Vier Monate und sechs Götter - Ein Brief aus Donnerbach

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Weiden, 1029
Liebe Alvide,

Wir haben endlich Donnerbach erreicht. Die Reise war sehr anstrengend und hat viel von uns gefordert, aber ich schätze, dass ist so im Sinne Rondras. Die Wildermark haben wir fast gänzlich mit einem Handelszug durchquert. Ständig wurde der Zug um Wegzoll erleichtert, und dreimal mussten wir Angriffe von Wegelagerern mit der Waffe in der Hand abwehren.
In einem kleinen Ort haben wir dann den Wagenzug alleine weitereisen lassen und sind zurückgeblieben, weil ein Traviatempel kürzlich in Brand gesteckt wurde. Wir haben dem alten Priester dabei geholfen die vielen Brandlöcher im Dach zu reparieren, und haben uns dann ein paar Tage später einem Pilgerzug nach Donnerbach angeschlossen. Dieser Pilgerzug hat mich fast mehr an einen Heerzug erinnert. Alle waren sie schwer gerüstet und kampfbereit, und uns wollten sie erst nicht glauben, dass wir auch Rondrapilger sind. Es scheint fast so, als wäre es außerhalb des Hügellandes üblich, solcherart gerüstet auf Pilgerfahrt zu heiligen Stätten der Rondra zu gehen.
Vom alten Darpatien sind nur noch Trümmer übriggeblieben. Die Wildermark hat ihren Namen wahrlich verdient. Überall herrscht Gesetzlosigkeit und die wenigen kaiserlichen Soldaten, die man sieht, sind erschöpft, ausgelaugt und desillusioniert. Vom einst so stolzen Wehrheim sind nur noch Trümmer geblieben und in diesen hausen Söldner und anderes Gesindel. Ihr Anführer ist gar der ehemalige Reichserzmarschall Leomar vom Berg. Ich wollte es erst gar nicht glauben, aber aus dem Mann, der einst das Reichsheer an der Trollpforte führte ist ein gemeiner Söldnerführer geworden. Nach seinem Verrat hat er vermutlich keine große Wahl mehr gehabt.
Gemeinsam mit diesem Heerhaufen erreichten wir dann unbeschadet Donnerbach, auch wenn die Reise wegen der schlechten Wegeslage erheblich länger gedauert hat, als ich es angenommen hatte. Die Donnerfälle lassen sich nicht in Worte fassen. Sie haben etwas majestätisches, wie sie so in die Tiefe rauschen. Auf der glitschigen Treppe wäre ich fast in die Tiefe gestürzt, aber ich konnte mich gerade noch mit meinem Wanderstab abstützen. Die Kavernen sind dann erfüllt von dem Dröhnen der herabfallenden Wassermassen, aber ich nehme mal an, dass du das noch alles von deiner Pilgerreise in Erinnerung hast.
Im Gasthaus sind wir mit einer Gruppe raubeiniger Ritter aus Weiden aneinandergeraten. Sie wollten uns doch tatsächlich einreden, dass die Armbrust eine unritterliche Waffe sei, und dass wir sie im Kosch nur so gerne führen, weil wir da alle halbe Zwerge seien. Diese Kerle waren allerdings auch ziemlich betrunken, aber hier scheint der Gebrauch einer Armbrust tatsächlich ehrenrührig zu sein. Die spinnen, die Weidener!
Bald werden wir dann gen Ilsur aufbrechen. Die Reise dorthin wird uns auch über den Sichelstieg führen, aber Berge sind wir Koscher ja gewöhnt.
Ich hoffe es geht allen gut und du hast viel Erfolg auf den Turnieren diesen Sommer. Grüße bitte alle ganz herzlich von mir!

Dein Erlan