Plätschernd, nicht tosend

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Ausgabe Nummer 72 - Efferd 1045 BF

Plätschernd, nicht tosend

Ruhiges Flussfest nach düsteren Vorzeichen

WALLERHEIM IN DER FERDOKER MARK, Efferd 1045 BF. Der „Tag des Wassers“ ist bei den Thorwalern üblicherweise eine ausschweifende Feier. Alles deutete zunächst darauf hin, dass diesmal ganz besonders zugelangt würde: Nachdem vor einem Jahr Swafnian Engstrand als neuer Efferdgeweihter in Rakulbruck begrüßt worden war (der KOSCH-KURIER berichtete in Ausgabe 69), stand nun der Gegenbesuch bei der Glaubensschwester in Wallerheim an. Dem werten Gast wollte man doch sicher zeigen, wie man in „Klein-Thorwal“ zu feiern pflegte!

Allein es kam ganz anders. In den Tagen vor dem Fest mehrten sich die bösen Omen. Zunächst berichteten einige Flussschiffer, die auf der Durchreise waren, am Flug der Vögel, den Bewegungen der Fische und anderen Zeichen der Natur zu erkennen, dass Unheil nahe. Als dann die Wallerheimer selbst Ausschau hielten, bemerkten auch sie allerlei Hinweise auf dunkle Zeiten: Die Schatten auf den Wellen des Großen Flusses, das Brausen des Windes und der Stand der Wolken ließen keinen Zweifel! Der geneigte Leser mag den Kopf schütteln ob dieses Maßes an Aberglauben – zumindest solange er keinem Thorwaler gegenübersteht, versteht sich – doch sobald die Wallerheimer einen Entschluss gefasst hatten, blieben sie dabei: Dieser Tag des Wassers könne nicht wie gewohnt verlaufen, denn es gelte, die Mächte des Bösen abzuwehren!

Die Efferdgeweihte Droga Swafnildsdottir wollte das Fest trotz allem durchführen, doch ebenso die Stimmung unter ihren Leuten berücksichtigen. „Herr Efferd wohnt auch in den stillen Gewässern“ – mit dieser Erklärung wurde eine ausgesprochen ruhige Feier abgehalten, bei der man vor allem in kleinen Gruppen zusammensaß und nur bedächtig miteinander sprach. Die Geweihte ging herum und besprenkelte alle mit Wasser von ihren Fingerspitzen. So achtete man aufeinander und konnte doch einen Festtag zu Ehren Efferds begehen.

Die Besucher von außerhalb bekamen dafür einen Einblick in einen seltener erwähnten Teil der Thorwaler Kultur: Die Tischlerin Ingira Islivdottir hatte rechtzeitig die Bänke der Thorwaler Schwitzhütte hergerichtet. Auch wenn es zuerst nicht nach einem Genuss klingen mag, sich splitternackt gegenseitig mit frischen Birkenzweigen zu schlagen, so muss der Chronist vermerken, dass dies höchst angenehm ist und die Blätter einen fabelhaften Geruch verströmen. Zum Abkühlen ging es danach ins Badehaus – und dann waren endlich genug Hunger und Durst vorhanden, um gemeinsam zu essen und zu trinken!

Während normalerweise unter freiem Himmel bis spät in die Nacht laut gezecht wird, hingen diesmal viele ihren Gedanken nach. Insgesamt waren alle froh, dass bisher kein schlimmes Unglück geschehen war, und als die Nacht hereinbrach, traten einige Musiker ganz in der Tradition der Skalden auf. Doch selbst Swafnian Engstrand ließ es sich nicht nehmen, mit klarer Stimme ein seltsam verzauberndes Lied von einem Fischer vorzutragen, der von einer Flussnixe betört wird, ihr Mann zu werden. Die Geschichte war den anwesenden Thorwalern geläufig; allein der Text und die Melodie schien ihnen neu, auch wenn der Geweihte sie einst von einem Nordmann in Albernia erlernt habe, wie er beteuerte.

So haben am Ende Efferds Diener gezeigt, dass sie auch für ruhige Momente die rechtenTaten finden. Doch waren sich die Wallerheimer nach dem glimpflichen Überstehen der bangen Tage einig: Das Knurrwallerfest im Phex muss wieder in gewohnter Lautstärke sein!

Gobrom Findling

Das irdische Pendant des erwähnten Liedes ist „Herr Mannelig“, von dem es mindestens zwei verschiedene Versionen gibt: