Gen Trolleck unter Waffen

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Ausgabe Nummer 55 - Rondra 1035 BF

Gen Trolleck unter Waffen

Vom ersten Kriegszug des jungen Grafen Wilbur


GRAUENSEE/TROLLECK. Während Graf Jallik im Wengenholm gegen die Finsterzwerge stritt und siegte, musste auch Graf Wilbur eine Bewährungsprobe bestehen. Beunruhigende Nachrichten waren vom Trolleck nach Grauensee gelangt. Wegelagerer machten die Straßen unsicher und Burg Zwietrutz sollte gar in die Hände Gesetzloser gefallen sein. So rief der Graf vom See seine Truppen zusammen. Nur wenige folgten allerdings dem Ruf zu den Waffen, denn die meisten kampferprobten Recken der Grafschaft waren bereits gen Wengenholm gezogen.

So sammelten sich nur rund hundert Streiter unter dem Banner des Grafen. Nur ein einziger Baron war dem jungen Herrn Wilbur zu Hilfe geeilt: Baron Balinor von Drabenburg fürchtete um das Leben seines Sohnes, den dieser war mit einigen Streitern des Bergbanners in einen Hinterhalt der Vogelfreien geraten. So brach denn das Heer des Grafen am 4. Tage des Ingerimm von Rhôndur aus gen Trolleck auf. Eine berittene Vorhut eilte dem Hauptheer voraus, um mögliche Hinterhalte der Banditen aufzudecken und zu vereiteln.


Von Feigheit und Löwenmut

Es waren einige Stunden vergangen, als das Heer in die dunklen Troll-Barlatz-Wälder eintauchte. Die Kämpfer des Grafen wurden umso aufmerksamer, je unwegsamer das Gelände wurde, und ihre Vorsicht sollte sich bewähren, denn es dauerte nicht lange, bis Hufschlag zu vernehmen war. Drei Reiter in den Farben des Fürsten preschten heran, verfolgt von einem Haufen Bewaffneter in den Farben des Ritters von Zwietrutz, die den dreien dicht auf den Fersen waren. Es entstand einige Verwirrung, doch dann erkannte jemand aus dem Grafenheer einen der Fürstlichen: Es war Derwart von Garnelhaun, ein Herold im Dienste seiner Durchlaucht. Sofort machte sich die Vorhut daran das Raubgesindel des Zwietrutzers zu attackieren. Diese dachten jedoch nicht daran, sich der Übermacht zu stellen, und suchten ihr Heil in der Flucht.

Lange sollte die Flucht jedoch nicht währen. Die Reiter donnerten auf eine Lichtung heraus, überquerten einen kleinen Bach mit Brücke und preschten an einem Weggasthaus vorbei, als sie ihre Pferde wendeten. Zu spät erkannten die Gräflichen die Falle. Die Fensterläden des Gasthofes wurden aufgerissen und ein Bolzenhagel prasselte auf die Reiter des Grafen nieder. Entsetzt suchten sich die Truppen zu formieren, doch aus Gasthof und Nebengebäuden strömten Angreifer heraus und auch die gerade noch geflohenen Reiter wendeten ihre Pferde und drangen auf die tapferen Gräflichen ein.

Alles Hauen und Stechen half ob der großen Übermacht nichts und so wendeten die Reiter des Grafen ihre Pferde und suchten nun ihrerseits ihr Heil in der Flucht. Nur einer wollte nicht weichen: Schwertbruder Answein Grobhand erkannte, dass die Übermacht die zerstreute Vorhut vernichten würde, und so stellte er sich dem Feind auf der Brücke entgegen. Mächtig schwang er seinen Rondrakamm, und so mancher Feind ging zu Boden, doch schließlich drang ein Armbrustbolzen in die Brust des Rondrageweihten und beendete seinen letzten Kampf; doch den restlichen Gräflichen gelang so die Flucht, und die Vogelfreien wagten nicht nachzusetzen, wohl aus Furcht vor dem nahenden Hauptheer.


