Die Butterböser Runde - Kosch-Kurier 43

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Ausgabe Nummer 43 - Ingerimm 1029 BF

Die Butterböser Runde

Vom Grafen Growin in Ferdok

Es war einer jener Tage im beginnenden Frühjahr, da tagsüber Praios’ Sonnenscheibe schon tüchtig vom Himmel strahlt, und auch des Abend gleich einer ingerimmgefälligen Glut noch ihre Wärme zu spüren ist, ohne welche aber die über den Grauen See ins Hügelland streifenden Lüftchen doch empfindlich kühl wären. So aber saßen am nämlichen Abend auch nach Einbruch der Dunkelheit in Butterbös dreie am Tisch vor einer Schankwirtschaft und spürten nur dann und wann einen kalten Hauch, der vielleicht ein Lehrmädchen kurz hätte erzittern lassen. Sie aber störte wohl nichts, denn eine gute Mahlzeit mit einigen echten Schank Bier und einem Schluck gutem Koschwasser zum Abschluss wärmten sie von innen, und obendrein waren es gestandene Mannsbilder, die dort beisammen saßen.

Die drei hockten wie beinahe jeden Praiostagabend am Tisch unter der Linde, welcher seit Vorvätergedenken der begehrteste der Schenke war und seit etlichen Praiosläufen aus eben diesem Grund ihnen zugestanden wurde: Meister Erzbart Pockendunckel war als bester Schuster der ganzen Werkschaft bekannt, und seine Tischgenossen in Mütterchen Ilmoschas Schenke waren deren Bruder Brimbosch aus der Sippe der Häswurzens sowie der Kaufmann Baduar Trinkspiel.

Dieser war wie beinahe alle zwei oder drei Wochen nach Angbar gefahren war, wo er den Markt besucht und auch wieder Geschäfte mit seinem bekannten Gildenbruder Odoardo Marktwardt getan hatte. So waren nun auch an diesem Abend die neuesten Angelegenheiten in Stadt und Land, welche Herr Trinkspiel seinen Tischgenossen zu berichten wusste, in aller Form besprochen worden und manches für gut, einzelne Neuigkeiten freilich auch als wenig koscher befunden worden. Weil es heißt, dass der schlaue Ratsherr Markwardt seinerseits den Worten Trinkspiels Vertrauen schenkt, wenn er erfahren will, was man im Lande rings um die Eherne so von diesem oder jenem denkt, wollen wir nun von einem Teil dessen berichten, was die drei an nämlichen Abend sprachen.

Vom Grafen Growin hat man in den letzten drei oder vier Götterläufen kaum noch etwas vernommen“, sprach Herr Trinkspiel, nachdem er behaglich den letzten Schluck aus seinem Humpen genommen hatte. „Wohl steht er dem Fürsten immer noch mit gutem Rat zur Seite, wann dieser es wünscht, und hat seine Durchlaucht auf dessen Wunsch gar wiederholt inden Hinterkosch begleitet, doch in seiner eigenen Grafschaft hat man ihn selten außerhalb seiner Residenz gesehen.“

Meister Brimbosch nickte und fuhr sich mit der Hand durch den Bart, der nach Zwergensitte sein ganzer Stolz war. „Es mag wohl sein, dass das junge Väterchen die Menschen schon müde wird“, sprach er zu seinen menschichen Freunden. „Für einen Angroscho ist manchmal nicht leicht zu sehen, wie ihr Großlinge schon klapperig werdet, kaum dass man euch ein paar Jahre lang kennt.“

„Ach, Brimbosch, das will ich nicht glauben. Als nächstes erzählst du mir, dass Herr Growin schwerer an seiner Last trägt, weil er in so jungen Jahren Graf geworden ist und nicht schon achtzig oder hundert Praiosläufe zählte!“ Der brave Pockendunckel war’s, der da widersprach (und freilich Meister Brimbosch von Kindesbeinen an kannte). „Meinst du denn, dass der Graf, der doch ein grimmiger Krieger ist, von so zarten Gemüt sei?“

„Ich kann mir schon wie Brimbosch hier denken, dass der Graf müde wird — doch wohl nicht von uns Menschen“, ließ Herr Trinkspiel sich hören. „Die Kämpfe, das Elend und die Dämonenzauber unserer Tage sind es, die ihm Kummer bereiten. Die Lanzerinnen… tot sind sie fast allesamt.“

„Und auch die junge Rena, seine erste Rittsfrau, wird künftig wohl nicht mehr an des Grafen Seite sein, sondern bei ihrem Gatten. Der Dichterfürst Wolfhard ist ja nun Baron“, fiel Brimbosch noch ein, der seit manchen Jahren gute Kontakte nach Oberangbar unterhielt, wo der Herr von der Wiesen nun als neuer Herr auf der alten Feste saß.

Da aber unterbrach sie ein Krachen. „Potzrabbatzstrunk, was ihr Mannsbilder nur wieder redet!“, fuhr dem Zwergen seine Schwester, die Wirtin, beinahe ins Wort, nachdem sie das Tablett mit drei wohlgefüllten Maßkrügen und einer Schale gebackener Schinkenstriemel geräuschvoll auf dem Tisch abgesetzt hatte. „Du klingst ja fast, als hätte Meister Growin sich in die junge Rena verguckt, Brimbosch! Vielleicht ist’s aber nur Zeit, dass er sich mal einen besseren Koch ins Haus holt, damit ihm bei gutem Essen die Lust auf Sauertöpfigkeit vergeht. Und wenn er wirklich auf Brautschau gehen müsst’, dann wird er das gewiss am besten selbst wissen und sich dabei auch geschickter anstellen als du zu deiner Zeit, mein Bruder!“ Sprach’s und ließ die verdutzen Männer an ihrem Tisch zurück: Brimbosch, der nur mit den Schultern zuckte, derweil Pockendunckel aufmerksam sein frisches Bier musterte und Trinkspiel gedankenverloren an einem Schinkenstriemel nagte.

Burgholdin der Jüngere, Geweihter Hesindes