Unter Schurken - Steiler Aufstieg
Die vordere Gruppe stieg weiter flott voran, aber von Zeit zu Zeit drehte Merwerd Stoia seinen Kopf, um zu sehen, ob Rena und Wolfhardt wohl Schritt hielten. Sie taten es, obwohl sie sich – wie er erfreut feststellte – angeregt unterhielten. Das war schon gut so, dachte sich der Baron, denn wer nicht ans Marschieren denkt, kommt leichter voran.
“Weit kann es nicht mehr sein“, brummelte Gorbosch, bückte sich, grub ein handgroßes Loch in den lockeren Schnee und untersuchte den felsigen Untergrund.
“Das ist recht. Denn wenn wir diese Mine endlich erreicht haben, werden wir uns mit ein, zwei Hanghäschen stärken und dann den Schurken packen!“
Ritter Falk war des Wanderns inzwischen offenbar ebenfalls überdrüssig geworden. Es wurde noch kälter, und alle Fünf vergruben ihre Gesichter in die Krägen ihrer Übergewänder. Rena und Wolfhardt hatten wieder zu den anderen aufgeschlossen, denn ihr Gespräch hatte damit geendet, daß sie ihre Mäntel bis unter die Nasenspitze schlossen. Die Felswände, die letztlich zum Gipfel führen würden, ragten nun fast lotrecht nicht weit vor ihnen auf. Sie mußten wieder vorsichtiger werden, denn wenn der Jergenquell sich tatsächlich in den Stollen eingerichtet hatte, hatte er den Eingang sicherlich nicht unbewacht gelassen. Die Vegetation hier oben war nicht einmal mehr spärlich zu nennen, dennoch hörte man immer wieder das heisere Krächzen eines Raben. Oder war es gar ein anderer, größerer Vogel?
Hinter einen Findling gekauert, hielten sie kurz Rat. Wie gut, daß immer da einer lag, wo sie gerade einen brauchten. Die Zwölfe mußten mit ihnen sein! Es hatte wieder leicht zu schneien begonnen.
“Es ist eine gute Idee, die Dämmerung abzuwarten, ehe wir uns in die Mine wagen wollen. Allerdings sollten wir wiederum das letzte Tageslicht nutzen, um den Eingang überhaupt zu finden!“
Besser als der Wiesner hätte das wohl keiner der anderen formulieren können.
“Na gut, ich werde mir die Sache mal ansehen. Wenn hier jemand was von Felsen versteht, dann bin ich das wohl!“
Auch Gorims Sohn konnte keiner widersprechen. Und so lehnten sie sich an den Stein, während der Angroscho in geduckter Haltung Richtung Felswand schlich.
“Und wenn er doch einer von den Schurken ist?“ fragte Ritter Falk unbedarft. Daran hatten sie gar nicht gedacht! Wie leicht könnte der Zwerg sie verraten und man müßte sie nur noch hier abholen. Er hatte sie ja auch zielstrebig bis hierher gebracht.
“Auch dann werden wir in die Mine kommen.“
Der Vinansamter mußte sich innerlich ob seiner Leichtgläubigkeit bitterlich ärgern.
“So oder so!“