Die Kirche der Löwin erhebt sich zu alter Blüte
◅ | Ein Besuch im vollendeten Kloster |
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Frohes Fest und Tempelweihe in Durstein | ▻ |
Die Kirche der Löwin erhebt sich zu alter Blüte
Perricum setzt neuen Hochgeweihten in Angbar ein
ANGBAR, Rondra 1045 BF. Ein Reich ohne Herrscherin oder ein Schiff ohne Kapitän – das kann nicht gut gehen. So war man auch in der Rondrakirche des Kosch sehr besorgt, dass seit dem Tod des Angbarer Schwertbruders Leodan von Tandosch vor bald zwei Jahren niemand vortrat, um seine Nachfolge zu fordern, und auch aus Perricum keine Weisung kam. Zumal ja der Tempel der Capitale nur das letzte in einer langen Reihe führungsloser oder gänzlich verwaister Häuser der Löwin ist.
Drum war die Freude groß, als Ende Praios eine Kutsche mit dem Wappen der Rondrakirche in Angbar einfuhr. Und noch größer das Erstaunen, denn die Kutsche brachte keinen Geringeren als den Erzkanzler der Kirche, Thorgrim Eisenfaust. Thorgrim Sohn des Tuwar aus dem Volk der Ambosszwerge hat selbst vor über zweihundert Jahren die Weihe der Kriegsgöttin in Angbar empfangen, doch seit über einem Jahrhundert wurde er in der Stadt nicht mehr gesehen – seit er sich mit dem Träger des Steins zerstritten hatte über die Frage, ob Rondra Ingerimms Schildmaid oder umgekehrt er ihr Waffenschmied sei. Nun aber brachte Thorgrim höchstselbst die Order des Roten Rats zu Perricum in den Kosch: Die Kirche der Provinz soll sich zu neuer Blüte erheben!
Ausersehen, dies als neuer Angbarer Hochgeweihter anzuführen, ist Efferdan von Falkenhag-Zandor. Am 1. Rondra erteilte Seine Exzellenz Thorgrim ihm die Weihe zum Schwertbruder. Noch in derselben Woche brach Hochwürden Efferdan auf zu einer Reise durch die Provinz. Alle Tempel, selbst die verlassenen und zerfallenden, besuchte er, um sich ein Bild zu verschaffen, wie sich der Befehl des Roten Rats umsetzen ließe.
Tatsächlich ist die Gelegenheit günstig, denn sieben Jahre ist es nun her, dass Seneschalk Kuniswart vom Eberstamm zur gleichen Zeit, als die Kaiserin zur Heerschau rief, die Bürger und Freibauern des Kosch aufforderte, Töchter und Söhne als Novizen der Rondra anzuvertrauen. Diese Noviziate kommen gerade jetzt zur Vollendung, so dass Hochwürden Efferdan allenthalben neue Priester weihen konnte. Zugleich wiederholte er den Aufruf des Seneschalks und suchte manche örtlichen Adeligen auf, um auch ihnen das Anliegen ans Herz zu legen.
Neue Schwertbrüder und -schwestern wurden derweil noch keine ernannt, wenn auch Hochwürden gewiss die eine oder den anderen ins Auge gefasst hat. Vielmehr wurden Aspirantinnen und Aspiranten aufgefordert, demnächst nach Angbar zu reisen, um ihren Hut in den Ring zu werfen.