Die Axt im Walde — Oder wie einst der Rabbatzmann einem Mütterchen helfen wollte

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Ausgabe Nummer 33 - 1025 BF

Aus Koscher Sagenwelt: Die Axt im Walde — Oder wie einst der Rabbatzmann einem Mütterchen helfen wollte

In Wengenholm, in einem Tal nicht weit von Groinhag, da, wo der Gemsbach so munter von den Felsen herabbraust, lebte ein altes Mütterchen in einer Kate; und sie lebte dort ganz allein seit vielen Jahren, denn der Mann war ihr gestorben, und Kinder hatten die beiden nicht gehabt. So mußte sie nun im Alter selber für sich sorgen, und keiner war da, der ihr half.

Eines Morgens, der Winter war nicht mehr ferne, da ging sie in den Wald, um Klaubholz und Reisig zu sammeln; es war ein mühsames Geschäft, das viele Bücken, um Zweiglein für Zweiglein aufzuheben und schließlich zum Bündel zu schnüren. Und ach, wie schnell verschlangen Väterchen Ingerimms Flammen immer das mühsam geholte Holz! Aber was sollte sie tun, bald würde Firun in sein Winterhorn stoßen, seine Wilde Jagd an der Kate vorübertreiben und die Lande mit Schnee bedekken, und bitterlich kalt würde es werden.

So klagte sie, mit sich selber redend, ihr Leid; doch im selbigen Wald, nicht weit entfernt, saß der Rabbatzmann auf einer Lichtung und schleckte eine Honigwabe aus, die er vom eifrigen Bienenvolk erbeutet hatte. Da hörte er das Jammern der Alten und beschloß, ihr was Gutes zu tun. Rasch nahm er seine Axt, die so groß und schwer war, daß selbst Halmdahl der Keiler sie nicht vom Boden hätte heben können, und fällte damit eine schöne Eiche; er hieb die Äste und Knorren ab und schleppte munter den Stamm auf seiner Schulter zu der Hütte der Alten. Dort angekommen, spaltete er das Holz und stapelte es unter dem Vordach auf zu einem großen Haufen. Dann versteckte er sich hinter der Kate, um zu sehen, wie sich die alte Frau darüber freuen würde.

Als diese nun mit zwei Reisigbündeln nach Hause zurückkam, staunte sie nicht schlecht über das unverhoffte Geschenk; schnaufend legte sie ihre Last zu Boden und begutachtete den gewaltigen Stapel. Dabei brummelte sie aber: „Wer auch immer das war, er hätt’s mir ja morgens schon bringen können, dann hätt’ ich mir die Plackerei im Wald erspart!“

Als Meister Rabbatz das hörte, wurde er ganz rot im Gesicht vor soviel Undank. Wütend stapfte er zurück in den Wald und schlug seine Axt so tief in einen Baum, daß er sie selber nicht mehr herausbekam. Holzfäller aus Groinhag haben sie dort stecken sehen, aber heute ist sie nicht mehr da, und keiner weiß zu sagen, wo sie hingekommen ist. Vielleicht hat der Rabbatzmann sie ja doch wieder aus dem Stamm gezogen — aber er wird bestimmt kein Feuerholz mehr für die Koscher schlagen.