Der „Stollen“

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Ausgabe Nummer 9 - Ingerimm 1016 BF

Schänken des Kosch: Der „Stollen“

Ein gastliches Haus zu Twergentrutz

Zu meiner Freude ist es mir vergönnt, eine der wahrhaft sehenswerten Kneipen des Koscherlandes zu beschreiben. So es mir auch nicht gelungen war, den Bergkönig selbst dorten anzutreffen, so lohnt der Flair dieses Ortes einen Besuch allemal, auch ohne seine bergfreiheitliche Majestät.

Der Stollen, eine der jüngeren Kneipen der Baronie Twergentrutz und speziell für Zwerge interessant, liegt etwas abseits des Greifenpaß, knapp außerhalb der Ortschaft Paßweiser und ist in Natura ein verlassener Minenstollen. Seine Entstehung verdankt er der Tatsache, daß dem Bergkönig Gilemon mit etwa 30-jähriger Verspätung einfiehl, daß ihm der heutige Wirt Rumborag lange Zeit ein treuer Kamerad war.

So zeigte sich nun der Bergkönig freigiebig und gab dem Weggefährten vergangener Tage nach reiflicher Überlegung den alten Stollen zum Lehen.

Rumborag verwandelte den ansonsten unergiebigen Stollen in eine Kneipe, wie sie sonst wohl nur die Fürstenstadt Angbar kennt. Die etwas ungewöhnliche Gestaltung des Innenraumes und die enorme Länge — mit einer fast 150 Schritt langen Theke ist es die längste Kneipe Aventuriens — machten alsbald den Stollen zu einem beliebten Ausflugsziel, vor allem bei den Zwergen der Umgebung. Im folgenden möchte ich nun auf die gelungene Beschreibung der Intarsien zurückgreifen, die mein hochgeschätzter Lehrmeister, seine Gnaden Selphyr Sunderglast, seinerzeit zur Theken-Eröffnung verfaßte:

„[...] Hat man den etwas abseits der Strasse gelegenen Eingang gefunden, der im übrigen für unsereins recht niedrig ist, so gelangt man alsbald über eine endlose Reihe von Stufen in den Schankraum, dessen 50 Fuß tief gelegenes hinteres Ende kaum mehr erkennbar scheint. So nutzt der Wirt die Länge des Raumes, um an der gegenseitigen Stollenwand noch eine Verspiegelung aus poliertem Kristall anzubringen, die den Eindruck erweckt, der Stollen sei noch weitaus länger, als er überdies schon ist. Die Theke selbst ist aus bestem koscher Holz gefertigt, die Decke mit original Stützbalken aus der Bergfreiheit versehen und die Hocker dem Stil der Angbarer Kneipen nachempfunden — niedrig, aber dafür umso breiter. So ist ein fester Sitz gesichert und der zwergischen Abneigung vor großen Höhen Rechnung getragen.[...]

[..] Das ausgeschenkte Flözbräu, die Hausmarke, erinnert zwar vom Geschmack her an die einstmals hier abgebaute Kohle, ist aber doch einen Schluck wert. Zudem sind fast alle koscher Biere, allen voran das dunkle Ferdoker, zu haben. Speisen läßt es sich hier auch, doch kann man dabei nur zwischen Eintopf Angbar und Eintopf Koschim wählen, die wohl nur ein Spezialist zu unterscheiden vermag, beide sind äußerst zwergisch, d.h. stark gewürzt und sehr dickflüssig. Die üblichen Schlägereien zwischen den Hügelzwergen und den Halbstarken aus der Bergfreiheit werden zur Freude des Reisenden meist schnell vom Wirt nach draußen verlagert, so daß es, abgesehen von den gelegentlichen Gastspielen der Bergkapelle Koschim oder dem Darmpfeifenchor Trottweiher, recht ruhig zugeht. Allerdings sollte man dann beim Hinausgehen auf fliegende Fäuste achten.[...]“

Der Autor mußte im übrigen die Erfahrung hinnehmen, daß es unklug ist, sich am hinteren Teil der Theke niederzulassen, da die Bedienung für die Belieferung der solchermaßen abgelegenen Gäste — wohl aufgrund zahlreicher Zwischenaufenthalte und Störungen durch andere Gäste — teilweise Stunden braucht. Auf dem Weg vom einen Ende der Theke zum anderen wird selbst die heißeste Suppe kalt, das kühlste Bier schal und fade.

J.S.