Heimkehrende Schilde: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 21. November 2023, 22:11 Uhr


Kosch-Kurier8-35.gif

Ausgabe Nummer 35 - 1027 BF

Von edelsten Geschlechtern: Heimkehrende Schilde

Von den Vorbereitungen für das gräfliche Turnier zu Koschtal

KOSCHTAL/BARONIE DRAKFOLD. Munteres Treiben herrscht auf den Brückfeldern nördlich der Grafenstadt, in Sichtweite des über dem Sylbrigen See wachenden Bergleins Grafenstein. Dort, wo eine kleine Steinbrücke die quirlige Bodrin (jenen Fluß, der dem Geschlecht des Grafen seinen Namen gab), überquert. Eilig werden hier die letzten Tribünen gezimmert, das Turnierfeld abgesteckt, geebnet und geschmückt. Denn eben jenes Geschlecht will im Traviamonde durch ritterliche Tjoste jenen finden, der die Hand der späteren Gräfin Iralda erhält (der eifrige Leser mag sich an den Aufruf im letzten Kosch-Kurier erinnern) und an ihrer Seite die Geschicke der Grafschaft lenken mag.

Wenngleich sich jeder über dieses kommende Ereignis freute, war nicht nur Truchseß Garubald Grobhand, der treue Ministeriale des Grafen, über die Wahl des Ortes indes nicht recht glücklich. Er aber war es, der vor Herrn Helkor trat und seine Bedenken äußerte. Auf den Brückfeldern habe der falsche Kaiser und Fürst Porquid 78 vor Hal nach dem Saustechen zu Fürstenhort den grausam geschändeten Leichnam der Gräfin Vieska einer makabren Vogelscheuche gleich aufstellen lassen um deren Unterstützung und Treue zum Haus Eberstamm zu strafen und die braven Schetzenecker zur Unterwürfigkeit zu mahnen. Dies sei bis heute im Volk unvergessen, und deshalb meide man die Felder bis in unsere Tage.

Den alten Grafen aber ereilte da einer der Zornestürme, die ihn zuweilen aus düsteren Gedanken reißen. Er wollte von derlei Gefühlsduseleien nichts wissen und sprach, daß die Zukunft des Hauses Bodrin am Ufer eben jenes Flusses entschieden werden solle — und die Brückfelder seien der einzige derzeit brachliegende Grund im Umkreis vieler Meilen, überall sonst stünde das Korn oder das Vieh.

Den Einwand seines Truchsessen, daß die Felder nur deshalb brach lägen, weil der letzte dortige Bauer Polter Magerhalm sich weiland aus Kummer in der Bodrin ertränkte, schien Graf Helkor von Schetzeneck nicht mehr zu hören und wies den wackeren Meister Garubald mit ausgestrecktem Arm aus dem Saal.

So blieb es also dabei, die verfallene Kate Magerhalms machte Platz für jenes Feld auf dem sich in wenigen Monden das Schicksal der Grafschaft entscheiden würde, und mittlerweile haben sich gar erste Zelte der Streiter zum Tjostgrund gesellt. Von den unbemalten Holzschilden, die der Graf den Boten mitgab, die zu den stolzesten Geschlechtern des Reiches ausritten, um zu diesem besonderen Turnier zu laden, kamen zunächst nicht wenige blank zurück. Vor allem in Weiden und Tobrien brauche man noch immer jeden Mann zur Verteidigung der Heimat, so die verständliche Kunde. Die Garetier dagegen zeigten sich vom letzten Sonnwend-Orakel zu Gareth derart beeindruckt, daß sie ihre Zusage kurzfristig zurücknahmen.

Aus Darpatien, Albernia, dem Hinterkosch und der koscher Heimat aber waren dann aber doch so manche Schilde mit dem Wappen der geladenen Geschlechter zurückgekehrt und bezeugten die Annahme der Herausforderung. Auch wenn die ob alter Zwiste nicht geladenen Grafenhäuser Greifax und Albenhus freilich fehlten, sorgte etwa das Eintreffen der Wappen der Geschlechter Rabenmund, Nadoret oder Treublatt für gehörige Aufregung unter den Koschtalern — und das, obwohl noch immer nicht alle Boten zurückgekehrt sind. So künden die bunten Schilde an der Brüstung der Ehrentribüne nach und nach vom illustren Reigen, der sich schon bald ein Stelldichein geben wird, um im ehrbaren Wettkampfe die Gunst von Komteß Iralda Mechtessa zu gewinnen.

Der Kosch-Kurier berichtet in der kommenden Ausgabe.

Losiane Misthügel