Eine böse Überraschung

Das gräfliche Heer war ob des unerwarteten Hinterhalts und der ersten Toten des Feldzuges in Unruhe versetzt worden, und so rastete man, bevor es am nächsten Tag weiter gen Trolleck ging. Dort schlugen die Truppen ein Lager am Fuße der Zwietrutz auf und entsandten Boten zu den Burgen Trolleck und Porquidstreu. Von Porquidstreu aus schlossen sich Verstärkungen der Fürstenhorter Ritter dem Heer an. Doch eine böse Überraschung erwartete den tapferen Grafen Wilbur: Als sich der Bote dem Tor der Burg Trolleck näherte, wurde er heimtückisch erschossen und es offenbarte sich, dass auch diese Burg in der Hand der Wegelagerer waren. Und damit nicht genug, sie wurden angeführt von Ulfried, einem Schurken, den man ob seiner Umtriebe im Wengenholm wahlweise „den Blutigen“, oder „den Bastard vom Bärenstieg“ nannte.

So musste das ohnehin recht kleine Heer sich nun daran machen, zwei Burgen gleichzeitig zu erstürmen - doch andernfalls hätten sie stets ein Nest mit heimtückischen Gegnern in ihrem Rücken gehabt, und diese Aussicht erschien ihnen bei weitem schlechter als der Angriff mit kleiner Zahl. Und wiederum mussten die Gräflichen verbittert feststellen, dass sie gegen keinen ehrbaren Feind zu Felde zogen, denn die Schurken schreckten vor nichts zurück und drohten, das zahlreiche Gesinde der Burgen über die Mauern zu stoßen, sollte der Graf seinem Heer einen Angriff befehlen.

So reifte im Zelt des jungen Herrn Wilbur ein wagemutiger Plan: Während sich die Truppen zum Sturm bereitmachen und die Burgbesatzungen mit allerlei Geplänkel auf Trab halten sollten, wurden zwei Gruppen wagemutiger Streiter zusammengestellt, welche unbemerkt in die beiden Festen eindringen und die Gefangenen befreien sollten. Der Weg wäre somit frei für den Hauptangriff. Ein tollkühner Plan, aber der junge Graf wies energisch darauf hin, dass die Situation einer schnellen Lösung bedurfte.


Der Sturm auf Burg Trolleck

Graf Wilbur wollte den Angriff auf die Trolleck persönlich führen. Während also die Truppen vor der Burg aufzogen, drang eine Gruppe mutiger Kämpfer durch einen Geheimgang in die Feste ein. Doch sie fanden diese fast völlig verlassen vor, denn die gesamte Schurkenschar setze gerade zu einem heftigen Ausfall an. Wacker stellten sich die Gräflichen dem Ansturm entgegen, und der Herr Wilbur schonte sich selbst nicht. Das Hauen und Stechen war um den Grafen am größten. Zahlreiche der Vogelfreien fanden hier ihr Ende, aber auch die Anführerin der gräflichen Leibgarde, Dorinde von Cellastein, starb im Kampfe. Doch die Reihen der Gräflichen hielten stand. Tapfer warfen die Streiter den Ansturm, unter dem leuchtenden Beispiel ihres Grafen, zurück. Nur eine kleine Gruppe Reiter, unter ihnen wohl auch der Anführer der Bande, konnte durchbrechen und sich aus dem Staube machen. Der Graf aber hatte einen glänzenden Sieg errungen; die Gefangenen konnten allesamt aus den Kerkern der Burg befreit werden, unter ihnen auch Bernwart von Drabenburg, der Sohn und Erbe des Barons von Bärenfang.


Der Kampf um die Zwietrutz

Der Kampf um die Zwietrutz stellte sich derweil als wesentlich schwieriger heraus. Zwar war es hier einer Gruppe Streiter um Ritter Trest von Vardock gelungen, unbemerkt den steilen Burgberg hinaufzuklettern und in die Burg einzudringen, doch wurden sie dort rasch entdeckt und in die Enge getrieben. Erbvogt Hernobert von Falkenhag, der hier den Angriff führte, wurde verwundet, und der Angriff geriet ins Stocken. Schon machten die Schurken ihre Drohungen wahr und begannen die ersten Gefangenen aufzuknüpfen. Der Angriff wankte und drohte in sich zusammen zu brechen, doch da preschte Graf Wilbur auf einem weißen Ross herbei - von seiner Angst vor Pferden anscheinend geheilt - und führte den Angriff zum Erfolg. Das Tor brach und das Schicksal der Schurken war besiegelt.

Der Sieg des Grafen war endgültig. Die letzten Schurken streckten die Waffen und beide Burgen waren wieder in der Hand des Herrn der Hügellande. Der ganze Kampf hatte nur wenige Stunden gedauert. Ein glorreicher Sieg und dazu ein militärisches Glanzstück des jungen Herrn Wilbur!


