Nachrichten aus Greifenfurt
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Die Mär vom Ritter Baldur | ▻ |
Nachrichten aus Greifenfurt
Brautwerbung des Prinzen noch nicht vom Erfolg gekrönt
GREIFENFURT. Den Winter über gelangten nur spärliche Nachrichten aus der firunwärtigen Markgrafschaft über die Angenstraße hinab nach Kosch. Der Brautzug unseres Prinzen und Wehrmeisters Edelbrecht vom Eberstamm war offenbar noch nicht vom Erfolg gekrönt. Noch ist außerdem gar nicht bekannt, ob sich die umworbene Markgräfin Irmenella von Wertlingen überhaupt bereits von ihrer Reise ins Garetische zurück nach ihrer Residenz begeben hat. Sicher ist deshalb, daß der Prinz ihr noch nicht von Angesicht zu Angesicht in traviagefälligem Werben gegenüber treten konnte. Davon auszugehen ist ferner, daß es unter den Greifenfurtern neben freundlichen und offenherzigen Nachbarn wohl auch solche, die das Anliegen unseres Prinzen und seiner Gefolgschaft nicht gutheißen, sondern rundheraus ablehnen.
Ins Winterquartier zu Pilzhain
Mit manchem Abstecher nach diesem oder jenem Adelsgut schlängelte sich der koscher Brautzug durch die Lande, langsamer als es sich die Gesellschaft — Prinz Edelbrecht vorweg — vorgestellt hatte, doch sorgsam darauf bedacht, auf keinen Fall vor der markgräflichen Herrscherin zu Greifenfurt einzutreffen (was wahrlich peinlich gewesen wäre). Bald drohten jedoch gar die kalten Monate und auch der prinzlichen Schatulle war es wenig zuträglich, wie sich die Detour mehr und mehr in die Länge zog.
So stimmte es die Brautfahrer froh, daß eines Herbstmorgens – der mit goldiger Sonne und buntem Laub geradezu dazu geschaffen war, der frohgemute Lucrann von Auersbrück, Falkenritter und Gefolgsmann des Grafen Jallik, mit guter Botschaft vor den Prinzen trat. Als Wegbereiter der Gesellschaft war er auf drei greifenfurter Edle — Reto von Schattenstein, den Heermeister der Greifenfurter Wehr, sowie den Baron Otwin von Greifenhorst und seinen Ritter Gernot von Rothenborn — getroffen, die den koscher Prinzen und den Seinen Winterquartier auf dem Gute Pilzhain offerierten.
Die drei Recken waren den Brautfahrern nun um einiges wohler gesonnen als manch anderer, den sie bislang in der Mark Greifenfurt begegnet waren.
Mit Dank wurde das Angebot angenommen und das Winterquartier auf dem Gut Pilzhain eingerichtet, doch trotz der Unterstützung Baron Otwins und einiger anderer Greifenfurter schmälerte die Zeit dort das Säckel des Prinzen erheblich, und das Quartier war kaum für alle fürstlich zu nennen. Was für ein Hallo also, als aus dem Koschland eine Lieferung mit Proviant und gutem Gerstensaft eintraf!
Dichter vom Prinzen beurlaubt
Der Landedle Wolfhardt von der Wiesen, der Dichterfürst, war als einer der Vertrauten des Prinzen zum Konvent des garetischen Adels entsandt worden, wo Markgräfin Irmenella weilte. Dort hatten die Abgesandten des Prinzen offenbar einiges erreicht, von dem Herr Wolfhardt Prinz Edelbrecht in einem eiligen Schreiben unterrichtete. In seiner Antwort dankte der Prinz, erteilte seinem Freunde aber in beinahe strengen Worten Urlaub von der Brautfahrt: Herr Wolfhardt solle zunächst einmal seine eigenen Angelegenheiten traviagefällig regeln, und nicht um ein weiteres Mal seine geplante Hochzeit mit der Frau Rena von Arbasien verschieben. Solcherart war der Prinz mit Gevatter Growin von Ferdok, dem Dienstherr und Knappenvater der Arbasierin, übereingekommen.
Boten nach Dergelstein entsandt
Einem Hinweis Wolfhardts folgend wurden edle Boten — die Falkenritter Bragon Mandarvarwin, Lissmene von Mönchbach und Wolfhart von Aarenfels zu Angroschshorn nach der Baronie Dergelstein geschickt, deren Herrin — so hieß es — ihre Standesgenossen um sich zu scharen suche, weil sie einem koscher Gemahl ihrer Lehnsherrin ganz und gar abhold war. Die Herold sollten den Absichten der Baronin auf den Grunde gehen, doch ist von dem Ausgang ihrer Mission bislang nichts bekannt.
Wölfe in großer Zahl gesichtet
In größeren Teilen der Markgrafschaft mußten sich die Landsassen des winters vor Wölfen fürchten, die ungewöhnlich hungrig und in großer Zahl durch die Lande streiften, so auch in der Umgebung Pilzhains. Der Prinz und seine Begleiter erlegten mit Firuns Hilfe beinahe zwei Dutzend der Biester. Herr Yariel, der Falkenritter mit Elfenblut, erwägt nun allem Benehmen nach mit einigen Kameraden auf eine regelrechte Kampagne zu ziehen, um den Greifenfurtern in dieser Sache zur Hand zu gehen.
Brautfahrer wollen sich im Turnier beweisen
Gleichzeitig erreichte die Brautfahrer eine Einladung: Greifenfurts Adel trifft sich im Frühjahr zur ritterlichen Turnei. Eine vortreffliche Gelegenheit für den Prinzen, koscher Mut und Tatkraft zu beweisen, die dieser natürlicherweise nicht an sich vorbeiziehen lassen willl. Mit dem Prinzen werden eine Anzahl seiner Begleiter in die Schranken treten, jene zumindest, die eine Turnierrüstung mitführen oder eilends danach schicken ließen.
Stitus Fegerson, nach Berichten aus Garetien, Greifenfurt und Ferdok.