„Jade“ aus dem Hohem Amboß

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Ausgabe Nummer 10 - Efferd 1017 BF

„Jade“ aus dem Hohem Amboß

Gestein soll von grünem Magier-Turm stammen

Ferdok. Hoher Amboß. Gewarnt werden muß im Gebiet der Grafschaft Ferdok vor dem Kauf von Jade, die dieser Tage in teilweisen großen Mengen vor allem von Zwergen feilgeboten wird. Ein Bericht von Helmbrecht Jolen.

Wie der Stannizer Mineraloge Artach, Sohn des Adamat uns erläuterte, handele es sich um ein Mineral, für das er nur einen Namen in Rogolan kenne und als Fulvasoptit bezeichnete. Außergewöhnlich an jener „Jade“ sei jedoch die mineralische Reinheit der Steine, sowie ihre ungewöhlich intensive und gleichmäßig grüne Färbung.

Als Schmuckstein oder gar Edelstein erachtete Väterchen Archat das Gestein wegen fehlenden inneren Glanzes und mangelnder Bearbeitungseigenschaften als ungeeignet, zumindest als sehr minderwertig. Dennoch erstand Meister Arbach aus beruflichem Interesse, und um diese außergewöhnlichen Stücke seiner Sammlung hinzuzufügen, einen Großteil des in Stanniz beschlagnahmten Gesteins.

Zwar ist es Meister Arbach eigenen Worten nach schleierhaft, wie man sich von dieser falschen Jade täuschen lassen könne, doch wolle er „den Großlingen“, denen der rechte Blick fehle, den Rat geben, bei einem eventuellen Kauf von Edelsteinen – insbesondere grüner Jade – vor allem auf den inneren Glanz der Steine zu achten und im Falle eines Zweifels einen vertrauenswürdigen Angroscho um Rat ersuchen...

Zur Herkunft der „Scheinjade“ muß nach eingehender Befragung eines gewissen in Ferdok ertappten Lobok, Sohn des Luttrich, angenommen werden, daß jener Zwerg gemeinsam mit einigen Spießgesellen diese an jenem seltsamen grünen Turm am Rande des Hohen Amboß, von dem bereits einige Reisende berichteten, mit Hammer und Meißel abgeschlagen habe.

Unser Korrespondent Helmbrecht Jolen hatte etwas später die Gelegenheit, Lobok im Ferdoker Stadtgefängnis zu besuchen und konnte ihn mit Hilfe einiger Maß Ferdoker dazu bewegen, dem Kosch-Kurier ein paar nähere Einzelheiten zu berichten.

Bericht eines Zeugen

„Es ist schon ein paar Monate her, da stand doch eines Tages mitten in einem Tal so ’n großer grüner Turm. Da war’n wir alle platt, die ganze Sippe, denn richtig gebaut hat den keener - müßten wir ja wissen, so nah wie der bei unseren Stollen steht. Also wenn den niemand gebaut hat, so wie man so’n Turm halt baut, dann hat den wohl einer mit Magie gemacht und so ’ner Magie kann man sowieso nich trauen. Als wir uns das Ding dann angeguckt haben, haben wir nicht schlecht gestaunt. Aus einem Stück war der Turm! Wirklich, ganz aus einem Stück, nicht einen einzelnen Stein oder eine Fuge haben wir gesehen und wir dachten erst wirklich, der wär aus Jade, sah doch fast so aus.

Und wohnen tut darinnen auch einer, ein Mensch, irgend so ein Zauberer. Der hat uns sogar begrüßt und wollt uns einladen. Na da sind wir erstmal stiften gegangen. - Warum?…– solchen Zauberern kann man doch nicht trauen! Wer weiß, was die mit einem machen, wenn sie dich erstmal in ihren Fängen haben. Ein paar Tage später sind wir wieder da hin. — Mußten doch kontrollieren, ob das Ding tatsächlich aus Jade ist, da haben wir uns halt ’ne Probe abgemacht.

War ja dann doch leider keine echte Jade, sah aber nicht viel anders aus und wenn auch fast echt, warum kein Geschäft damit machen? Also sind wir nachts wieder dahin und haben ordentlich gemeißelt, doch der Kerl im Turm ist davon wach geworden und hat geflucht wie so´n Gossenköter und uns magischer Feuer hinterhergejagd. Meinen Schwager Haubolk hat’s da hinten (am Gesäß – Anm. d. Red.) ganz schön erwischt, der humpelt jetzt noch. Also, ab sind wir mit der Beute und die nächsten Tage war dann kein ’rankommen an den Turm. Aufgepaßt wie ein Luchs hat der Zauberer in seinem Turm. Irgendwann haben wir´s dann doch noch mal geschafft, aber irgendwie hat sich die Sache wohl rumgesprochen und noch ein paar von anderen Sippen haben sich da was weggeholt, wurd aber immer unheimlicher und gefährlicher dort.

Das nächste mal war´s dann auch schon so unheimlich an dem Turm, daß zwei von uns gleich weggerannt sind, kaum als sie den Turm gesehen hatten. Wir sind auch nicht mehr richtig zum Meißeln gekommen und dann kam da noch so ’n Schatten – ich schwör’, das war ein Dämon – und dann sind wir alle abgehaun. Mich bringt da keiner wieder hin. Jedenfalls sieht der verfluchte Turm jetzt unten rum aus wie‘n angenagter Käse.

War auch ganz schön blöd von mir, das Zeug hier im Kosch verscherbeln zu wollen, gibt viel zu viel Angroschim und auch ein paar Menschen, die sich mit Steinen auskennen. Hätt’ auf meinen Vetter hören sollen, der hat gesagt, in Almada und Punin merkt das eh keiner ...“

Soweit Lobok, Sohn des Luttrich, der bereits seine Strafe erhalten hat, die in Übereinstimmung mit Bergkönig Arombolosch laut Fürstlichem Dekret für dieses Vergehen zu verhängen ist, sofern der Missetäter zu ersten Male ertappt wurde; chronische Wiederholungstäter sind dann nach wie vor in ihre Bergfreiheit zu übergeben, auf daß dort über sie gerichtet werde.

Zu erwarten sind solcherlei Betrügereien im Kosch allerdings nicht mehr, denn inzwischen ist der Markt für Jade (insbesondere grüne), hierzulande völlig zusammengebrochen, so daß höchstens noch Garetien oder noch entferntere Gegenden einen Absatzmarkt bieten könnten.

Das Interesse an jenem geheimnisvollen grünen Turme, der im Volksmund inzwischen nur noch Jadeturm genannt wird, hält jedoch an. So haben bereits einige ehrwürdige Prospektoren ihr Interesse bekundet, und auch Graf Growin möchte endlich genau wissen, was dort oben im Amboßgebirge vor sich geht.