traviane war ihr Name. Ihr Bruder, der bei den Bergschützen ist, heißt Alrik. Ein fauler Geselle, wenn ich mich recht entsinne, aber ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen.“
„Wir haben einen Zeugen, der den vermutlichen Mörder Travianes gesehen hat. Wenn wir Alrik unter Druck setzen, dann kommen wir vielleicht der Wahrheit am nächsten.“
„Ich werde sogleich einen Boten an Alvide schicken und sie bitten, Alrik festzusetzen. Sie wird uns sicher erlauben, ihn in der Angbarer Zitadelle zu vernehmen.“
Wie es sich herausstellte, war der Bergschütze Alrik am 15. Praios desertiert und seither nicht mehr gesehen worden. Es handelte sich also mit nahezu an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um den Mörder. Drum lobte Baron Erlan göttergefällige 120 Golddukaten für jenen aus, dem es gelingen würde, Alrik bei ihm abzuliefern.