Koscher darf man nicht verkaufen!

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Ausgabe Nummer 78 - Phex 1046 BF

Koscher darf man nicht verkaufen!

Fürst schiebt Menschenhandel in den Hinterkosch einen Riegel vor

DRIFT, Phex 1046 BF. Gerüchte, dass mehr und mehr verurteilte Verbrecher, aber auch säumige Schuldner aus den Baronien entlang des Großen Flusses in letzter Zeit spurlos verschwanden, verdichteten sich und führten schließlich zu einer skrupellosen Menschenhändlerin aus Drift.

Emer Kohlbrenner – eigentlich Züchterin von Blut- und Wachhunden – hatte im letzten Jahr mehrere Fahrten mit ihrem maroden Kahn in den Hinterkosch unternommen. Ihre Fracht: Menschen aus den Kerkern der Baronien entlang des Großen Flusses, die sie vor allem in Kyndoch verkaufte.

Genauer gesagt verkaufte sie nicht die Personen, sondern ihre Schuldscheine, die sie selbst zuvor von den Baroninnen und Baronen erworben hatte. Dieser kleine, aber für das Gericht wichtige Unterschied rettete Kohlbrenner letztlich vor dem Strick, den jeder Sklavenhändler früher oder später in unseren Landen um den Hals gelegt bekommt.

Neben besorgten Verwandten, die versuchten, ihre verschollenen Familienmitglieder zu finden, war es vor allem die Betreiberin des fürstlichen Strafsteinbruchs Heisenbinge, Govena von Treublatt, die sich um das Aufdecken dieser Machenschaften bemühte. Die Heisenbinge hatte seit Kohlbrenners Umtrieben nämlich mit einem deutlichen Schwund an Strafgefangenen zu kämpfen, da viele Barone ihre Kerkerinsassen an die besser zahlende Händlerin verkauften, statt sie dem Strafsteinbruch zu übergeben.

Vor allem mit dem Hause Nadoret scheint sie gute Geschäfte gemacht zu haben, ist doch der Nadoreter Säckelmeister Wenzel Kohlbrenner nicht nur Emers Bruder, sondern auch verantwortlich für die Verwaltung der Schuldscheine in Nadoret und den Erlös daraus. Es liegt daher nahe, dass die beiden gemeinsam dieses schmutzige Geschäft eingefädelt haben und der Nadoreter Baronshof davon enorm profitierte — wie der Drifter Herold Eckbart von Hirschingen am Fürstenhof in einer Anhörung zu dieser Sache anmerkte.

Der Nadoreter Herold, Bolzer von Vardock, ließ dies nicht unkommentiert und verwies vielmehr auf das „Totalversagen“ des Ferdoker Grafen Growin Sohn des Gorbosch, der schließlich bei den Zollkontrollen auf der gräflichen Grenzfestung Thûrstein die oberste Verantwortung dafür trage, dass keine Koscher ins Ausland verschleppt würden.

Nach nur kurzer Bedenkzeit verlas der Cantzler Nirwulf Sohn des Negromon einen fürstlichen Erlass zu dieser Sache, dass künftig kein Koscher und keine Koscherin, seien sie auch noch so verbrecherisch, ins Ausland verkauft werden dürfe. Es gebe im Kosch genug Möglichkeiten, seine Schulden zu tilgen.

Da des Fürsten wahre und weise Worte nicht nur ab dem Tag, an dem sie gesprochen werden, gelten, sondern auch schon davor wahr gewesen sein müssen, wurde die Kohlbrennerin zur Strafe vom Drifter Hofmeister Senach Yann Toberen an der Kette durch die Stadt geführt und anschließend an den Pranger vor dem Praiostempel gestellt, wo ihr unter Schmähung der Passanten der Kopf kahlgeschoren wurde. Emer Kohlbrenners letzte Ladung an Verbrechern und Schuldnern wurde dem Arbeitshaus zu Thûrbrück übergeben, wo sie ihre Schulden abarbeiten werden.

Stover Schaumbart