Der Lohn des Grafen

Schon am nächsten Tag sammelte Graf Wilbur seine Gefolgsleute, um ihnen gebührend zu danken. Er hielt eine bewegende Rede und nahm sogleich eine Reihe von Ernennungen vor. So obliegt der Schutz des Grafen fortan Angbart von Salzmarken-See, der den Posten der gefallenen Dorinde von Cellastein übernahm. Als Richtgreve wurde wiederum Gero vom Kargen Land ernannt. Der Ritter von Valpos Horn soll somit an des Grafen statt zu Gericht sitzen. Zum Hofmedicus wurde Etilian von Lindholz-Hohenried ernannt, welcher so manchen Streiter von der Schwelle des Todes zurückgeholt hatte.

Derart bewies der gerechte Graf seine Tatkräftigkeit und belohnte seine tapferen Mitstreiter. Noch lange werden die Barden über die Heldentaten des Grafen und seiner Gefährten singen.

Garubold Topfler


Die Teilnehmer des Feldzuges


Anmerkung der Schriftleitung:

So erfreulich der Sieg der gräfli- chen Truppen und die Wiederherstellung von Recht und Ordnung auch sind, es bleiben doch einige Fragen ungeklärt: vor allem diejenige, wie es einer Gruppe von Strauchdieben und Räubern gelingen konnte, sich zweier Burgen zu bemächtigen - und woher so zahlreiches Raubgesindel überhaupt kommt. Der Schriftleitung des KOSCH-KURIER sind zu diesem Thema bislang nur Gerüchte zu Ohren gekommen, die wir in Ermangelung klarer Fakten nur kurz und mit dem nötigen Stirnrunzeln wiedergeben wollen: So heißt es, die Schurken seien aus ihrem Dienst entlassene Söldlinge aus Almada gewesen; andere wiederum glauben, dass es sich um eine be- rüchtigte Bande aus Fürstenhort handelt, die sich mit einigen anderen zu einem großen Haufen zusammengetan hat. Doch auch von einem ominösen Schetzenecker Freiheitsbund wird gemunkelt - und gar von einer Verschwörung in den Reihen des Landadels - ohne dass sich jemand traute, dabei konkrete Namen zu nennen.


Meisterinformationen

Der Bericht des Herrn Topfler fällt arg geschönt aus. Zum einen waren die Kämpfe keineswegs so leicht entschieden, wie in dem Bericht suggeriert wird und zum anderen wird die Rolle des Grafen grandios übertrieben. Graf Wilbur zeigte sich, wie so oft, wenig entschlossen und es war letztlich der gute Rat seiner Gefolgsleute, die das Unternehmen zum Erfolg führten. So erlitt der Graf etwa bei der Ansicht einiger Gefallenen einen Schwächeanfall und musste sich übergeben. Auch im Kampf um die Burg Trolleck nahm Wilbur nicht aktiv teil und erlitt eine Panikattacke. Die Ernennung Etillians von Hohenried-Lindholz zum Hofmedicus ist letztlich dem Umstand zu verschulden, dass der Lindholzer dem Grafen neuen Mut spenden konnte, sodass dieser noch eine halbwegs gute Figur machen konnte.

Die glänzende Rolle die Roban Grobhand von Koschtal spielte wird hingegen komplett verschwiegen. Der Moorbrücker Neusiedler schlug sich wacker, führte einen Trupp durch den Geheimgang in die Burg Trolleck hinein und es war auch der Koschtaler, der den stockenden Angriff auf die Zweitrutz mit neuem Elan anführte. Graf Wilbur erschien zwar auf einem weißen Ross, aber zu diesem Zeitpunkt war der Kampf bereits entschieden. Es erschien dem Schreiber wohl nicht opportun das ausgerechnet ein Schetzenecker Ritter eine solche wichtige Rolle gespielt haben sollte. Stattdessen werden die Taten des Koschtalers dem Grafen zugeschrieben. Gedungene Barden werden dafür Sorge tragen, dass sich die Version des Herrn Topfler verbreitet und nur wenige Adlige im Schetzeneck werden von der Rolle hören, die einer der ihren in den Kämpfen spielte.

Die Geschehnisse des Feldzuges waren Inhalt einer Briefspielgeschichte und können auf der Kosch-Wiki unter „Bewährungsprobe am Trolleck“ ausführlich verfolgt werden.