Das Mysterium von Nachtreigen

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Ausgabe Nummer 54 - Phex 1032 BF

Das Mysterium von Nachtreigen

Wundersames Getier mitten im Angbarer See?

KAISERLICH PERVALIA. Grässliches Geheul und andere furchteinflößende Laute bewogen kürzlich den Kastellan von Kaiserlich Pervalia, Bardo von Bardostein, gemeinsam mit seinem Inselnachbarn, dem Reichsedlen Therunbold von Cellastein, der ‚Verbotenen Insel‘ Nachtreigen einen Besuch abzustatten.

Bereits seit mehreren Monden waren in manchen Nächten die schauerlichen Geräusche zu hören gewesen, doch dem Kastellan war es bislang nicht möglich gewesen, der Sache auf den Grund zu gehen, existiert doch bekanntermaßen seit Retos Tagen ein kaiserliches Verbot, die Insel Nachtreigen zu betreten. Da es dem jungen Verwalter der im Bau befindlichen Kaiserpfalz jedoch ein Anliegen ist, auf Pervalia die nötige Sicherheit für künftige Besuche der Kaiserin zu gewährleisten, sah er es als seine Pflicht an, die merkwürdigen Umtriebe auf der‚Verbotenen Insel‘ zu untersuchen.

Also wurden mehrere Depeschen an den Kaiserhof versandt, mit der Bitte, einen kaiserlichen Dispens für das Betreten der Insel auszusprechen und dadurch den Zustand der kaiserlichen Güter ordnungsgemäß erfassen und dokumentieren zu können. Als Inspekteure erboten sich die beiden Reichsedlen von Bardostein und Cellastein höchstselbst, da sie es als echte Koscher für geboten hielten, gewissermaßen vor ihrer eigenen Haustür für Ordnung zu sorgen.

Nachdem nach längerer Korrespondenz die nötige Erlaubnis schließlich erteilt worden war, bestiegen die beiden Adligen in Begleitung zweier Knechte die Jacht des Kastellans und legten auf Nachtreigen an.

Was auf der ‚Verbotenen Insel‘ – die nun nicht mehr ganz so verboten war – dann geschah, entzieht sich weitgehend unserer Kenntnis. Der eine Knecht hat seit dem Besuch der Insel kein einziges Wort mehr gesprochen, während der andere wirre Geschichten von exotischen Vögeln, gefährlichen Raubtieren und fremdartigen Fabelwesen zum Besten gibt. Die beiden Reichsedlen hingegen hüllen sich in Schweigen und verweisen darauf, dass die Sache zunächst mit der Kaiserin persönlich erörtert werden müsse. Aus Fürstlich Erlenschloss hört man jedoch Gerüchte aus dem Umfeld Prinz Ansholds, dass der Erbprinz angeboten habe, für etwaige exotische Tiere zu sorgen und sie in seiner Menagerie zu pflegen, bis die Kaiserin ihrer bedürfe – natürlich nur gesetzt den Fall, dass solche auf Nachtreigen zu finden seien.

Fredor Jergenfeld

Meisterinformationen

Zu Zeiten der Kaiserzwillinge Bardo und Cella war auf Betreiben der Kaiserin eine exotische Menagerie auf Kaiserlich Nachtreigen eingerichtet worden, in der für den Kosch höchst ungewöhnliche Tiere wie Khoramsbestien, Malmer, Nachtwinde oder gar ein Paar der sagenumwobenen See-Pferde lebten. Unter Kaiser Reto wurden die Kaiserlichen Inseln bekanntlich sich selbst überlassen, allerdings erließ der Kaiser ein striktes Verbot, die Insel Nachtreigen zu betreten. Man ging davon aus, dass die Tiere früher oder später von selbst verhungern würden.

Doch offenbar hat ein Teil der Wesen überlebt und sich weiter fortgepflanzt, so dass dort heute eine einzigartige Tierwelt zu finden ist. Während Erbprinz Anshold von Eberstamm natürlich Interesse an den exotischen Tieren zeigt, um sie in seine weithin bekannte Menagerie zu überführen, hegt Kastellan Bardo von Bardostein eigene Pläne: Er möchte die Menagerie auf Nachtreigen für die Kaiserin wieder herrichten lassen und damit nicht zuletzt seinen Konkurrenten um das Pfalzgrafenamt Perval von Nadoret ausstechen, der bereits seit längerem plant, in Kaiserlich Brinstreuen einen ähnlichen Tiergarten einzurichten.

Irdisch fußt der Artikel auf dem Artikel „Und Ringsum nur Wasser – Teil 2“ von Tobias Radloff, der im Aventurischen Boten 147 erschienen ist und unvorsichtiger Weise gleich die gesamten Kaiserlichen Inseln zu Geziefer-verseuchtem Sperrgebiet erklärt hat – ein Umstand, den ein Koscher Kastellan natürlich nicht auf sich sitzenlassen kann.