Der Eiszapfen: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2024, 20:45 Uhr
Aus Koscher Sagenwelt: Der Eiszapfen
Ein Märchen aus Wengenholm
In Wengenholm erzählt man sich die folgende Geschichte:
Vor vielen Jahren lebte in der Nähe von Groinhag eine Frau, die war schön wie ein Schwan und stolz wie ein Pfau. Alle Männer der Gegend begehrten sie zum Weibe; sie aber sprach, sie werde denjenigem die Hand zum Bunde reichen, der ihr am Ifirnstag den größten und stattlichsten Eiszapfen bringe.
Der schöne Gelphart dachte nicht lang nach und ging zum nächsten Eisgalgen*; dort brach er den längsten Zapfen ab und brachte ihn ihr. Doch auch Roban, der Köhler, war in Liebe zu der Schwanengleichen entbrannt; weil er aber arm und unansehnlich war mit seinem Buckel und der schiefen Nase, dachte er bei sich: Ich muss in die Berge gehen, wo Firuns Atem am kältesten ist. Dort werde ich den größten Zapfen finden.
Wacker stapfte er los und drang in eisige Höhen vor. Da pfiff der Sturmwind, dass ihm Hören und Sehen verging, und die Kälte drang ihm bis ins Mark. Doch seine Liebe gab ihm Kraft, und schließlich fand er einen Zapfen, der hing von einem Felsvorsprung herab. Den brach er ab und schleppte ihn ins Tal, unter größten Mühen und Strapazen. Doch wie er seine Gabe vor die Hütte der Schönen legte, da lachte sie nur – und nahm den Gelphart zum Mann, denn der war hübscher als der Köhler. Da erkannte dieser, dass ihr Herz so kalt war wie die Gabe, die sie sich gewünscht hatte, und getröstet zog er von dannen.
- Ein Eisgalgen ist ein Holzgerüst mit zahlreichen Querstangen, das bei Firunskälte so mit Wasser übergossen wird, dass sich Eiszapfen bilden. Diese werden geerntet und in Eiskeller verbracht; vor allem Brauer sind auf diese Art der Kühlung angewiesen.