Wenn drei sich streiten - Ein erinnerungswürdiger Praiostag

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12. Pra 1046 BF
Ein erinnerungswürdiger Praiostag


Kapitel 1

In der Neuen Bastey
Autor: Geron

12. Praios 1046 Sindelsaum

Es war ein warmer Praiostag und Gamsbart Wangenmoos ließ sich die warme Sonne auf den Pelz brennen. Alma, seine Gattin, hatte ihn dazu überredet, sich das Oberhemd auszuziehen und so ließ er sich und seinen nicht ganz unbeachtlichen Bierbauch in der Sonne bräunen. Normalerweise genierte er sich ja „im Freien“ oben ohne zu zeigen, aber im Garten gab es eine ruhige Ecke und so hatte er sich breitschlagen lassen. Alma hatte es nicht so mit seinen milchweißen Schultern und so hatte er sich dieses Mal überreden lassen. Dazu hatte er sich ein Hügelbräu gezapft und noch etwas Naschwerk von Meister Siebenrüb, so ließ es sich an seinem freien Tag also durchaus leben.

Alma war ins Haus gegangen, um mit ihrer Freundin, der Dorfgeweihten Jusmine Wamsler, zu schnacken. Gamsbart musste wohl eingenickt sein, denn das nächste, woran er sich erinnern konnte, war unsanft wachgerüttelt zu werden. Über ihm standen Alma und Jusmene, beide wirkten etwas verschreckt. Müde blinzelte Gamsbart und entdeckte die dritte Frau in der Runde, die fesche Gardistin Ulide, eine der Waffenmägde des Barons. Mit einem Mal wurde Gamsbart sich bewusst, dass er ja nur spärlich bekleidet war und das ausgerechnet vor einer der hübschesten jungen Frauen der Baronie. Eilig zerrte er sein Hemd vom Ende der Liege und zog es sich hastig über, dabei war es ihm auch egal, dass es nun falschherum an war.

Bei seiner Eile hatte er den Damen gar nicht zugehört, aber die drei Frauen zogen entschlossen los und schienen zu erwarten, dass er ihnen folgte. Drum schlurfte er den Damen hinterher und hatte einige Schwierigkeiten, mit ihnen mit zu halten. Die drei eilten auf das Wirtshaus „Dachs“ zu. Hatten sie es jetzt so eilig einzukehren? Sollte er sie etwa alle zum Essen einladen? Bei dem Gedanken drehte sich Gamsbart der Magen um, denn der Dachs war sicher nicht ganz billig. Gamsbart aß lieber im „Eber“, auch wenn er drüben in Hügelsaum lag. Der war zwar nicht besser, aber dafür ganz sicher billiger.

Er kam aber gar nicht dazu, etwas zu sagen, denn die Damen waren so schnell durch die Tür, dass sie ihm fast in Gesicht geschlagen wäre. Drinnen war es still wie im Hinterkosch auf einer Hochzeit. Alle Gäste schauten betreten in ihre Krüge und keiner nahm Blickkontakt mit Gamsbart auf. Hier stimmte doch etwas nicht. Gut, die Preise waren hier etwas hoch, aber so teuer wie im „Sindelblick“ war es dann auch wieder nicht.

Doch auch im Schankraum verharrten die Damen nicht, sondern eilten nach oben und in ein Gästezimmer hinein. Was wollten sie denn jetzt hier? Hatte ein durchziehender Halunke das Mobiliar beschädigt und der Wirt wollte nun Bericht erstatten?

Doch als Gamsbart durch die Tür schritt, wurde ihm erst einmal ganz anders und alles Blut wich aus seinen Knochen. Vor ihm auf dem großen Bett lag eine Leiche und nicht nur das. Eine Leiche mit drei Blutflecken über dem Herzen.

Gamsbart wurde ganz anders. Er musste sich erst einmal setzen und ließ sich auf eine Truhe plumpsen.

„Geht’s, Meister?“ schnarrte ihn Marbold Eschengrunder an. Ausgerechnet der aufbrausende Garetier und die hübsche Ulide hatten die Leiche gefunden. Dass Marbold Garmbart für einen Schwächling hielt, war kein großes Geheimnis.

Aus seinen Gedanken riss ihn Jusmine Wamsler, die die Leiche bereits untersuchte. „Drei Stiche direkt ins Herz stellte die Perainegehweihte nüchtern fest. Der Tote hatte nicht einmal mehr Zeit, sich zu wehren. Es ging also alles ganz schnell.“

„Ich habe ihn so gefunden, als ich ihn abholen wollte.“, schluchzte Alma Wamsler, die Großmagd vom Edlen Thalian. „Wir wollten zusammen rüber zum Sindelblick und dort zu Mittag essen.“

Jusmene nahm ihre schluchzende Nichte in die Arme.

Gamsbart konnte in der Zwischenzeit wieder seine Gedanken fassen. Vor ihm lag Ibrom, seinen Nachnamen kannte er nicht. Der Mann war vor einigen wenigen Wochen aus Zwischenwasser gekommen und hatte offensichtlich Geld in den Taschen, denn er hatte sich im besten Zimmer des Dorfes einquartiert und auch sonst nicht mit den Dukaten gegeizt. Wie es schien, hatte er auch die Großmagd Alma von seinen Vorzügen überzeugen können, so aufgelöst wie die jetzt war.

Gamsbart verbrachte einige Zeit damit, das Zimmer zu untersuchen und wie die anderen ebenfalls festgestellt hatten, schien außer dem Gold Ibrom nichts zu fehlen. Nachdem Ilme Liebanger, seine Gehilfin, schließlich ebenfalls eingetroffen war, hatten sie gemeinsam das Gasthaus durchsucht. Dabei hatten sie auch festgestellt, dass sich offenbar jemand an einem Küchenfenster zu schaffen gemacht hatte, also war der Mörder wohl des Nachts eingestiegen und war auf gleichem Wege entkommen.

Nachdem die Untersuchungen abgeschlossen waren, machten sich Gamsbart und seine Gattin Alma langsam wieder auf den Heimweg.

„Was meinst du steckt dahinter?“, fragte Alma.

„Ich weiß nicht recht. Ich habe noch kein klares Bild. Ein einfacher Raubmord könnte es schon gewesen sein, aber das könnte natürlich eine falsche Fährte sein. Ibrom war jedenfalls ein komischer Geselle. Wer geht ausgerechnet nach Sindelsaum, wenn er einen großen Säckel voller Gold hat?“

„Das zumindest weiß ich.“ Grinste Alma. „Er war nur auf der Durchreise, hat hier aber mit der Großmagd Alma angebandelt und hat seitdem seine Abreise immer weiter verschoben. Dem Hanno Wackerklos hat das wenig gefallen, dass weiß ich, denn der hat doch schon seit langem ein Auge auf Alma geworfen.“

„Was du immer alles weißt.“, staunte Gamsbart. „Hanno ist doch einer der Leute, den Thalian Has manchmal auf Feldzüge mitnimmt, vielleicht wäre er also zu einem Mord fähig. Ich dachte immer, er wär anständiger als der Schlawiner Wilfing, aber vielleicht ist er ihm ja doch nicht unähnlich.“

„Jetzt tust du Wilfing aber nicht recht. Der meint es doch nur gut.“

„Warum verteidigst du ihn denn jetzt schon wieder?“, fuhr Gamsbart seine Gattin unwirsch an. „Schwänzelt er dir etwa schon wieder hinterher?“

„Du bist doch kindisch.“, grantelte Alma zurück und beschleunigte ihren Schritt so stark, dass Gamsbart nicht mehr hinterherkam.