Wengenholmer Geister - Schetzenecker Räuberhatz

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Schetzeneck, Efferd 1041

Iralda von Salzmarken lief der Schweiß in Strömen übers Gesicht. Zwar war das Jahr schon in den Efferd fortgeschritten, aber doch hatte sich eine drückende Hitze über das Land gelegt. Es wäre ein angenehmer Tag gewesen, um in einem See zu baden, aber stattdessen war sie hier irgendwo im Nirgendwo und durchkämmte mit einem Haufen gräflicher Spießgesellen und einigen Rittern vom See das Umland.
Iralda hatte in letzter Zeit einen guten Lauf gehabt. Sie hatte das Kommando über die gräflichen Spießgesellen von ihrem in Tobrien gefallenem Vater übernommen und hatte sogleich eine Aufstockung der Truppe beim Grafen durchgesetzt. Seither hatte sie nicht viel mehr machen müssen als ein Auge darauf zu haben, dass die Truppe auf Zack blieb und ihre Rottmeisterin Praiodane von Koschtal sich nicht noch mehr überfraß und irgendwann ihrem armen Gaul das Rückrat brach.
Ihr Onkel hielt derweil wacker nach einem geeigneten Heiratskandidaten Ausschau, aber bisher war ihm niemand gut genug gewesen. Das war Iralda äußerst recht, hatte sie doch so noch mehr Freiheiten.
Mit dem angenehmen Leben war es allerdings vor einer Woche vorbei gewesen. Es war an der Zeit gewesen, die Steuereinnahmen aus den Baronien einzutreiben, aber hier hatte es unerwartete Probleme gegeben. Der Wagenzug aus Metenar war noch unbeschadet aus Rhôndur eingetroffen, aber seither hatte es nur Ärger gegeben. Die Züge aus Drakfold, Uztrutz und Bärenfang waren allesamt überfallen worden und die Räuber waren mit dem transportablen Teil der Steuern entschwunden. Zurückgeblieben waren nur verstörte Wachen und Fuhrleute sowie einige umgekippte Wagen mit Getreide. Seither hatte sich Iralda mit der Jagd nach der dreisten Räuberbande herumschlagen dürfen. Es deutete bisher alles daraufhin, dass der verfemte Edle Alphak von Steinklos hinter den Überfällen steckte, wohl als Racheaktion für die Vertreibung von seiner Burg vor einem Jahr. Zwar fanden Iralda und ihre Leute immer wieder Spuren, aber so sie diese gefunden hatten, verloren sie sich bald darauf schon wieder. Es schien, als wären die Banditen mit einer etwa zwanzigköpfigen berittenen Gruppe unterwegs. Sie kannten sich ganz offensichtlich aus, denn immer wieder hatten sie Wildererpfade und Wildwechsel benutzt, um schnell das Weite zu suchen.
Nach vier Wochen hatte Iralda ein Bild von der Lage. So schien es ihr, als hätten die Räuber zuerst den Steuertransport aus Bärenfang abgefangen, danach hatten sie die Uztrutzer Abgaben kurz hinter Fünfbrunnen abgefangen und dann die Drakfolder Wagen noch vor Hochfeld abgefangen und sich dann Richtung Großer Fluss vom Acker gemacht. Hier verlor sich dann ihre Spur. Sie hatten hier nicht nach Nadoret übergesetzt, soviel stand fest. Es schien viel mehr, als hätte hier vielleicht der Rote Jast seine Finger im Spiel gehabt, denn die Dörfler in Fischerang schworen Stein und Bein, den Gesetzlosen um die Zeit gesehen zu haben. Es schien also, als wären die Raubritter dank der Hilfe des Flusspiraten über alle Berge. Iralda setzte zwar eine hohe Belohnung auf die Gesuchten aus, doch versprach sie sich wenig davon. So kehrte die erschöpfte Iralda von Salzmarken mit ihrem Gefolge im einsetzenden Herbstregen nach Götterzahn zurück.