Die Maid am See

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Ausgabe Nummer 18 - Rahja 1020 BF

Die Maid am See

Worte & Weise von Wolfhardt von der Wiesen.


Am blauen See, am Uferstrand

Stand still ein Mägdelein,

Den Rock gerafft, die Füße bloß,

Schritt’s in die Flut hinein.


Kam wohl ein Ritter grad des Wegs

Und lenkt’ den Blick hinab

Zu dem barfüßig Mägdelein -

Da stieg er hastig ab.


Ei, Jungfer, sprach er, lasset doch

Von Eurem argen Tun!

Wie tät’s mir in der Seele weh,

Säh’ ich am Grund Euch ruhn.


Da senkt das Mädchen scheu den Blick

Und spricht mit leiser Stimm:

Dann nähm’ Herr Efferd mich zur Braut -

Mir wär’s nicht weiter schlimm.


Am Grund, im grünen Meereslicht

In kühler ruhiger Flut

Brennt länger mir das Herze nicht,

Sie löschte mir die Glut!


Mein schönes Kind, ein Mädchenherz

Soll nicht gebrochen sein.

Gib mir die Hand, all Leid, all Schmerz

Vergeht dann von allein.


Sie blickt ihm da ins Angesicht

Und sieht den frohen Mund

Der ihr von Trost und Güte spricht

Zur abendlichen Stund.


Er reicht die Hand zur Hilfe hin,

Die Maid ergreift sie fest

Und steigt zum Ufer aus der Flut -

Die Hand sie nicht mehr läßt.


So steigen beide Arm in Arm

Zum einem nahen Tann;

Er streicht ihr zärtlich übers Haar,

Bis er sie ganz gewann.


Die Dämm’rung fällt, sie fallen mit

Ins Land des schönsten Traums.

Und zur Erinn’rung schneiden sie

Ein Herz im Stamm des Baums.


Doch als der Tag an Licht gewann,

Da schwang er sich aufs Roß -

Es wartet die Gräfin schon

Daheim im grauen Schloß.


Die Jungfer sah ihm winkend nach

Und war erblüht zum Weib,

Doch ahnte sie noch nicht die Frucht,

Die ihr erwuchs im Leib.


So kam sie Tag um Tag dahin

Zu ihrem Baum am Strand.

Doch nimmer kam der Rittersmann

Und reichte ihr die Hand.


Am blauen See, am Uferstrand

Stand still das Mägdelein,

Den Rock gerafft, die Füße bloß,

Schritt’s in die Flut hinein.