Neulich in Wengenholm...
Neulich in Wengenholm...
Von irrenden Liedern, die durch den Kosch klangen
WENGENHOLM. Das nebenstehende Liedchen schmetterte ein halbes Dutzend Landsassen in Auerbrücks Keller zu Zweizwiebeln im Wengenholmer Land aus vollen, biergeölten Kehlen. Da stand Junker Raul, der an einem der Nebentische für eine Weile dem munteren Treiben seiner Leute, die bodenständig und fürstentreu bis ins Mark waren, eine Weile schmunzelnd zugehört hatte, auf und ging zu dem munteren Chor hinüber, um um ihn über die wahren Umstände aufzuklären. Immer noch zog der Gemahlin der Baronin von Garnelhaun sein linkes Bein nach, das ihm weiland der Ork zerschlagen hatte.
Einer nach dem anderen und beinahe sofort verstummten die Dörfler, als sie des Junkers ansichtig wurden, und wer eine Mütze trug, wollte sie rasch abnehmen.
Der Junker aber winkte ihnen zum Zeichen, bequem zu sitzen, und sprach dann: „Die Markgräfin Irmenella ist fürwahr eine wackere Frau, doch wie auch immer sie sich entscheidet, ihre Heimat Greifenfurt wird sie sicher nicht verlassen. Vielmehr ist Prinz Edelbrecht, der Ritterliche, schon lange nicht mehr wartend im Kosch, sondern derweil nach guter Sitte an den Hof seiner Auserwählten gezogen um dort die Antwort auf sein Minnewerben zu erwarten, und unser Graf und viele Edle stehen ihm zur Seite.“
Der Bauer Polter war gleichermaßen wie alle anderen in seiner Runde verwirrt, kratze sich lange am Schädel und fragte dann nach: „Soll das heißen, Herr Junker, verzeiht, daß wir nicht die schöne Irmenella gewinnen, sondern unseren tapferen Edelbrecht verlieren?“
„Nun, so es der Mutter Travia und der immerschönen Rahja gefällt, der erlauchten Markgräfin von Greifenfurt deren Zustimmung ins Herz zu legen, so wird unser Prinz für immerdar als treuer Gemahl am Hofe zu Greifenfurt bleiben“, erläuterte Raul von Auersbrück.
Da waren die Landleute doch sehr betrübt und wußten gar nicht mehr ob sie dem Brautzuge des Prinzen Edelbrecht so inbrünstig wie bislang ein Gelingen wünschen sollten. Stattdessen ließen sie das Singen und beendeten den Abend indem sie ihre Krüge in Stille leerten.