Die Rückkehr eines Unruhestifters

        

 

 

Texte der Hauptreihe:

K1. Versperrte Tore in der Neuen Bastey

K2. Ein Fall von Wegelagerei?

K3. Seine Durchlaucht sticht in See

K4. Am Rande notiert

K5. Das Ende der Trägheit?

K6. Auf gen Okdrâgosch!

K7. Das Tor ist zu

K8. Anzeigen

K9. Die Rückkehr eines Unruhestifters

K10. Das Praioshangeln

K11. Das Gasthaus „Zum tanzenden Bären“ in Oberangbar

K12. Neuigkeiten aus der Hauptstadt

K13. Neuigkeiten aus den Grafschaften

K14. Scharmützel, Gestech und allerley Kurtzweyl

K15. Von Vögten und Landvögten

K16. An den Liebsten

K17. Firun zu Ehren

K18. Öl ins Feuer gegossen

K19. Frisch gedruckt, schon fast vergriffen

K20. Grothissa Götnisch, die Edle von Sylbrigblick

K21. Ein Meisterwerk wird eingeweiht

K22. Tsas Segen für Uztrutz

K23. Manches dauert länger als anderes

K24. Die Fürstenbirnen

K25. Wengel geht aufs Ganze

K26. Nachgedacht

Ing 1046 BF

Die Rückkehr eines Unruhestifters

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Kosch-Kurier 79 Kapitel 9

Das Praioshangeln

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Autor: Wolfhardt

Ausgabe Nummer 79 - Rahja 1046 BF

Die Rückkehr eines Unruhestifters

Melcher Siebenschröter ist wieder im Kosch

BRN. METENAR, Ingerimm 1046 BF. Der berüchtigte Melcher Siebenschröter, der über ein Jahrzehnt nicht mehr im Kosch gesehen worden war, ist wieder aufgetaucht — und zwar ausgerechnet in Metenar.

Die geneigte Leserschaft wird sich vielleicht erinnern: Melcher Siebenschröter gehörte zu den Köpfen jener Bande von Gesetzlosen, die im Jahre 1033 BF unter Ulfried dem Blutigen das Trolleck besetzt hielt. Damals sah sich Graf Wilbur genötigt, mit großem Gefolge gegen die Vogelfreien zu ziehen, um die praiosgefällige Ordnung wiederherzustellen.

Melcher Siebenschröter war so klug, sich angesichts der Übermacht zu ergeben. Er wurde in Ketten gelegt und zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt, doch beim Praioshangeln Anfang 1035 BF gelang es ihm in einem erstaunlichen Kraftakt, die Schwertschlucht zu überqueren. Nach alter Tradition wurde er darum vom Fürsten begnadigt und erhielt die Freiheit. Er ging seiner Wege und verschwand — worüber keiner böse war. Was er in den folgenden Jahren tat oder ließ, ob er dem Kosch den Rücken kehrte oder irgendwo zwischen Greifenpass und Großem Fluss im Verborgenen lebte, weiß keiner zu sagen.

Doch eines ist so gut wie sicher: Er ist wieder da! Im „Wengenhorn“, einer Taverne in Rhôndur, soll er eingekehrt sein. Dies bezeugt die Kramboldin Daria Grauhaar, die trotz ihres Alters ein gutes Gedächtnis hat. Sie kenne Melcher Siebenschröter noch von früher, und wenn auch seither viel Wasser den Großen Fluss hinuntergeflossen sei, so habe sie vor allem seine Stimme und sein dröhendes Lachen wiedererkannt.

Auch Vittel Scherbenglück, ein Veteran des Trolleck-Feldzugs, ist sicher, dass der Mann im „Wengenhorn“ tatsächlich Siebenschröter gewesen sei. Er habe sich beim Wirt erkundigt, wo es nach Krotenworst gehe — einem finsteren Winkel im Wald, der von allerlei zwielichtigen Gestalten bewohnt wird.

Nun ist es einem, den der Fürst begnadigt hat, gewiss nicht verboten, in einer Rhôndurer Taverne ein Bier zu trinken; und freilich darf er sich auch nach diesem oder jenem Weg erkundigen; doch wer bei dieser Geschichte nicht aufhorcht und zumindest die Stirn in Falten legt, möge zum Hesindetempel gehen und um Erleuchtung bitten.

In Rhôndur und den umliegenden Orten nimmt man die Sache jedenfalls ernst und hat die Büttel und Torwachen angewiesen, besonders auf der Hut zu sein.

Karolus Linneger

Meisterinformationen

Die Zeugen haben sich nicht getäuscht: Bei dem Mann in der Rhôndurer Taverne handelt es sich tatsächlich um Melcher Siebenschröter, der nach seiner Begnadigung lange Zeit von der Bildfläche verschwunden war — ohne jedoch die tugendhaften Pfade eines bürgerlichen Lebens zu beschreiten. In Krotenworst sucht er „handfeste Kerls und Weibsbilder“, um sie der Bande des Ferk von Alrichsbaum als Verstärkung zuzuführen. Er selbst zieht es vor, im Hintergrund zu bleiben — die Zeit in der Heisenbinge hat ihm ein für allemal gereicht …