Einer ist mehr als drei

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Ausgabe Nummer 43 - Ingerimm 1029 BF

Aus Koscher Sagenwelt: Einer ist mehr als drei

Eine Sage über den Rabbatzmann

Einmal gingen drei Gratenfelser durchs Gebirge. Unter Mittag kamen sie an einen rauschenden Bergbach, über den ein Baumstamm als Brücke führte. Wie sie den Steg gerade betreten wollten, kam von der anderen Seite ein großer, breitschultriger Mann mit zotteligen roten Haaren daher. Auch er betrat den Steg und forderte die Hinterkoscher auf, ihm Platz zu machen. „Warum sollten wir das tun?“, riefen die. „Denn wir sind drei, doch du nur einer. Also weiche du und mach uns Platz.“ — „Schafft einen Braten her und Bier, so sollt ihr sehen, dass ich essen und trinken kann wie vier!“, erwiderte der Hüne. „Ei nun, das mag wohl sein, doch haben wir zuerst den Fuß auf diesen Steg gesetzt.“, entgegneten die Hinterkoscher. Darauf der Hüne: „Ich ging doch gestern schon auf diesem Weg und über diese Brücke, habe also lange vor euch meinen Fuß darauf gesetzt.“ Da wurden sie ärgerlich und drohten: „Kerl, wenn du nicht gleich zurückweichst, kriegst du unsre Stecken zu spüren!“ — „Kommt nur!“, sprach er und begann, mit dem Vordersten zu fechten. Sie tauschten ein paar Hiebe miteinander, dann tat der Hüne einen gewaltigen Schlag mit seinem Stock, dass der Gratenfelser fünf Schritt weit nach hinten flog und ganz benommen im Grase liegen blieb. Da wichen die zwei anderen erschreckt zurück und gaben den Weg frei. Der Rabbatzmann (denn niemand andres war der Hüne!) schritt in aller Seelenruhe an das Ufer; dort besann er sich, hob dann den großen Baumstamm, als wär’s ein Kienspan, auf die Schulter und zog von dannen. „Ich hab’ ihn nämlich auch dorthin gelegt!“, rief er den dreien zu. Aufgezeichnet von

Karolus Linneger