Uztrutzer Umtriebe - Ein Schwur im Ingerimm
Anfang Ingerimm 1038 BF, Uztrutz
Grimbart von Uztrutz wischte sich den Schweiss von der Stirn. Es war ein heißer Tag heute und die Sonne brannte unerbittlich auf die kleine Reisegruppe nieder. Vor vier Tagen noch war er in den Nordmarken gewesen. Dort hatte er nach der blutigen Schlacht von Wichtenfels zwischen den Parteien vermittelt und gerade noch verhindern können, dass die siegreichen Städter die Gefangenen Adligen der Koradiner aufknüpften. In Twergenhausen hatte ihn dann auch die Nachricht vom Tod seines Vaters erreicht. Nach dem Ausfall von Metzels Seite war er als Zweitgeborener am Zuge. Nun stand er also an der Schwertschlucht in den südlichen Koschbergen und freute sich, dass die beiden Rondrageweihten Perval und Raban Axtkind von Vardock seiner Bitte nachgekommen waren, ihn hier zu treffen. Grimbart selbst war nur ein Laiendiener der Rondra, ebenso wie seine Begleiterin Firuna, denn auch sie war „nur“ eine Laienschwester im Schwertbund von Gerrun, und für das, was er vorhatte, brauchte er einen Geweihten.
Nach der freudigen Begrüßung kam Grimbart gleich zur Sache „Freunde, ich habe euch hierher gebeten, damit ihr mir einen heiligen Eid abnehmen könnt.“ Perval schaute ernst, während Raban eher amüsiert antwortete „Was willst du den hier schwören, dass du gleich zwei Schwertbrüder als Zeugen brauchst, und das hier an einem der heiligsten Orte der Rondra im Kosch?“
„Du wirst schon sehen“, antwortete Grimbart und zog sein Schwert aus der Scheide „Hiermit gelobe ich, Grimbart von Uztrutz, hier vor Zeugen, dass ich meine Baronie der Rondrakirche als Lehen überlassen werden, sobald der elendige Streit mit den habgierigen Kindern Alrichs beigelegt ist. In Uztrutz soll das neue Herz der Rondrakirche im Kosch entstehen und von hier aus wollen wir mit Feuer und Schwert gegen die Feinde der Zwölfgötter ziehen.“ Als er geendet hatte, ritzte er sich mit seinem Schwert die Handfläche und ließ sein Blut in die Schwertschlucht hinab tropfen. Perval und Raban schauten sich verblüfft an, doch dann sprachen sie gemeinsam: „Das bezeugen wir.“ Firuna schien deutlich weniger überrascht, hatte Grimbart sie doch bereits eingeweiht. „Auch ich bezeuge dies. Und ich werde unseren Brüdern und Schwestern in Gerrun davon berichten und dann werde ich mit so vielen Mitstreitern als möglich an eure Seite zurückkehren.“
Perval und Raban schienen sich langsam von ihrer Überraschung gefangen zu haben. Ein Kirchenlehen für die Kirche der Rondra, gleich hier im Kosch? Das war schon fast zu gut, um wahr zu sein. So sprach Perval für die beiden Vettern: „Auch wir werden diesen Schwur im Land bekannt machen, und sobald dies getan ist an eure Seite zurückkehren, denn ihr werdet unsere Hilfe sicher gut gebrauchen können. Dieser Schwur kann dir ganz schönen Ärger einbringen. Ob der Fürst da nichts einzuwenden hat, oder die Rohalschen Gesetze davor sind, vermag ich nicht so Recht einschätzen. Was ich aber ganz sicher weiß ist, dass die Priesterkaiser noch immer in schlechter Erinnerung geblieben sind und so werden viele Koscher, egal ob nun adelig oder gemein, skeptisch auf ein Kirchenlehen schauen. Mag sein, dass sich so mancher wegen des Schwurs gegen dich stellen wird, und auch in der Kirche wird nicht jeder begeistert sein, denn die Priesterkaiser brachten unseren Kult einst an den Rand der Vernichtung. Seit Rohal war nur das Land am Greifenpass kurz an die Praioskirche vergeben, und das ging ja ziemlich schief. Aber was stehe ich hier und halte große Reden? Du hast das sicher bereits alles bedacht und die Rondrakirche kann wirklich jede Hilfe gebrauchen, gerade wo es so bald gegen Haffax losgeht. Was soll es also... Raban und ich werden für dich streiten. Wir haben zusammen viel durchgemacht und irgendwofür muss man sich ja schlagen.“ Sprach's und grinste schief. Grimbart lächelte erleichtert, ihm war ein Stein vom Herzen gefallen. Unter ihm würde die Rondrakirche endlich aus ihrem Winterschlaf im Kosch erwachen und zu ihrer einstigen Blüte zurückkehren.